(Ganz) Junge Kritik: Me and You and everyone we know
Die amerikanische Regisseurin Miranda July – bereits auf dem Sundance Festival ausgezeichnet – begeistert das internationale Publikum in Cannes. Me and You and everyone we know behandelt sensibel und humorvoll das Problem der Kommunikationslosigkeit in der heutigen Welt des technischen Fortschritts.
Die Regisseurin spielt selbst die Hauptrolle der Christine Japerson, das "Ich" des Titels, eine verträumte Künstlerin, die ihren Lebensunterhalt als Taxifahrerin eines Altenheimes verdient. Christine interessiert sich für den allein erziehenden Schuhverkäufer Richard, der um den Kontakt zu seinen zwei Söhnen kämpft. Er ist das "Du" des Titels. Zu diesem Duo gesellen sich die "Anderen", welche von der Regisseurin zärtlich und humorvoll charakterisiert werden: Die Ex-Frau von Richard und ihre zwei Internet süchtigen Söhne, die exzentrische Inhaberin einer Galerie, einen sexuell unbefriedigten Nachbarn und die junge Nachbarin, die bereits im Kindesalter ihre Aussteuer sammelt.
Die Schicksale verschiedener amerikanischer Vorstädter zeigen, wie, trotz unserer modernen, mediengeprägten Welt der Kommunikationsvielfalt, die Menschen einsam bleiben. Der Film ist ein skurriles, amüsantes wie auch sozialkritisches Potpourri des American Way of Life. Die Filmmusik beschränkt sich auf ein einzelnes, synthetisches, immer aufs Neue variiertes Thema, das nicht in direktem Bezug zur Handlung steht, sondern lediglich Handlungslücken füllt. Die hervorragende Leistung der Schauspieler verleiht diesem Film dennoch gute Aussichten auf eine internationale Prämierung, die Goldene Kamera, hier in Cannes.
Kritik von Moritz Bender, Bernhard Lubomski und Ariane Hengst (Gymnasium auf der Karthause, Koblenz)
Me and You and Everyone We Know; USA 2005; 85 Minuten; Regie: Miranda July; Drehbuch: Miranda July; Produzentin: Gina Kwon; Mit Miranda July, John Hawkes, Brad William Henke, Ellen Geer, Jordan Potter, Brandon Ratcliff, Jason A. Rice, Natasha Slayton, Miles Thompson, Najarra Townsend, Carlie Westerman
Diese Kritik entstand im Rahmen von La Toute Jeune Critique
Semaine internationale de la Critique de Cannes 2005.
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