Machtlos, nutzlos, gegenstandslos? Zum Stand der Filmkritik

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Neue Kritiken

Kommentare zu „Machtlos, nutzlos, gegenstandslos? Zum Stand der Filmkritik“


Michaela

Wie ist denn der neue Jonny Depp Film?


Franziska T.

Eine Bündelung und Vernetzung der verschiedenen Meinungen ist sicherlich richtig und wichtig, allerdings ist diese gerade in Hinsicht auf die Masse an Onlineinhalten wirklich schwierig. Wenn es eine einheitliche Webseite geben würde, die alles bündelt, stellt sich die Frage, wer diese Seite moderieren soll und welchen Stellenwert die Freizeitkritiker bekommen sollen. Ich rede hier nicht von denen, die bei Amazon "Guter Film. Musst du gesehen haben." in die Kommentarspalte tippen, sondern von denjenigen, die sich in ihrer Freizeit ausführlich und konstruktiv mit den Filmen und filmpolitischen Themen beschäftigen und sich genauso ihre Gedanken machen wie die Profis. Ich bin eine dieser Hobbykritiker und fände es schon eine enorme Verbesserung, wenn man sich untereinander einfach mal besser vernetzt und austauscht. Und damit meine ich insbesondere auch einen Austausch zwischen den Profis und den "Hobbykritikern". Ich habe nämlich ab und an den Eindruck, dass wir für Filmkritiker zweiter Klasse gehalten werden. Dies könnte man erreichen, indem man eine Art Register für deutschsprachige Filmblogs (wie z.B. hier http://schoener-denken.de/blog/index.php/filmblogverzeichnis/ ) und Webseiten (damit auch die Online-Auftritte der Feuilletonseiten) einrichten würde. Oder dass man sich im Rahmen von Festivals mal trifft und eine Art "Kritikerstammtisch" abhält. Dies wäre ein guter erster Schritt, damit die Filmkritik wieder stärker zusammenwächst.


Dobrila

Ein wirklich interessanter Text. Ein Aspekt, der aber meiner Ansicht nach zu kurz kommt, ist das Verhältnis zwischen Filmkritik und Publikum. "Film und Kritik dürfen Spaß machen" heißt es im Flugblatt für aktivistische Filmkritik - die Rezeption von Filmkritik aber hoffentlich auch. Wenn die hiesige Filmkritik künftig etwas Einfluss darauf haben will, wie und was für Filme produziert und gefördert werden, lässt sich dieser Weg doch nicht ohne Einbeziehung des Publikums gehen, das auch in diesem Text leider nur am Rande bedacht wird. Das heißt für mich, dass Filmkritiken sowohl unabhängig und (diskurs)anregend, als auch unterhaltsam sein sollten - letzteres ist leider nicht immer gegeben. In diesem Zusammenhang wundert mich auch, dass die hiesige Filmkritik sich bislang kaum Formaten wie dem Videopodcast öffnet und so wenig vernetzt ist - da wären ein Register und Kritikerstammtisch, wie Franziska T. vorschlägt, vielleicht ein guter Anfang und die Schaffung einer Seite zur Bündelung von Kritiken zu einzelnen Filmen (ähnlich eines deutschen Rotten Tomatoes) ein klares Ziel.


Modest

Eine wirklich interessante Kunstkritik gab es in dem letztjährigen Berlinalebeitrag "Asta upset" von Max Linz ausgerechnet als Film (https://www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2014/02_programm_2014/02_Filmdatenblatt_2014_20148023.php#tab=filmStills). Insofern ist Kritik heute ein weitaus vielfältiger, schillernder und trügerischer Begriff, der selbst erst wiederum aus einer Praxis gewonnen werden muss. Klarerweise werden die Kritiken in der Regel Texte bleiben, worauf ich aber vielmehr hinauswill ist, dass gute Kritiken, die Machtlosigkeit aufheben können, in dem Moment, in dem sie für andere wirksam werden. Wie beispielsweise im Literaturbetrieb teilweise Kritiker in Fernsehsendungen (!) wichtiger wurden, als dass was die Schriftsteller*innen produzierten. Die Frage, ob es überhaupt Kriterien für gelingende Filmkritik gibt, kann dahingehend pointiert werden, dass die durchaus pluralen theoretischen Hintergründe selbst auf ihre Produktivität hin geprüft werden: wie kann eine räumlich fragmentiere Kritik ihre divergierende Kritikansätze füreinander fruchtbar machen? Ein schlagendes Beispiel wäre da, dass in vielen guten und interessanten Filmkritiken eine feministische Perspektive durchgängig fehlt. Nicht weil jede Kritik das explizit aufnehmen müsste, sondern weil es hilft die filmisch-soziale Totalität besser zu verstehen.






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