Mord im Pfarrhaus – Kritik
Was ist nur aus dem hochgelobten britischen Humor geworden? Diese Frage stellt sich angesichts dieser neuesten Komödie mit „Mr. Bean“ Rowan Atkinson und Oscar-Preisträgerin Maggie Smith in den Hauptrollen.

Es gibt Menschen, die sollten einfach keine Witze erzählen, weil sie entweder regelmäßig auch die wirkungsvollste Pointe zerstören oder kein Gespür für Timing besitzen. Und es gibt Menschen, die sollten keine „schwarzen“ Komödien drehen, weil ihnen hierzu jeglicher Biss und Esprit fehlt. Bestes Beispiel hierfür ist Niall Johnsons Mord im Pfarrhaus (Keeping Mum), streng genommen eine australische Produktion, die aber am Schauplatz eines idyllischen englischen Örtchens mit einer bekannten fast ausnahmslos britischen Darstellerriege aufwartet. Das Grundgerüst des Films, eine mordende Hausfrau hinter bieder-bürgerlichen Gardinen, erinnert an John Waters und dessen Satire Serial Mom (1994). Nicht zufällig dürfte der Originaltitel Keeping Mum auf diesen verweisen.
Reverend Walter Goodfellow (Rowan Atkinson) hat es nicht leicht. Wenn er nicht gerade mitten im Erziehungsstress um seine sexuell äußerst aktive Tochter Holly (Tamsin Egerton) steckt, nerven ihn übermotivierte Gemeindemitglieder mit Fragen nach den richtigen Blumenarrangements. Als wäre das nicht schon ärgerlich genug, beginnt seine Ehefrau Gloria (Kristin Scott Thomas) aus einem Gefühl der Vernachlässigung eine Affäre mit ihrem Golflehrer (Patrick Swayze). Ordnung und Disziplin müssen schnellstens zurück in diese Familie, also wird kurzerhand eine Haushälterin eingestellt. Niemand ahnt, dass die treusorgende Grace (Maggie Smith) eine dunkle Vergangenheit besitzt. Vor über dreißig Jahren hat sie ihren untreuen Gatten mitsamt Geliebter eiskalt ermordet und anschließend fein säuberlich zerstückelt.

Der Versuch eine familienkompatible Variante von Waters’ Satire zu inszenieren, musste schlichtweg scheitern. Denn wenn man diese jeglicher ironischer Spitzen beraubt, bleibt nichts anderes als ein dünnes weitgehend belangloses Skelett übrig. Zumal das Thema des versteckten Grauens in der Kleinstadt vor allem in den letzten Jahren nach American Beauty (1999) und Desperate Housewives (seit 2004) beinahe exponentiell an Originalität eingebüßt hat. Somit hat Regisseur und Drehbuchautor Niall Johnson nicht nur mit den Unzulänglichkeiten der eigenen mageren Vorlage, sondern zugleich mit den übermächtigen Vorbildern in den Köpfen der Zuschauer zu kämpfen. In diesen werden ohnehin die Klassiker des britischen, zumeist schwarzen, Humors wie Ladykillers (1955) oder Immer Ärger mit Harry (The Trouble with Harry, 1955) herumschwirren, an die Mord im Pfarrhaus selbstredend nicht im Entferntesten heranreicht.
So halbgar und glatt geschliffen der Humor im Film eingesetzt wird, so kreuzbrav fällt letztlich die Moral des Ganzen aus. Natürlich darf Verbrechen sich nicht lohnen, weshalb die schon früh im Vorbeigehen eingeführten Teicharbeiter in der letzten Szene wie erwartet ihren großen Auftritt haben müssen. Damit unterscheidet sich Mord im Pfarrhaus merklich von bissiger Satire, die gerade funktioniert, weil sie scheinbar allgemeingültige gesellschaftliche Normen über Bord wirft und angstfrei karikiert. Doch mit der angestaubten Sechziger-Jahre-Attitüde von Johnson und seinem Co-Autor Richard Russo ist jeder Angriff auf Sitte und kleinbürgerliche Moral a priori zum Scheitern verurteilt. Überhaupt fragt man sich, wie Johnson nach seinem miserablen Drehbuch zum Mystery-Thriller White Noise (2005) nochmals die Gelegenheit bekam, ein weiteres Skript abzuliefern und dabei sogar selbst Regie zu führen.

Wenn den Film irgendwer oder irgendetwas noch hätte retten können, wäre es sicherlich Maggie Smith gewesen. Die Oscar-Preisträgerin und große alte Dame des englischen Kinos hat zwar sichtlich Spaß an ihrer Rolle, leider erhalten sie und ihr rabiates Alter Ego aber erstaunlich wenige Gelegenheiten das auch zu zeigen. Regisseur Johnson langweilt den Zuschauer lieber ausführlich mit dem eingeschlafenen Liebesleben des verträumten Pfarrers und seiner nach amouröser Leidenschaft gierenden Frau. Eine dramaturgische Fehlentscheidung, wie so vieles an dieser filmischen Einöde. Über Rowan Atkinson lässt sich in diesem Zusammenhang sagen, dass er nicht mehr so unerträglich wie noch in Johnny English (2003) agiert. Das ist aber auch schon alles. Vielleicht animiert Mord im Pfarrhaus die noch lebenden Monty Python-Ikonen zu einem neuen Filmprojekt zwecks Wiederherstellung der britischen Ehre. Dann hätte dieser erschreckend harmlose Versuch einer schwarzen Komödie zumindest doch etwas Positives bewirkt.
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Kommentare
Lisa Bart
Also ich fand Mord im Pfarrhaus wundervoll.
john
Ich fand den auch richtig geil!
Es ist doch egal, ob der englische Humor hier nicht so zum Vorschein kommt. Hauptsache der Film ist unterhaltsam und lustig. Und das war er meiner meinung sehr. Und Rowan Actinson und
Maggie Smith waren hervorragend!
Dennis aus Dillenburg
Ich fand den Film ,, Mord im Pfarrhaus ,, sehr klasse. Besaonders Mr. Bean als Pfarrer war echt klasse.
Euer Dennis
Cini
Mord im Pfarrhaus war einfach spitze! Besonders ist die Schhauspielbesetzung gelungen! Rowan als Pfarrer, herrlich!!! Es lohnt sich diesen Film anzuschauen! Doch leider verstand ich die Message des Films nicht.
sari
mord im pfarrhaus war schon geil!! :D zwar n bisschen unrealistisch...aber witzig ;)
die omi war die beste!!
DerChecker
Der Film ist einfach super gut!!! schade dass der kritiker oben den film so runtermacht, dass ihn sich niemand mehr angucken will... schade!
tanja
ich kann die miese kritik überhaupt nich nach vollziehen. ich hab mich schlapp gelacht und köstlich amüsiert und das obwohl ich mir den film eher widerwillig angesehen habe, weil ich weder rownan atkinson noch kristin scott thomas sonderlich leiden kann. aber es hat sich gelohnt.
Thomi
Der Kritiker Marcus Wessel hat den Film offensichtlich gar nicht selbst gesehen, sondern hat ih sich erzählen lassen. Anders sind die auffallenden Ungenauigkeiten in seiner Beschreibung nicht zu erklären.
Für mich ist es der beste Film mit Rowan Atkinson und gerade die Auswahl der Schauspieler ist absolut getroffen. Bisher war jeder in unserer Familie und im Freundeskreis begeistert!
Hardener
Hab den Film leider noch nicht gesehen. Werde dies aber nachholen, finde eure Reszension etwas zu hart!
Andy
Ich kann dem Kritiker nur Recht geben.
Der Film war Schrott daran besteht für mich kein Zweifel. Völlig unlustig, langweilig... Morde sind lustig! Jawohl! Und dann eine Altersfreigabe ab 6 Jahren. Neben der SAW-Reihe gehört dieses Prachtexemplar zu den schlechtesten Filmen, die ich bisher gesehen habe.
10 Kommentare