„Iss din Schmier!“ – Filme von Andy Bausch

Ein Haufen cooler, amüsanter, kleiner Buddykomödien steht bei „Filmfriend“, der erstaunlichen Mediathek der Öffentlichen Bibliotheken, zur Auswahl. Man muss sich nur mit seiner ollen Verleihausweisnummer anmelden − und ist bald mitten in den charmant bodenständigen Luxemburgstorys von Regisseur Andy Bausch.

Wo Leute so einen wie aus Spaß im Schwips erfundenen Kauderwelsch wie Letzeburgisch sprechen, kann man nicht seriös leben. Das tut auch keiner in den Filmkomödien des Regisseurs Andy Bausch, dem „lokalen Loach“, wie man ihn in seiner Heimat nennt. In ihnen steckt Liebe zu allem, was nicht klarkommt und sich trotzdem irgendwie behauptet. Zur Seite stehen der Regie dabei eine bezaubernd aufgeweckte, aufmerksame, einfallsreiche Kamera (Peter Weber) und eine ausnehmend liebevoll rumpelige Ausstattung (Ricarda Quest).

Für Leute aus dem Rheinland, der Eifel oder dem Saarland sind das praktisch Heimatfilme. Auch für mich aus dem Aachener Raum ist es vertraute alte Schule, dass man ein bisschen durcheinander, falsch-holländisch, falsch-französisch oder wie behindert spricht und Sachen wie „Iss din Schmier!“ für „Iss dein Butterbrot“ sagt. Der französische Kinohit Die Schtis schöpfte seine Komik aus etwas ganz Ähnlichem. Aber Bausch ist lässiger, und das (meist englisch untertitelte) Letzeburgisch noch gemütlicher.

Die natürliche Schrägheit des Altseins

Die natürliche Schrägheit des Altseins mit seinem Charme und seiner Komik ist der Star von Alte Jungs (2017). Nuckes, Jängi, Fons und Lull sind vier alte Säcke auf der Schwelle zum Altenheim. Aber sie haben keinen Bock, weil man da nicht rauchen und keinen professionellen Damenbesuch (das Geburtstagsgeschenk alter Freunde) empfangen darf. Sie gründen eine Senioren-WG. Da schlurfen die Collocateurs (= „Mitbewohner“ auf Französisch) so dement und renitent herum wie sie es wollen. Bestellen Pizza Sophia Loren beim Lieferdienst. Und werden nicht rot, wenn die Verkäuferin „Der Nuckes will Seniorenpampers!“ durch den Laden ruft wie einst Hella von Sinnen in der Kondomwerbung.

Auch Little Duke (2023) punktet mit unfassbar urigen und authentischen Darstellern und dem standing joke eines notorischen Thekenschläfers in dem titelgebenden Luxemburger Irish Pub, der nur wach wird, um immer aufs Neue im Kneipenfernseher das legendären WM-Qualispiel 2021 in Irland anzuschauen und Luxemburgs unfassbaren 0:1-Sieg dort zu bejubeln.

Dumme Ganoven mit Jugendwohnheimscharme

Drei legendäre Filme im Oeuvre Buschs bilden eine Trilogie des „Dumme Ganoven“-Genres. In Troublemaker (1988) lernen wir die Protagonisten Johnny Chicago und Chuck Moreno mit ihrem perspektivlos feurigen Jugendwohnheimscharme kennen und lieben und sehen ihnen beim Scheitern zu (die vielen Jahre zwischen den einzelnen Filmen erklären sich dadurch, dass die beiden zwischendurch immer wieder im Knast sitzen). In Back in Trouble (1997) bekommen Chicago und Moreno nach der Haftentlassung Wind von einer Gruppe deutscher Rentner (mit im Film: Dietmar Schönherr, Heinz Hoenig, Richy Müller, Moritz Bleibtreu, Fatih Akin), die ihr Geld in Plastiktüten in einem Zug ins Steuerparadies Luxemburg schmuggeln wollen. Man fragt sich, wo in aller Welt Busch die Stuntleute und Drehgenehmigungen herhatte für so wilde Auto-Verfolgungsjagden durch unterirdische Ladenviertel und auf echten Eisenbahnstrecken. Trouble no more (2010) ist wieder gemächlicher, aber ein würdiger und runder Abschluss.

Alle besprochenen Filme finden sich im Andy Bausch Special bei „Filmfriend“, der Mediathek der Öffentlichen Bibliotheken. Anmelden kann man sich mit der Verleihnummer seines örtlichen Verleihausweises hier.

Kinder! Guckt es

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