Streaming-Tipps: Hollywood Chick Flicks

Oneliner raushauen mit Dolly Parton, Schulzicken aufmischen mit Lindsay Lohan, erhaben leiden mit Angela Bassett: Neue Streaming-Tipps zum Wochenende.


Südstaaten-Schnattereien, bis die Stimmung kippt:
Magnolien aus Stahl

„The funniest movie ever to make you cry“, lautet die Tagline von Magnolien aus Stahl (Steel Magnolias, 1989). Die Feststellung, dass ein Film sowohl traurig als auch lustig ist, mag zwar banal wirken, aber die Schönheit liegt hier tatsächlich in der Zerbrechlichkeit jedes Augenblicks. Angesiedelt in einer idyllischen Kleinstadt mit blühenden Vorgärten, erzählt Magnolien aus Stahl von sechs Freundinnen, deren Sorgen manchmal existenziell, häufig alltäglich, aber immer mitreißend sind. Das Off-Broadway-Stück, auf dem der Film basiert, schimmert zwar noch durch, aber weil es immer Spannungen zwischen den Frauen gibt, bleibt eine gewisse Unberechenbarkeit. So wie im rosafarbenen Puppenstuben-Schönheitssalon, in dem sich eine mit Klatsch und Onelinern garnierte Südstaaten-Schnatterei zusammenbraut – bis auf einmal die ausgelassene Stimmung kippt.

Wegen seines bis in die Nebenrollen tollen Casts läge es nahe, Magnolien aus Stahl als Schauspielerfilm zu bezeichnen. Das hohe Tempo aber, mit dem der Film zu seinem tragischen Finale vorprescht, ist eben genauso Verdienst eines Drehbuchs (Bühnenautor Robert Harling), in dem fast jeder Satz ein Treffer ist, und einer Inszenierung, die das statische Bühnengeschehen in Schwung bringt. Das zeigt auch eine schöne Anekdote vom Set: Regisseur Herbert Ross, der zu seinen Darstellerinnen nicht besonders nett gewesen sein soll, fragte Dolly Parton nach einem schwachen Take sarkastisch, ob sie überhaupt schauspielen könne. Der Country-Star meinte darauf nur: „No, but it’s your job to make me look like I can!“

Verfügbar bei Netflix

 

Crashkurs in der hohen Kunst der Intrige: Girls Club – Vorsicht bissig!

In ihrem Drehbuch für Girls Club – Vorsicht bissig! (Mean Girls, 2004) taucht Komikerin Tina Fey ins Haifischbecken einer Highschool ein. Der Schritt vom realitätsfernen Heimunterricht in die freie Wildbahn stellt Cady (Lindsay Lohan) erst mal vor die Frage, für welche der zahlreichen Grüppchen sie sich entscheiden soll. Ihr Herz ist zwar bei den spöttischen Indie-Nerds, aber als sie bei den hoch angesehenen Schulzicken (den mean girls) aufgenommen wird, nutzt sie das als Chance, die Diktatur der modelgleichen Biester ins Wanken zu bringen.

Der Film macht daraus einen herrlichen Crashkurs in der hohen Kunst der Intrige und erzählt von einer Selbstsuche, bei der es nicht zuletzt darum geht, endlich „seinen Muffin gebuttert“ zu bekommen. Dass Girls Club teilweise auf einem Ratgeber basiert, der sich mit Mobbing unter Teenagerinnen beschäftigt, merkt man dafür an dem eher halb ernst gemeinten, pädagogischen Schluss. Aber den braucht es auch irgendwie, weil hier fast jeder vor dem Problem steht, jemand anderes sein zu wollen – in den extremsten Fällen ein indischstämmiger Junge, der viel Energie investiert, um schwarz rüberzukommen, und eine wie immer großartig weirde Amy Poehler als „cool mum“.

Auch wenn das sehr klassische Coming-of-Age-Gerüst seinen Dienst tut, funkelt der Film vor allem im Kleinen. Dabei leben die Pointen nicht von ihrem langen Vorlauf, sondern von ihrem Überraschungseffekt. Immer wieder fallen hier zum Beispiel Leute von Veranden oder in Mülltonnen, und das ist tatsächlich auch jedes Mal sehr lustig.

Verfügbar bei Netflix

 

Komplexe vom Tisch fegen: Wating to Exhale – Warten auf Mr. Right

Der Moment, in dem man erleichtert ausatmet, steht in Forest Whitakers Kino-Regiedebüt dafür, sein Lebensziel erreicht zu haben. Für vier Freundinnen bedeutet das konkret: endlich den Richtigen gefunden zu haben. Und das ist angesichts der miserablen Auswahl in Phoenix ein ferner Traum. Während Ehemänner hier entweder schwul oder untreu sind, erweisen sich die, die es einmal werden könnten, als Schluffis oder komplette Nieten im Bett. Es ist wie verhext. Das Streben nach Selbstbestimmung wird immer wieder von der Gewissheit gelähmt, von anderen abhängig zu sein.

Waiting to Exhale zeigt Leute, die reicher, schöner und anmutiger sind als man selbst, aber trotzdem mit sehr alltäglichen Problemen zu kämpfen haben. Während sich eine zu dick fühlt, ist die andere gewurmt, weil ihr Ex sie wegen einer Weißen verlassen hat. Whitaker macht es sich zur Aufgabe, solche Komplexe vom Tisch zu fegen. Wie Stars sehen die Mädels rund um die erhaben leidende und wieder einmal irrsinnig hübsche Angela Bassett ohnehin von Anfang an aus. Ziel des Film ist es, dass sie sich auch irgendwann so fühlen.

Auch wenn Waiting to Exhale keine komplett runde Angelegenheit ist, zieht einen die Mischung aus Hochglanz-Soap und Musikvideo doch schnell in ihren Bann. Der ganze Film wirkt dabei wie einer der schmusig groovenden R&B-Songs von Babyface, die ständig im Hintergrund laufen: mal sexy, mal lustig, mal wehmütig, mal tief. Und manchmal auch alles zusammen. So wie der Flirt in einer Luxushotelbar, der wie ein sinnlich gehauchtes Duett inszeniert ist. Die erotische Spannung entsteht dabei ausgerechnet bei einem langen Gespräch über Schicksalsschläge.

Verfügbar u.a. bei Maxdome und Amazon (Deutsch)

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