Nur ein Sommer – Kritik

Bauer sucht Frau in den Schweizer Alpen.

Nur ein Sommer

Eigentlich ist Eva (Anna Loos) vollkommen zufrieden. Gemeinsam mit ihrem jugendlichen Sohn Jens (Robert Höller) und ihrem fast ebenso jugendlichen Lebensgefährten Marco (Steve Windolf) lebt sie in einer Eberswalder Plattenbausiedlung, in der nicht die übliche Beton-Tristesse herrscht, sondern man sich der kleinen Dinge noch freuen kann.

Einzig ihre Arbeitslosigkeit macht Eva zu schaffen. Sie kann sich einfach nicht erklären, warum jemand, der arbeiten kann und will, nicht die Chance dazu bekommt. Ebendiese Chance bietet sich ihr aber, als die Arbeitsagentur der mehrfach umgeschulten jungen Frau eine Stelle in ihrem ursprünglichen Beruf offeriert. Als Melkerin soll sie auf einer Alm in den Schweizer Alpen einem Landwirt zur Hand gehen, und obwohl vor allem ihr Freund wenig begeistert ist, macht sie sich auf den Weg in die Berge.

Wie es der Zufall so will, kommen Eva und Bauer Daniel (Stefan Gubser) sich näher. Er ist aber nicht der Einzige, der es auf die schöne Eva abgesehen hat. Neben dem daheimgebliebenen Marco macht ihr auch Mehmed (Oliver Zgorelec), der Hilfsarbeiter von der Nachbaralm, den Hof.

Nur ein Sommer

Dass ihre Geschichte stark nach einer modernen Heidi-Adaption klingt, scheint der Regisseurin und Drehbuchautorin Tamara Staudt bewusst zu sein, und so wirkt es, als versuche sie ein Abgleiten ins Kitschige mit zaghaften Brüchen der stereotypen Figurenkonstellation zu verhindern. Der Hilfsarbeiter Mehmed wirkt im Schweizer Alpenpanorama ein wenig deplaziert, fast skurril. Auch Eva selbst erfüllt als zupackende Melkerin nicht ganz das Klischee des versnobten Stadtmenschen.

Das bleiben dann aber auch die einzigen Normabweichungen. In gefälligem Ton erzählt Nur ein Sommer eine simple Liebesgeschichte. Der Plot wirkt dabei stellenweise an den Haaren herbeigezogen und die Dialoge sind zum Davonlaufen. Spätestens, wenn Daniel und Eva sich bei hausgemachtem Schweizer Käse am Feuer die nassen Kleider trocknen und er ihr erzählt, dass er seinen ersten Kuss mit 21 auf der Bauernschule von der Frau bekommen hat, die er später geheiratet hat, fühlt man sich vollends in einer Heimat-Schmonzette angekommen.

Nur ein Sommer

Auch die Kamera kann den Schweizer Bergen nicht mehr als eine weichgezeichnete Alpenidylle abgewinnen. Nicht einmal bei Sturm und Regen findet sie adäquate Bilder, die der Ambivalenz, die der zerklüftete, aufgerissene Fels der Schweizer Berge eigentlich bietet, gerecht werden.

Nicht jeder Heimatfilm ist gleich Ramschware. Produktionen wie Marcus H. Rosenmüllers Wer früher stirbt ist länger tot (2006) zeigen, dass in dem Genre mehr steckt als „heile Welt“ und Gebirgspanorama. Nur ein Sommer bietet leider nicht mehr.

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