Filmkritische Jugend: In ihrem Haus – Primo-Levi-Gymnasium

Die Kritiken zum Modellprojekt (1): Texte der Berliner Schüler des Primo-Levi-Gymnasiums zu François Ozons In ihrem Haus.

Verwirrendes Konstrukt aus Realität und Fantasie

In ihrem Haus 01

François Ozon inszeniert auf gekonnte Art und Weise ein Zusammenspiel aus Phantasie und Realität, welches teilweise kaum noch zu durchschauen ist. Auf einfühlsame Weise wird auf die jeweiligen Charaktere eingegangen, dennoch wird nie wirklich ersichtlich, welche Intentionen und Gedankengänge in ihnen stecken – dies bedarf einer Interpretation des Zuschauers.

Claude Garcia ist ein intelligenter Schüler aus zerrütteten Familienverhältnissen mit besonderem Talent zum Schreiben, der stets auf der Suche nach Geschichten, aber auch nach Halt und Anerkennung ist. Der Jungschauspieler Ernst Umhauer stellt die eigensinnige Art und den Hauch von Arroganz und Überschwänglichkeit Claudes packend und faszinierend dar. Der markante Blick des Jungen lässt auf die späteren Psychospielchen schließen, dennoch durchleben die Charaktere im Laufe des Filmes eine Entwicklung – die jedoch relativ schnell ersichtlich wird. Auch Fabrice Luchini, der im Film den Lehrer Germain Germain darstellt, spielt seine Rolle überzeugend. Germain nimmt Claude als seinen Schützling an, lebt mit dessen Hilfe seine gescheiterte Karriere als Schriftsteller aus. Die Beziehung zwischen den beiden wird im Laufe des Films immer subtiler, da der Junge mehr und mehr Grenzen überschreitet. So auch bei der Familie von Claudes Schulfreund Rapha, in die er sich einzuschleusen versucht.
 
Claude überschreitet Grenzen, bricht Tabus und diese Bewegung vollzieht auf gewisse Art auch der Film, denn es gilt nicht zu vergessen, dass In ihrem Haus ein Jugendfilm ist – der sich zur Abwechslung mal nicht nur mit Herzschmerz, sondern auch mit Identitätsfindung beschäftigt. Als einzigen Kritikpunkt möchte ich anmerken, dass manche Szenen etwas überspitzt sind und ein wenig mehr Humor verdient hätten.
 
Schlussendlich gilt es zu sagen, dass In ihrem Haus ein gelungener, jedoch anspruchsvoller Film ist, welcher sich mit französischem Charme mit einem ernsteren Thema beschäftigt. Dieser Film ist sowohl für Jugendliche, als auch für Erwachsene geeignet, welche sich gerne auf ein anregendes Independentkino einlassen wollen.

Sophie Schubert

Rätselhaft

Ein ganz normaler unscheinbarer Junge. Claude, 10c, Schüler am Gymnasium. Dieses Jahr ist Literatur in Französisch dran. Wochenendaufsätze werden geschrieben. M. Germain Germain korrigiert die Aufsätze und könnte sich die Haare raufen. Doch was ist das? Da ist ja jemand mit Talent. Wie lange hat Germain auf so jemanden gewartet? Eigentlich beschreibt der Junge nur die Eindrücke, die er im Haus seines neuen und besten Freundes Rapha sammelt. Aber der Text weckt Germains Interesse. Und was steht dort am Ende? „Fortsetzung folgt...“
 
Und sie folgt, eine nach der anderen. Es geht ins Detail. Grenzen werden überschritten. Was will der Junge? Wo führt das hin? Weiß er, was er tut? All das sind Fragen, die sich der Zuschauer beim Schauen dieses Filmes stellt, anscheinend ohne passende Antworten parat zu haben.

Der Film In Ihrem Haus ist genau so viel, wie er von sich preisgibt. Rätselhaft, unvorhersehbar und psychisch anspruchsvoll: Das sind wohl die richtigen Stichwörter, um zu beschreiben, was eigentlich nur schwer zu beschreiben ist. Nicht immer scheinen die Motive der handelnden Personen klar auf der Hand zu liegen. Doch gerade diese Unklarheit ist es, die den Zuschauer von Minute zu Minute mehr und mehr in die Rolle des Lehrers Germain schlüpfen lässt, dessen Neugier diesem letztlich zum Verhängnis werden soll.
 
Ein gelangweilter Lehrer, der als verkappter Schriftsteller nach spannenden Geschichten sucht. Ein Junge, dessen Mutter tot und dessen Vater behindert ist. Diese Umstände sind es vielleicht, die den Film In Ihrem Haus eine solch unwahrscheinliche und doch nachvollziehbare Geschichte erzählen lassen. Dabei hat Regisseur François Ozon einmal mehr seine außergewöhnliche Fähigkeit unter Beweis gestellt, mit einer eher unbekannten Besetzung einen sehr realistischen und zum Nachdenken anregenden Film zu zaubern.
 
Jakob Shakunle


Eine Geschichte mit dem Blick durchs Schlüsselloch

In ihrem Haus 02

„Ich will den Blick hinter die Kulissen dieses Hauses, das ich schon so lange von außen beobachte, ich will es bis ins Innerste erkunden mitsamt der Familie, die darin wohnt, ich will es verstehen, ja ich will sogar dazu gehören. Ich will das fühlen, was ich in meinem Leben nicht fühlen kann. Es ist die Familie meines Klassenkameraden Rapha, die in dem Haus lebt. Rapha ist ein Außenseiter, er hat niemanden außer seinen Eltern und er ist schlecht in Mathe. Dies könnte mir Zutritt zum Haus verschaffen, indem ich ihm Nachhilfe anbiete...“

Claude (Ernst Umhauer), 16 Jahre alt und Schüler eines Gymnasiums, ist ein begabter Schreiber. Dies findet zumindest sein Deutschlehrer Germain (Fabrice Luchini), der Claudes Talent fürs Schreiben in einem Aufsatz über das Wochenende, an dem dieser das erste Mal im Hause der Raphas zu Besuch ist, entdeckt hat. Seither schreibt Claude seine Geschichte über Raphas Familie weiter, und Germain wird Zeuge eines durchtriebenen, hinter seiner Geschichte aber völlig unschuldig wirkenden Stalkers. Germain, der in Claude nicht nur einen talentierten Autoren, sondern auch den Sohn erkennt, den er nie haben konnte, meint, ihn individuell fördern zu müssen, und so machen sich die beiden voneinander abhängig. So merkt der Lehrer auch nicht, dass Claudes Geschichte ihn bereits zu sehr gefesselt hat. Als er ihre Gefahr und Wahrheit erkennt, ist es bereits zu spät.
 
François Ozons Drama In ihrem Haus fesselt und schockiert. Keine Wendung ist vorhersehbar und Claudes Handlungen kaum nachvollziehbar, was ihn für uns in gewisser Weise unheimlich, gar psychopathisch erscheinen lässt. Man weiß bis zum Ende nicht ganz, wie man zu ihm stehen soll. Der französische Film spricht ein anderes Publikum an als übliche Hollywood-Filme und führt vom Mainstream-Filmbereich weg. Die Schauspielerwahl ist durchaus gelungen und lässt das Geschehen sehr authentisch und nachvollziehbar wirken. Der Film wechselt häufig von Germains zu Claudes Sichtweise, sodass man die Beeinflussung von Claudes Geschichte auf Germains Leben mitbekommt. Die Schnitte sowie die Filmmusik bringen Spannung in den Film und machen den Zuschauer erwartungsvoll. Realität und Fiktion von Claudes Geschichte vermischen sich im Laufe des Filmes so sehr, dass man selbst als Zuschauer nicht genau unterscheiden kann, was nun wirklich geschehen und was sich nur in Claudes Fantasie abgespielt hat. Ein durchaus gelungener Film, der so manch einen nachdenklich macht.
 
Paula König
 

Zwischen Realität und Fantasie

Was gibt es wohl alles in einem normalen Haus einer normalen französischen Familie zu entdecken? Wie sieht das Leben einer solchen Familie aus?

Der 16-jährige Gymnasiast Claude Garcia (Ernst Umhauer) wirft einen Blick durch das Schlüsselloch und entdeckt die Geheimnisse einer Familie – teilweise durch spionieren, aber nicht nur, nein: Er scheint sich wahrhaftig in diese Familie einzuleben. In der Form von Aufsätzen beschreibt er seine Erlebnisse und Erfahrungen aus diesem ihm anfangs noch so fremden Haus. Da gibt es viel, wie zum Beispiel den Duft der Mutter Esther (Emanuelle Seigner), einer Frau aus der Mittelschicht. Claudes Lehrer, Monsieur Germain (Fabrice Luchini), entdeckt und unterstützt das literarische Talent des Jungen, denn die Texte seines einzigen fähigen Schülers verleihen seinem sonst so eintönigen Alltag einen gewissen Reiz. Unterbewusst erinnert Claude Germain außerdem an sein früheres Ich, oder an den Sohn, den er nie haben konnte. Das Ganze entwickelt sich zu einem genial-gefährlichen Spiel, artet aus, wird undurchsichtig. Und alles begann mit dem Nachhilfeunterricht, mit welchem Claude einem langweilig-sympathischen Schulkameraden namens Rapha (Bastien Ughetto) helfen sollte.
 
Im wunderbaren Schlussbild von In ihrem Haus sitzen Claude und Germain auf einer Parkbank, den Blick gerichtet auf einen Wohnblock. Die großen Fenster wirken wie Überwachungsmonitore, überall ist etwas anderes zu beobachten, in jedem einzelnen steckt eine einzigartige Geschichte, über welche es sich möglicherweise zu schreiben lohnt?!
 
Der Regisseur François Ozon entwirft einen wunderschönen Film, springt meisterhaft zwischen den Genres hin und her. Trotz der Länge des Films geht in keiner Minute die Spannung verloren, man muss ordentlich zappeln. Man meint alles zu erwarten und doch wird man überrascht. Die Geschichte, die Claude preisgibt, ist geheimnisvoll verwirrend. Man baut sie sich selbst zusammen und kann sie ganz individuell interpretieren.
 
Antonia Krull
 

Fortsetzung folgt – Der Blick durchs Schlüsselloch

In ihrem Haus 03

„Du willst ihn Literatur lehren, doch er erteilt dir eine Lektion.“

Wer belehrt hier wen? Das ist die Frage in dem französischen Drama In ihrem Haus. Der Regisseur François Ozon schafft ein packendes Meisterwerk, indem er die Geschichte von Claude Garcia erzählt. Claude schreibt über die Familie seines besten Freundes Rapha. Sein Französischlehrer unterstützt ihn und berichtigt seine Aufsätze. Man folgt Claude durch das Haus Raphas, begleitet von seiner Stimme aus dem Off, die das Geschehen und die Personen in ironische Worte packt, in eine Satire verwandelt. Die Farben sind kalt gehalten, die Szenenwechsel häufig. Das Gefühl des Verbotenen, das Unwohlsein, welches man in ihrem Haus empfindet, verschwindet nie.

Der Film weist einige Merkmale des Theaters auf, wie den immer wiederkehrenden Dialog des Lehrers mit seiner Frau. Hier wirkt der beste Freund nur wie ein Komparse, der Vater wie ein Statist – Figuren, die Claude in seinen Erzählungen mit Leben füllt. Sein Augenmerk ist aber auf die Mutter gerichtet, ,die „Mittelklassefrau“, wie er sie ironisch-abfällig beschreibt. Sie ist es, die Claude begehrt. Wir erfahren viel über diese Familie, das Haus, seinen Lehrer und doch so wenig über Claude Garcia selbst. Ein 16-jähriger Junge. Die Mutter hat ihn verlassen, der Vater ist behindert. Doch was treibt ihn an? Die Suche nach der perfekten Geschichte? Die Suche nach einer Familie? Braucht er Aufmerksamkeit? Oder ist er der ,Teufel, der Zerstörer dieser ,,normalen Familie“? Eines ist jedenfalls klar: Er hat das Talent zum Schreiben und webt ein Spinnennetz aus Konflikten und Geschichten. Ganz so, dass man nicht mehr weiß, was Realität und was Fiktion ist.
 
Doch eine Frage zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Film: Wie wird das Ende sein? Claude Garcia sucht nach einem Ende für die Raphas, für seinen Lehrer, für sich selbst. Oder steht am Ende nur ,,Fortsetzung folgt...“?

Clara Westendorff


Ein weiteres Kapitel mit weiteren Auswirkungen

Rapha sieht durch die milchig, unklare Fensterscheibe der Küche und kann doch ganz klar erkennen, was sich zwischen seiner Mutter und Claude abspielt.

Ein Schock-Moment und bei eitem nicht der letzte. Claude Garcia, ein 16-Jähriger Schüler, hat eine sehr große Begabung für das Schreiben, welche seinen Lehrer, Germain, sichtlich beeindruckt. Jedoch nicht nur positiv: Alles fängt mit einem einfachen Schulaufsatz an, aber dabei bleibt es nicht.
 
In ihrem Haus
ist ein beeindruckendes französisches Drama von François Ozon, welches sich an spannenden Situationen immer wieder übertrifft. Die leicht verwirrende Handlung lässt nicht immer deutlich erkennen, was real und was irreal ist. Doch gerade durch diesen Aspekt baut das Drama Spannung auf. Durch den Film zieht sich ein leicht psychologisch angehauchter, traumatischer Faden, bei dem man leicht den Überblick verlieren kann. Außerdem wird der Film durch eine passende Filmmusik begleitet, welche die Dramatik noch zusätzlich unterstützt.
 
Laura Fischer


Die Macht der Fiktion und der Faszination des Gewöhnlichen

In ihrem Haus 05

Wenn du schreibst, dass du begehrst, musst du begehren! Unter diesem Motto beginnt ein durch Wahrheit und Täuschung geprägter Film von Franҫois Ozon.

„Pizza und Handy!“ Dies sind die ersten Worte des Lehrers Germain (Fabrice Luchini), die er nach der Kontrolle eines Aufsatzes mit dem Thema „Wie ich mein letztes Wochenende verbracht habe“ mit ärgerlicher Stimme zur Klasse 10c spricht. Nur einer der Aufsätze sticht heraus: der Text des eher stillen und zurückhaltenden 16-jährigen Schülers Claude (Ernst Umhauer). Claude beschreibt, wie es ihm durch Nachhilfestunden in Mathematik gelingt, sich Zutritt zum Haus seines Mitschülers Rapha (Bastien Ughetto) zu verschaffen.

Germain macht dieses beeindruckende, aber zu gleich herablassende Schreiben über die Familie von Rapha stutzig. Besonders erschrocken ist der Lehrer über die sehr abfälligen, aber doch begehrenden Bemerkungen über Raphas Mutter Erster (Emmanuelle Seigner). Jedoch erkennt Germain Claudes großes Talent und unterstützt ihn trotz aller frechen und provozierenden Bemerkungen, welche an jedem Ende des Textes erscheinen: „Fortsetzung folgt...“ Doch diese Förderung von Claude wirkt im Laufe des Films immer abgehobener. Man versinkt in eine irreale Welt, ohne zu wissen, ob es Fantasie oder Realität ist. 
 
Der Jugendthriller zeigt den Zuschauern deutlich die Grenzen zwischen Erscheinung und Wahrheit auf und zieht sie durch seinen typischen fränzösischen Charakter in das Geschehen zwischen Manipulation, Liebe und Freundschaft hinein.

Wieder einmal ein Kunstwerk von Franҫois Ozon!
 
Saskia Suhr


Fortsetzung folgt…

Skurril und doch möglich?! Ein 16 jähriger in einer Beziehung mit der Mutter seines besten Freundes?! Im Thriller Dans la Maison (deutsch: In Ihrem Haus) von François Ozon geht es hauptsächlich um diese Thematik. Claude Garcia, ein junger schreibtalentierter Schüler, soll für seinen Lehrer, Germain Germain, eine Geschichte schreiben.Alles beginnt mit einer kleinen Hausaufgabe, doch Claude begibt sich in immer größere Schwierigkeiten und das soll nicht nur für ihn schwerwiegende Folgen haben.

Claude Garcia soll eines Tages, als Hausaufgabe, über sein vergangenes Wochenende schreiben. Alle Schüler sind unmotiviert, doch er bekommt als einziger der ganzen Klasse eine „sehr gute“ Bewertung. Claude beschreibt alles detailliert: von den Düften bis zu den Geschmäckern und allen Gedanken. Jedoch ist die Geschichte von Anfang an nicht harmlos, sondern eher schaurig. Trotzdem ist sein Lehrer an einer Fortsetzung interessiert, wobei der Ausdruck „Fortsetzung folgt…“ eine andauernde und zentrale Bedeutung für den Film trägt und immer wieder aufgegriffen wird. Im Verlauf des Films, und damit auch im Verlauf der von Claude verfassten Geschichte, wird das Geschriebene immer mysteriöser und leider auch undurchsichtiger, da durch viele verschiedene Schnitte oft zwischen dem Realen und dem Irrealen gewechselt wird. Wenn man nicht genau aufpasst kann man schnell den Anschluss verlieren: Was ist erfunden und was ist real? Dies ist eine dauerhafte Frage, die sich der Zuschauer stellen muss. Allerdings weckt das auch die Aufmerksamkeit und erzeugt eine unglaubliche Spannung. 
 
Die Filmmusik ist meines Erachtens perfekt gewählt und an den richtigen Stellen eingesetzt worden, um weitere Spannung zu bewirken. Der Regisseur verwendet oft Nah- bis Detailaufnahmen. Dadurch kann man das Handeln und die Gedanken der Personen besser nachvollziehen. Außerdem wird der Zuschauer in den Film einbezogen. Zusammenfassend kann man sagen, dass In Ihrem Haus ein gelungener, packender, aber auch ein schauderhafter Film ist und nichts für schwache Nerven.
 
Alec Kiekbusch
 

Wahrheit oder Lüge?

In ihrem Haus 06

Germain, ein Literaturlehrer, ist das triste Arbeitsleben leid und er zweifelt zunehmend an den Fähigkeiten seiner Schüler, auch nur einige wenige inhaltlich sinnvolle Zeilen auf ein Blatt Papier zu bekommen. Bis zu dem Abend, an dem er den Aufsatz eines unscheinbaren Schülers namens Claude liest. Mit präziser Hingabe beschreibt der 16-Jährige, wie er sich unter dem Vorwand Mathematik-Nachhilfe zu nehmen, in das Haus und somit auch in das Leben der Familie seines Klassenkameraden Raphael einschleicht. Der Aufsatz endet mit den Worten: „Fortsetzung folgt...“ Demnach soll es bei diesem einen Aufsatz nicht bleiben...

Fasziniert von dem riesigen Talent seines Schülers, ermutigt Germain Claude weiterzumachen und fördert ihn beim Verfassen weiterer Texte. Irgendwie erinnert ihn der Junge an sich selbst, denn auch er wäre einst gerne Schriftsteller geworden. Doch das Projekt entwickelt nach und nach eine zunehmend gefährliche Eigendynamik, die aus dem Ruder zu laufen droht.
 
Der hochtalentierte französische Regisseur François Ozon, welcher bereits im Jahr 2003 mit dem Film Swimming Pool Aufsehen erregte, schafft es in seinem neuen Film In ihrem Haus, das Thema Schreiben gekonnt in Szene zu setzen und darüber hinaus den Zuschauer als „Voyeur“ eines Psychospiels teilhaben zu lassen. Dem jungen Schauspieler Ernst Umhauer (als Claude Garcia) gelingt es, sich auf eine authentische, fast schon erschreckende Art und Weise unbemerkt in das Leben einer Familie einzuschleichen. Demgegenüber schafft es Fabrice Luchini, als vom stupiden Alltag gelangweilter Lehrer, sowohl seine eigenen geheimen Erfolgsträume als auch seine Komplexe auf den jungen Claude zu projizieren. Im Verlaufe der Handlung verschwimmen Wahrheit (Realität) und Lüge (Fantasie) derartig, dass der Zuschauer von unerwarteten Wendungen überrascht wird. 
 
In ihrem Haus
ist ein äußerst gelungenes Werk von François Ozon, Drama und Thriller, faszinierend, rätselhaft und spannend zugleich. Der Film regt den Zuschauer zum Nachdenken an, reißt ihn durch seine Handlung mit sich und ist in jeder Sekunde das Hinsehen wert.
 
Maurice Thees
 

Der dünne Pfad zwischen Fantasie und Realität

Dort steht es. Das Haus. Das Haus, das er schon immer einmal von innen betrachten wollte. So beginnt alles, still und schweigsam in einem Park. So beginnt die skurrile Geschichte von Claude Garcia, die François Ozon in seinem dramatischen Thriller In ihrem Haus erzählt. Die bizarre Geschichte eines Jungen, der auf dem dünnen Pfad zwischen Fantasie und Realität wandelt, angetrieben von seinem Französischlehrer Germain, dem gescheiterten Schriftsteller ohne Talent, der mit allen Mitteln versucht, Claude das Handwerk des Schreibens beizubringen.

Doch schon bald ist es mehr als nur das. Claude versucht eifrig, die Erwartungen Germains an ihn zu erfüllen. Dabei dringt er immer tiefer in das Haus und die Familie von Rapha ein, dem er Nachhilfe gibt, um das Verlangen nach Esther, der Mutter seines Freundes, zu stillen und um seine Geschichte endlich zu einem Ende zu bringen. Ein Ende, das nicht nur für ihn schwerwiegende Folgen haben wird. 
 
Der Film ist geschmückt mit passender Musik und überzeugenden Schauspielern. Besonders Claude, gespielt von Ernst Umhauer, zeigt seine Gedanken stets authentisch, ebenso wie Fabrice Luchini in der Rolle des Germain German. Fazit: ein gelungener Film mit einem psychischen Touch.
 
Leon Lüttger
 

Du musst dir eine einzige Frage stellen: Wie geht die Geschichte weiter?

In ihrem Haus 07

Denkt man an das Eindringen in die Privatsphäre, kommt einem sofort die NSA-Affäre in den Sinn. In François Ozons Tragikomödie In ihrem Haus wird die Privatsphäre einer Familie in Gefahr gebracht. Wie man dort sieht, kann dies auch ganz ohne Computer geschehen.

Germain (Fabrice Luchini) ist Lehrer an einer französischen Schule. Er verzweifelt an der Lustlosigkeit seiner Schüler. Als er den Aufsatz des 16-jährigen Claude (Ernst Umhauer) liest, ist er schockiert über dessen abfällige Tonart und die Beschreibung bis ins intimste Detail. Claude beschreibt in seinem Text, wie er sich in die Familie seines Klassenkameraden Rapha einschleicht, um sie auszuspionieren. Trotzdem erkennt Germain das Talent des Schülers und ermutigt ihn zum Weiterschreiben. Er belehrt seinen Schüler nicht nur über Grammatik und Stil, sondern auch über den inneren Konflikt der Figuren, um sie für den Leser fassbarer zu machen. Dadurch entsteht ein surreales Verhältnis zwischen Leser und Autor. Die Ermutigung von Germain löst eine Menge von Ereignissen aus, mit denen so nicht zu rechnen war.

In der Tragikomödie von François Ozon sind Fiktion und Realität sehr nah beieinander. Doch genau durch diese verwirrenden Eindrücke ist es schwer für den Zuschauer, den Überblick zu behalten. Ist es nun Realität, wie Claude die liebreizende Mutter von Rapha küsst?

Der Film überzeugt trotzdem mit seinem französischen Charme, der vor allem bei den Schauspielern sehr überzeugend wirkt. Claude glänzt als Manipulator, wie auch sein Lehrer Germain, der in den Geschichten von Claude aufblüht. Auch die Mutter Esther (Emmanuelle Seigner) kann durch ihre melancholische Art einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Durch die klassische Musik von Philip Rombi werden die Szenen zwischen Imagination und Wirklichkeit unterstrichen. Die Aussagekraft des Films wird dadurch nochmal verdeutlicht. 
 
François Ozon hat einen Film erschaffen, in dem Fiktion und Realität so nah beieinander liegen, dass es einen das ein oder andere Mal verwirren kann. Der Film öffnet einem die Türen in die Welt eines Manipulators. Trotz der Verwirrungen ist In ihrem Haus sehenswert, denn er ist anders als andere Filme.
 
Celine-Marie Gawlitza
 

Reicht die Mittelklasse?

Es fing an mit einem Aufsatz über das Wochenende und endete mit Einsamkeit und Arbeitslosigkeit.

Der Aufsatz eines Schülers fasziniert den Literaturlehrer Germain (Fabrice Luchini). Sehr eindringlich und analytisch beschreibt der 16-Jährige Claudé (Ernst Umhauer) darin das Eindringen in das Haus seines Klassenkameraden Rapha (Bastien Ughetto). Dieser bemerkt das Nachstellen zunächst nicht. Eine willkommene Abwechslung im tristen „Oberschichtsleben“ des Lehrers: Der „Unterschichtsjunge“ Claudé beschreibt das Leben seines „Mittelklassenfreundes“. Schnell nimmt dieses Konstrukt eine unerwartete Form an.

In ihrem Haus befasst sich mit den sozialen Unterschieden in Frankreich. Das Psychodrama von François Ozon ist eindrucksvoll gestaltet und bildlich erzählt. Das Drama wird immer hektischer und verwirrender, was sich vor allem in der Kamera- und Schnitttechnik wiederspeigelt. Auch in der leisen Hintergrundmusik taucht das Hektische wieder auf. Parallelen zwischen den Hauptfiguren werden schnell sichtbar, und der Zuschauer denkt, dass er das Drama durchblickt hat – doch im letzten Augenblick passiert das Unerwartete.

Alles in allem lässt der Film das Blut in den Adern gefrieren und ist erschreckend real. Ein guter Film für jede Altersklasse. 
 
Nun stellt sich nur eine Frage: Wer ist in ihrem Haus?
 
Laura Lehmann
 

Zwischen Fiktion und Wirklichkeit

In ihrem Haus 08

Im alltäglichen Arbeitsschema des Französischlehrers Germain (Fabrice Luchini), einem etwas spießigen und von Literatur begeisterten Menschen, stößt er bei der Kontrolle der Hausaufgaben auf einen Aufsatz, der ihn sehr beeindruckt. Dieser eine Text sticht unter den schlecht geschriebenen Aufsätzen der anderen regelrecht heraus, und Germain sieht in dem Schüler Claude, dem Verfasser des Aufsatzes, großes Potenzial. Claude beschreibt darin, wie er in ein Haus der Mittelklasse gelangt, das er schon länger beobachtet und in das er schon immer mal eintreten wollte. Claude (Ernst Umhauer) besitzt eine gute Beobachtungsgabe und bringt diese auch beim Schreiben sehr gut unter.

In seiner Neugier auf die verborgenen Talente des jungen Schülers lässt Germain, sein unterrichtender Lehrer, ihn die Geschichte weiterschreiben.

In dem Film In ihrem Haus geht es um die Familie Artol, aus der sich Claude neuen Stoff zum Schreiben zieht. Dabei baut der Junge eine immer engere Beziehung zu der Familie auf und ist so oft wie möglich in ihrem Haus. In seinen Texten gibt er große Einblicke in die Privatsphäre dieser Familie und fesselt damit seinen Lehrer Germain.

Was mit einem einfachen Aufsatz anfängt, wird so zu einem spannungsvollen Drama von François Ozon, bei dem der Lehrer zum Schüler und der Schüler zum Lehrer wird. Durch die gute Besetzung der Schauspieler bekommt der Zuschauer einen perfekten Einblick in den Film und wird gepackt. Die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit werden verwischt, und man weiß nie genau, was für Absichten die jeweiligen Figuren haben. Auch die Musik passt sehr gut zu den jeweiligen Szenen und hebt sie so besonders hervor. Dadurch wird die Spannung des Films noch einmal stark gesteigert.
 
Zum Ende hin gerät alles außer Kontrolle, wird immer schriller und es sieht aus, als würde sich die Geschichte von allein schreiben. Die Handlung spielt sich an der Schwelle zwischen Realität und Fiktion ab, und dem Zuschauer wird nie klar, wann diese Schwelle übertreten wird.
 
Alewi Mazaev
 

Künstler der Manipulation

Claude, ein Junge aus der 10. Klasse, verändert das Leben seines Lehrers.

Alles fing mit einer Hausaufgabe an und artete dann aus. Sie ist der Anfang vom Ende. In dieser Hausaufgabe nämlich beschreibt Claude, wie er das Haus seines Klassenkameraden Rapha beobachtet und wie es ihm gelingt, sich mit Mathematik-Nachhilfestunden Zugang zu dessen Familie zu verschaffen. Sein Lehrer Germain ist zunächst etwas skeptisch, dann aber sichtlich interessiert und fördert Claude. Daraufhin schreibt ihm dieser immer wieder neue Geschichten, wobei die Trennlinie zwischen Realität und Fiktionen oft nicht sichtbar ist. Dieses ziemlich verstrickte Geschehen zieht sich über den ganzen Film. Dabei verletzt Claude die Privatsphäre der Familie Artole, in deren Haus er ständig ist, doch lässt dies unbedacht, da er genau weiß, was er tut. M. Germain spielt hierbei die Rolle des Lehrers und ist sowohl Opfer als auch Täter, da er Claudes Manipulationen verfällt. Dadurch verliert er am Ende seine Frau und seinen Beruf.
 
Der Trailer des Dramas In ihrem Haus verspricht meiner Meinung nach mehr, als der Film letztlich zu bieten hat. Ich persönlich finde diesen Film nicht sehr gut, da man nicht weiß, was real und was irreal ist. Für manche ist dieser Film sicherlich ziemlich interessant, für mich jedoch ist er nicht das Richtige.
 
Lisa Seewald
 

Die Sehnsucht nach Liebe

In ihrem Haus 16

Der frustrierte Lehrer Germain Germain (Fabrice Luchini) gibt seiner Klasse auf, einen Aufsatz über ihr letztes Wochenende zu schreiben. Beim Kontrollieren der Aufsätze sticht ein Text heraus. Der Aufsatz von Claude Garcia (Ernst Umhauer) fasziniert Germain sehr. Er schreibt darin, dass er in dem Haus seines Mitschülers Raphael (Bastien Ughetto) war. Claude schafft es, Germain mit seinem Text in seinen Bann zu ziehen.

Der Filmemacher François Ozon hat den dramatischen Thriller genauestens strukturiert, er springt dabei zwischen Realität und Fiktion. Es findet ein interessanter Genrewechsel statt, zwischen Thriller und Drama, bis hin zu Komödie und Tragödie. In ihrem Haus ist eine Hommage an die Menschheit, da es nicht alltäglich ist, dass ein Junge sich in ältere Frauen verliebt. Claude Garcia hatte keine Mutter und sehnt sich nach mütterlicher Liebe. Diese versucht er sich dann bei der Mutter seines Mitschülers zu holen. Ernst Umhauer spielt diese Sehnsucht sehr überzeugend.
 
Der Film von François Ozon regt mit seinen Sprüngen zwischen Realität und Fiktion die Zuschauer zum Nachdenken an. Er ist sehr überzeugend, da sich die Schauspieler sehr gut in die Rollen hineinversetzt haben.
 
Sabrina Wolf
 

Endlich allein mit Esther

Es scheint für den frustrierten und gelangweilten Lehrer Germain (Fabrice Luchini) ein Tag zu sein wie jeder andere, bis er den Aufsatz des Schülers Claude (Ernst Umhauer) in den Händen hält. Germain glaubt, ein literarisches Talent entdeckt zu haben und dies fördern zu müssen. Der 16-jährige Schüler Claude beschreibt in dem Aufsatz, wie er für die Mutter seines besten Freundes Rapha (Bastien Ughetto) schwärmt und wie er die Familie von ihm ausspioniert – auf eine Weise, die Germain fasziniert. Claude reizt es, unterschwellige Geheimnisse zu entdecken. Doch ihn erregt noch mehr, dass er diese Begeisterung teilen kann – mit seinem Lehrer. Schon bald steckt dieser Lehrer mittendrin in einem gefährlichen, gar erotischen Spiel, wobei Realität und Fiktion miteinander verschmelzen.

Weder dem Lehrer noch dem Zuschauer des Films wird ganz klar, was davon wirklich passiert und was nicht. In dem 2012 in Frankreich entstandenen Film geht es nicht darum, worum es zunächst zu gehen scheint. Derweil findet der Regisseur François Ozon genau die richtige Balance zwischen Spannung und Humor. Gerade die Faszination der beiden Hauptfiguren zueinander ist grandios und gleichzeitig sehr clever umgesetzt worden: Germain ist von seinem Schüler überaus fasziniert, da er ihn unterbewusst an sein früheres Ich erinnert.
 
Der feine Unterschied besteht jedoch darin, dass Claude ein begabter Schreiber ist und eine gelungene Karriere als Schriftsteller aufbauen könnte, wohingegen Germain gescheitert und Lehrer geworden ist. Deswegen unterstützt er ihn auch so sehr. Er fühlt sich zusätzlich geehrt und als etwas besonderes, da sein Schüler ihn mag und süchtig nach der Meinung und Kritik seines „Mentors“ ist. Claude fühlt sich durch den Kontakt mit dem Lehrer sehr gut. Er gibt ihm das Gefühl, beachtet zu werden. Im Film kommt es somit mehr und mehr zu einer Vater-Sohn-Beziehung, wobei Germain sogar seine Frau vernachlässigt. Die Hauptfiguren machen sich gegenseitig voneinander abhängig, ohne es wirklich zu bemerken. Für beide zählt nur noch der jeweils andere, die Beziehung erlangt dadurch einen hohen Stellenwert. So hoch, das Germain die Lösungen einer Mathe-Klassenarbeit entwendet und auch generell mehr verliert, als man erwartet hätte.
 
Der Film In ihrem Haus stellt dar, wie alles um einen herum zerstört werden kann. Doch am Ende bleibt immer auch die gemeinsame Vision, die einem die Hoffnung schenkt weiterzumachen. So ist das Ende eben so überraschend, wie es vom Lehrer Germain von seinem Schüler Claude in dessen Aufsätzen gewünscht war. Ein wirklich sehenswerter Film, der einen fesselt – ob man will oder nicht.
 
Rosa Kutz
 

Fantasie oder doch Realität?

In ihrem Haus 10

Der Französischlehrer Germain (Fabrice Luchini) verzweifelt an Berichten seiner Schüler über das vergangene Wochenende. Keiner der Jugendlichen scheint auch nur ein wenig kreativ zu sein. Das denkt er jedenfalls, bis er den Bericht von Claude liest: Claude (Ernst Umhauer) beschreibt besonders anschaulich, wie er das Haus seines Klassenkameraden Rapha ausspioniert und durch den Vorwand von Mathematik-Nachhilfestunden dieses lang ersehnte Haus endlich betreten darf. Der Aufsatz endet mit den Worten: „Fortsetzung folgt...“

Germain, der regelmäßig Fortsetzungen von Claudes Erlebnissen in der Familie von Rapha erhält, möchte das Talent des jungen Claude mit seinem Wissen fördern. Er beginnt ihn zu lehren, wie man als Autor eine gute Geschichte schreiben kann. Germain selbst scheiterte an seiner Karriere als Schriftsteller und setzt nun seine Hoffnungen in seinen Schüler. Schnell wird jedoch klar, dass das kein gutes Ende geben wird, da sich Claude viel zu weit in das Persönliche der Familie wagt und ein starkes Verlangen nach der Mutter von Rapha entwickelt.
 
Durch die sehr gelungene Regieführung und die gut gewählte Besetzung wird man schnell von dem Film gepackt. Claude scheint perfekt dafür geeignet, sich unbemerkt in das Leben der Familie einzuschleichen und Germain wird perfekt als spießiger Lehrer dargestellt, der verbittert seinen Misserfolgen nachtrauert. Man bekommt beim Sehen den schockierenden Eindruck, dass die eigene Privatsphäre nicht sicher ist und entwickelt eine abwehrende Haltung Claude gegenüber, der nicht aufhören kann, in das Leben der Familie von Rapha einzudringen und immer ausführlichere Texte darüber zu schreiben. Claude versucht, die Anweisungen seines Lehrers umzusetzen und Spannung aufzubauen, indem er Konflikte einfügt. Man verliert den Überblick über Realität und literarische Fantasie. Das Verhältnis zwischen Wirklichkeit und Imagination zieht nicht nur Germain in seinen Bann, sondern wirkt sich auch stark auf die Zuschauer aus. Unterstützt werden die spannenden Szenen durch die gut gewählte Filmmusik von Philippe Rombi, die einen in den richtigen Momenten packt und zu hundert Prozent bei der Sache sein lässt. Durch die gekonnten Regieanweisungen und die gute Techniknutzung hat François Ozon einen sehr spannenden Thriller produziert, der einen packt und nicht mehr loslässt.
 
Philip Zenker
 

Die „normale“ Familie

In ihrem Haus 17

Wie lebt eine „normale“ Familie? Diese Frage stellt sich der 16 jährige Claude immer, wenn er seinen Klassenkameraden Rapha mit seiner Familie sieht. Er will auch so leben oder wenigstens mal dieses Gefühl haben. Dieses Gefühl wird ihm zuteil.

Aber dann gerät die Situation außer Kontrolle.

Das Drama von François Ozon ist ein hartes Stück. Der Junge Claude ist sehr begabt für das Schreiben von Geschichten. Er freundet sich mit Rapha an und gewinnt somit Zutritt in das Haus von dessen Familie, in das er schon immer einmal wollte. Er beginnt, das Leben der Familie Artole zu erforschen und zu verstehen. Er bringt es in bemerkenswerten Schulaufsätzen zu Papier und seinen Lehrer damit in Gewissenskonflikte.
 
Der Film ist durch das Denken des Protagonisten und durch die Handlungen anderer Figuren stark psychologisch gefärbt. Er hat eine steile Spannungskurve, die viele Überraschungen bereithält. Damit wird der Zuschauer bis zum unerwarteten Ende in den Bann gezogen. Dank der intensiven Beschreibungen von Claudes Beobachtungen, seinem Handeln und der Verarbeitung in seiner Gedankenwelt stellt sich ein Gefühl von Voyeurismus ein. In ihrem Haus verwirrt und erschreckt zugleich. Er führt dem Zuschauer vor Augen, wie schnell etwas scheinbar Normales in ein gefährliches Spiel umschlagen kann.
 
Lewin Josupeit
 

Geschichten einer Begierde

In ihrem Haus verblüfft mit überraschenden Wendungen und guten Schauspielern.

Claude scheint auf den ersten Blick ein ganz normaler 16-jähriger Junge zu sein. Doch für ihn ist es normal, die Matheschwäche eines Schülers auszunutzen, um dessen Mutter nahe sein zu können. Claude beschreibt sein Verlangen in atemberaubenden Geschichten, die seinen Lehrer Germain verblüffen. Daraufhin fördert Germain die Fähigkeiten von Claude und entwickelt eine väterliche Beziehung zu ihm. Claude greift daraufhin immer tiefer in das Familiengeschehen ein. Der Nachwuchsschauspieler Ernst Umhauer agiert dabei sehr gekonnt und verleiht dem Charakter durch Mimik und Gestik einen faszinierenden Ausdruck. Er schafft es, einem die Figur Claude durch seine Charakterstärke sehr nahe zu bringen. Durch den Lehrer motiviert und gefördert schreibt Claude seine Geschichte weiter, bei der er sehr geschickt beschreibt, was in der Familie vor sich geht. Allein Germains Frau, die die Texte ebenfalls liest, beginnt sich langsam zu wundern.

Während sich die Handlung zuspitzt, wird einem Claude immer fremder. Durch das ständige Wechseln zwischen Realität und erzählter Geschichte schafft François Ozon eine spannende und auch dramatische Atmosphäre. Der Film ist aufgrund der starken schauspielerischen Leistung und der spannenden Handlung sehr empfehlenswert – auch aufgrund des spannenden Endes.
 
Jonas Dähnick
 
(Korrektur: Jonathan Lubasch)
 

Der Geruch einer Frau aus der Mittelschicht

In ihrem Haus 09

Es klingelt an der Tür. Es öffnet eine Frau namens Esther Artole (Emmanuelle Seigner), sie ist eine typische Frau aus der Mittelschicht: 40 Jahre alt, lebt mit ihrem Mann Rapha Artole Senior und ihrem Sohn Rapha Artole Junior in Frankreich, in einem Haus, das mit Blick auf den Park gelegen ist. Doch sie ist nicht glücklich. Als sie die Tür öffnet, steht vor ihr Claude Garcia (Ernst Umhauer), der sich genau zu dieser Familie hingezogen fühlt. Es ist seine Sucht und sein Verlangen, über diese sehr durchschnittliche Familie zu schreiben.

Alles beginnt mit einem Aufsatz, den Claude für seinen Französischlehrer Germain Germain (Fabrice Luchini) verfasst. Jedoch bleibt es nicht nur bei diesem einen Aufsatz: Claude wird immer weiter herausgefordert, bis es zu spät ist.

Der Leitfaden des Films ist die von Claude verfasste Geschichte über die Familie Rapha. Es werden dabei die Erzählungen der Off-Stimme (Claude) bildlich dargestellt. Anfangs wird auch mit Zeitraffer gearbeitet, um die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Schüler darzustellen, die die Zufälligkeit der Wahl der Protagonisten von Claudes Geschichte veranschaulicht.

In ihrem Haus ist ein unter der Regie François Ozon entstandener französischer Film. Es ist ein sehenswertes Drama, das Realität und Fantasie verschmelzen lässt, zum Nachdenken angeregt und von Anfang bis Ende die Spannung hält.
 
Mathilda Althausen
 

Ein Zusammenspiel aus Realität und Fantasie

Eine normale Schule, ein normaler Lehrer, eine normale Hausaufgabe, und ein Aufsatz, der völlig aus der Reihe tanzt. Der Verfasser: Claude (Ernst Umhauer). Er macht aus der Beschreibung seines Wochenendes einen abfälligen und spöttischen Aufsatz über die Familie seines Klassenkameraden Rapha (Bastien Ughetto). Während sein Lehrer immer faszinierter von seinem Schüler ist, merkt er nicht, wie er sich in ein gefährliches Spiel zwischen Realität und Fantasie einlässt. Denn Claude dringt immer tiefer in die Familie ein und durch seine manipulative Art hält er die Fäden in der Hand. Claudes Verhalten und seine Werke haben immer mehr Einfluss auf das Leben der anderen Protagonisten.

In ihrem Haus ist ein surrealer Film aus Wünschen, Begehren und Manipulation. Die typisch französische Stimmung spiegelt sich in witzigen Dialogen und dem Humor wieder, bleibt also bei dem Film von François Ozon nicht außen vor. Den Film kann man in viele Richtungen deuten und auslegen. Absolut empfehlenswert!
 
Lara Hecker
 

Eine Geschichte über das Vorstellen

In ihrem Haus 12

Stille. Germain (Fabrice Luchini) liest die Aufsätze seiner Schüler über ihr Wochenende. Sechs. Fünf. Vier. Sie sind seine schlechteste Klasse. Seine Frau Jeanne (Kristin Scott Thomas) kommt nach Hause. Er liest den Aufsatz seines Schülers Claude Garcia (Ernst Umhauer), der sein Wochenende sehr realistisch beschreibt. Der Anfang einer Geschichte über die Vorstellungskraft der Menschen.

Stellen Sie sich vor, Sie gehen in das Zimmer Ihres besten Freundes und finden ihn dort erhängt. Es ist zwar nicht wirklich, sie denken aber, dass es stimmt, denn so steht es in dem sehr glaubwürdigen Aufsatz von Claude Garcia. Am nächsten Tag erscheint der Schüler nicht in der Schule. Sie haben dem Aufsatz geglaubt und denken, der Schüler wäre wirklich tot. Der von Fabrice Luchini sehr überzeugend dargestellte Germain Germain hat sich das vorgestellt. Er verleiht der Rolle Leben und lässt uns die Figur erleben, indem er die ihre Gefühle darstellt.

Die Vorstellung nimmt in dem Film von François Ozon eine große Rolle ein, da jeder etwas anderes interpretiert als der andere – wie die Figuren im Film. Jeder imaginiert den Film und die Figuren anders, auch dank Ernst Umhauer, der in der Rolle des Claude Garcia mit einem guten Vorstellungsvermögen glänzt. Jeder, der den Film gesehen hat, wird mit einer anderen Interpretation des Endes aus dem Kino gehen. Da die Geschichte teilweise aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, kann man sich in die verschiedenen Figuren einfühlen und sich die Geschichte vorstellen. Die Kamera ist nah am Geschehen und zeigt dadurch die verschiedenen Perspektiven, obwohl man doch immer wieder zur Imagination von Claude zurückkehrt.

Der Film ist ein guter Thriller, inklusive dem typisch französischen schwarzen Humor, der uns zeigt, dass jeder Mensch anders interpretiert.
 
Stine Timm
 

Zwischen Literatur und Realität

In ihrem Haus 15

Claude Garcia (Ernst Umhauer) beobachtet das Haus seines Klassenkameraden Raphael und es gelingt ihm, sich mit Mathematik-Nachhilfestunden für Raphaël Zugang zu dessen Familie zu verschaffen. Diese Geschichte liest sein Lehrer Germain (Fabrice Luchini) neben sonst nur schlecht geschriebenen Aufsätzen mit dem Titel „Wie ich mein letztes Wochenende verbracht habe“. Er ist schockiert über das, was er da liest und gleichzeitig beeindruckt von der Art, wie es geschrieben worden ist. Am Ende dieses Aufsatzes steht „Fortsetzung folgt...“. In der nächsten Stunde legt ihm Garcia ungefragt den nächsten Teil seines Aufsatzes über das Eindringen in die Familie vor. Germain lässt ihn aber nicht liegen, sondern nimmt ihn an, um ihn zu korrigieren. Germain hat das Schreibtalent Garcias erkannt und treibt ihn für die Literatur zu weiteren Berichten und somit weiteren Aktionen.

Germain bringt Claude das Schreiben bei, aber nicht nur die Grammatik. Er will, dass Claude den inneren Konflikt der Figuren fassbarer macht. Daraufhin versucht Claude die Probleme zu dramatisieren, indem er sich zum Beispiel bei Rafaels Vater beliebt macht und so seinen Klassenkameraden eifersüchtig macht. Außerdem versucht er, durch Germains Bücher inspiriert, Raphaels Mutter (Emmanuelle Seigner) näher zu kommen. Nicht absichtlich werden auch Germain und seine Frau, die jeden Aufsatz des Schreibtalents mitgelesen hat, in Claudes Werk einbezogen.

François Ozons Thriller In ihrem Haus wirkt rätselhaft und undurchsichtig, überzeugt aber mit einer konstanten Spannung. Nicht immer kann man sich sicher sein, ob das, was auf der Leinwand geschieht, real ist oder nur Claudes romantischen Fantasien entspringt. Letztlich ist der Film interessant und sehenswert dank seiner konstanten Spannung.
 
Michel Stieblich
 

Seltsam und Verrückt

Der Film In ihrem Haus von François Ozon fängt damit an, dass der frustrierte Lehrer Germain seiner Klasse die Aufgabe gibt, einen Aufsatz über ihr letztes Wochenende zu schreiben. Die Ergebnisse sind mehr als enttäuschend, doch ein Aufsatz ist anders: der Aufsatz von Claude. Der Junge beschreibt, wie er seinen Mitschüler Raphael in seinem Haus zum Lernen besucht. Er erzählt, dass er das Haus seines Freundes schon länger beobachtet und auch auf diesen Moment gewartet hat. Sein Talent, die Dinge detailliert zu beschreiben, fasziniert den Lehrer. Germain versucht deshalb, den Jungen zu unterstützen und sammelt regelmäßig Texte von ihm ein. In den Texten beschreibt Claude das Haus und die Familie seines Freundes. Er beobachtet so detailreich und ist dabei so versessen, dass er sehr seltsam und verrückt rüber kommt. Er steigert sich immer mehr hinein, bis es zu großen Problemen kommt.

Die Geschichte ist sehr eigen und schwer bewertbar. Auch wenn sie mir nicht so gefallen hat, fand ich die schauspielerische Leistung sehr gut. Der Film verbindet Comedy, Thriller, Drama und Mystery. Ich denke, dass gerade das Mysteriöse den Film spannend macht. Wen dieses Genre interessieren, dem wird der Film sicher gefallen.
 
Adrian Mierke
 

Das Haus der Vorstellung

In ihrem Haus 14

Ist es real oder eine Vorstellung? Claude ist ein 16-jähriger Schüler, der sich in Französisch verbessern will. Die Aufgabe der Klasse ist es, einen Aufsatz über das Wochenende zu schreiben. Claude beeindruckt seinen Lehrer Germain dabei sehr. Er ist der einzige, der sein Wochenende interessant beschrieben hat. Gemain findet den Aufsatz faszinierend, sodass er Claude darum bittet weiterzuschreiben. Es ist eine gute Möglichkeit für den Schüler, seine Französischnote zu verbessern. Claude nimmt das Angebot an, unter der Bedingung, dass Germain ihm hilft.

Bei Gemain sieht man deutlich, dass er seinem Schüler Claude sehr gerne hilft. Er gibt ihm jedes Mal neue Ratschläge, die Claude bei der nächsten Gelegenheit umsetzt. Im Film kann man Schuss-Gegenschuss-Aufnahmen sehr gut beobachten. Die Lichteinstellung ist an manchen Stellen sehr passend, sie gibt dem Zuschauer ein Gefühl von Spannung. In ihrem Haus ist für jüngere Generationen etwas schwer zu verstehen. Um den Film zu verstehen, müsste man ihn sich zweimal anschauen. Regisseur François Ozon arbeitet mit vielen Tricks. Er wechselt von der Realität ins Schreiben und dann wieder in die Realität. Einige Szenen sind verwirrend für den Zuschauer. Am Ende überlegt man, was nun Realität und was erfunden war. Befindet man sich im Aufsatz des Jungen oder passiert das alles wirklich? Ein Film, den man nur weiter empfehlen kann. Die Musik ist sehr gut ausgewählt. In traurigen Situationen wird die Musik langsamer und düster. Wenn es gefährlicher oder spannender wurde, wird auch die Musik dramatischer.

Than Le Ngoc Trami

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