(Ganz) Junge Kritik: The Great Ecstasy of Robert Carmichael

Eine Frage des Respekts

 

Drei Personen gefangen in einer Welt voller Brutalität, Ignoranz und Drogenabhängigkeit. Nicht im Stande die Grenzwerte des Respektbaren einzuhalten, leben sie einsam und reserviert in einer scheinbar geordneten britischen Vorstadt. Der Drogenkonsum ist durch die fehlende Zugehörigkeit ein Ausweg aus den Problemen, allerdings sind sie nicht mehr in der Lage klar zu denken und suchen sich einen Weg in die Kriminalität.

Das bestimmende Thema Gewalt wird während des Films mit dem Irakkrieg aus Sicht der USA und Großbritannien in Verbindung gebracht. Der Film soll den Zuschauern die Augen öffnen und sichtlich zeigen was für furchtbare Gewalt vollbracht werden kann. Kurz vor Ende steigert sich die kriminelle Handlung noch einmal über das Zumutbare hinaus, was viele Zuschauer veranlasst hat den Kinosaal zu verlassen: Die drei Hauptpersonen vergewaltigen im Rausch eine Frau auf brutalste Art und Weise, der grauenhafte Höhepunkt bildet dann das Stoßen einer Sektflasche und anderer spitzen Gegenstände in ihre Genitalien.

Der britische Regisseur Thomas Clay ist von seinem Erstlingswerk vollkommen überzeugt und meint, dass Gewalt so offensichtlich dargestellt werden muss, damit die Zuschauer merken zu was Schrecklichem Menschen eigentlich in der Lage sein können.

Auch die Musik stellt durch ihren instrumentellen Charakter den Unterschied zwischen den Jugendlichen die durch Drogen einen Ausweg suchen und den liebe- und respektvollen Menschen dar. Sie bestimmt und prägt die einzelnen Szenenabschnitte.

Der Filmemacher hat mit The Great Ecstasy of Robert Carmichael sein Ziel erreicht, Aufmerksamkeit zu erregen und eine Diskussion des Publikums hervorzurufen.

Kritik von Anne Bolick (Erich-Fried-Gymnasium, Berlin)


Und nicht immer ziehen sich Gegensätze an

Drei Jugendliche fangen an Drogen zu nehmen, zur Bewältigung ihrer Probleme und zur Förderung der Geselligkeit. Das passt nicht zusammen mit der englischen Kleinstadtidylle von Newhaven.

Der Film The Great Ecstasy of Robert Carmichael ist generell auf Gegensätze dieser Art aufgebaut, die oft aufeinander treffen bis zur Eskalation. Die abstürzende Jugend auf der einen Seite und die Familienidylle der Schönen und Reichen auf der anderen. Das führt zu Neid.

Die Gegensätze werden auch bei der verwendeten Musik deutlich, der Hauptdarsteller spielt kontinuierlich Cello, die jeweilige Drogenekstase wird hingegen mit neumodischen Technobeats vervollständigt. Der Film zeigt mit ehrlichen Bildern die Entwicklung der jungen Leute unter dem permanenten Einfluss von Drogen.

Bis zu der Vergewaltigung eines jungen Mädchen durch drei Jungen während einer Drogenparty. Eine derartige Handlung passt in den Film und man rechnet damit. Das jedoch ist neben der allgegenwärtigen Gewalt nicht ihr Höhepunkt. Die Handlung steigert sich zu einer absichtlich schockierenden, unglaublich brutalen Sexualmordszene. Hier spalten sich die Gemüter. Der Regisseur wollte die Augen öffnen, informieren und berühren. Doch die Frage ist, ob dass auf diese Weise und in dieser extremen Brutalität geschehen muss, sodass einem schlecht wird. Man fühlt unwillkürlich, mit dem tragischen Dasein der Opfer aber auch der Täter mit.

Ein schwieriges Thema wurde aufgegriffen und die Umsetzung ist durchaus interessant. Eindeutig ist jedoch, dass man mehr mit dem Vorstellungsvermögen des Zuschauers hätte arbeiten können als die Kamera so gezielt auf die Szene zu setzen. Der Regisseur sollte sich zu Herzen nehmen, dass manchmal weniger mehr ist.

Kritik von Theresa Walther (Erich-Fried-Gymnasium, Berlin)

 

The Great Ecstasy of Robert Carmichael; England 2005; 96 Minuten; Regie: Thomas Clay; Drehbuch: Thomas Clay, Joseph Lang; Mit Ryan Winsley, Charles Mnene, Daniel Spencer, Lesley Manville, Danny Dyer


Diese Kritiken entstanden im Rahmen von La Toute Jeune Critique
Semaine internationale de la Critique de Cannes 2005.



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