Die Pixelwolke und der Wert der Bilder

Gabriel Over the White House 03
  • 1 von 11
  • »
weiter
  • Gabriel Over the White House 03
  • La Grande Illusion 02
  • Cabra Marcado para Morrer 01
  • Tiger  Loewe  Panther
  • Tiger  Loewe  Panther 01
  • Tiger  Loewe  Panther 02
  • Gabriel Over the White House 01
  • La Grande Illusion 01
  • Slaughter 01
  • The Grandmasters 03
  • The Grandmasters 01

Neue Kritiken

Kommentare zu „Die Pixelwolke und der Wert der Bilder“


Daniel Bachler

Ein sehr schöner und differenzierter Artikel! Als No/Low Budget Filmemacher stehe ich der digitalen Technik prinzipiell positiv gegenüber, hat sie doch gerade in den technischen Produktionsbedingungen abseits der großen Produktionen so viel ermöglicht. Aber die Sorglosigkeit und die fehlenden Ansprüche die Technik voranzutreiben, gerade für schwierigere Fälle wie Schwarz/Weiß Filme, ist traurig. Wahrscheinlich werden wir in den nächsten Jahren eine Durststrecke durchleben müssen in der wir uns mit Projektoren und Abspielketten zufrieden geben müssen die nicht den technischen Möglichkeiten entsprechen (12 bit 4K DCPs in einem Log Farbraum wären ohne weiteres machbar und würden der Qualität von hochwertigen Archivfilmscans entsprechen). Stattdessen wurde die Umrüstung auf die digitale Projektionskette zum frühest möglichen Zeitpunkt durchgeführt. Mit etwas Glück wird die Projektionstechnik in den nächsten 10 Jahren ähnlich schnell weiterentwickelt wie die Aufnahmentechnik in den letzten 10 Jahren. Dann wird immer noch ein gefühlter Unterschied zwischen 35 mm und einer Digitalprojektion sein, aber zumindest werden dann all die furchtbaren Artefakte die Du beschreibst hoffentlich Geschichte sein.

Oh und eine kleine pedantische Anmerkung noch: Codecs ist eine Abkürzung für "COmpressor DECompressor" und wird deshalb mit zwei c geschrieben. Ich hoffe Du verzeihst die Pingeligkeit.


Florian Geierstanger

Aussagekräftig in diesem Zusammenhang ist auch der aktuelle Aufruf der Varda-Familie zur Restaurierung und Digitalisierung eines einzelnen Films von Jaques Demi. Obwohl von verschiedenen Insitutionen mit fast 100 000 Euro gefördert, ist immer noch nicht genügend Geld vorhanden. Unabhängig davon ob es für diesen Film gelingt 25 000 Euro mit Crowdfunding einzuwerben, für die Masse der Filmgeschichte bedeutet das auf längere Zeit zumindest Unsichtbarkeit.


Jean-Pierre Gutzeit

Die Kritik teile ich in weitesten Abschnitten: von der Minimal-Korrektur einiger weniger Fachtermini abgesehen (Vorführraum = Bildwerferraum, d.h. nicht Kinosaal im Jargon der Kinomitarbeiter).
Jenseits der leidlich anzutreffenden Qualitsverluste bei der digitalen Transition analoger Medien forciert "die" Digitalisierung des Lebens per se eine Abkehr von theatral gewachsenen Kulturen, welche die Ingredienzien der Antike wie auch der Monopolisierungskämpfe des bürgerlichen Zeitalters, der Industrialisierung und der urban situierten Vergnügungstempel der Zerstreuungskultur in sich trugen.
Die mit der Digitalisierung einhergehende vermeintliche Demokratisierung (= Konsumverschiebung in die private Sphäre) aufgrund leichterer Verfügbarkeit, Verteilung und interaktiven Editierung audiovisueller Kulturen fordert somit ihren Preis. Den Preis einer Entfremdung.
Die Berliner Kinolandschaft und der Utilitarismus der Deutschen Kinemathek ("so schnell wie möglich digitalisieren und online stellen") stellen im weiteren ein Armutszeugnis an Identitätsfindung und musealer Ethik dar. Somit ist der Beschluss des Bundestages, mit einem symbolischen Betrag allenfalls ein Dutzend an Filmtiteln zu digitalisieren, kaum mehr als ein Phyrrus-Sieg der Modernisierer und Effizienzprediger. Eingeredet wurde das Projekt dem eigentlich dem fotochemischen Sicherungsauftrag des Bundesarchivs verpflichteten BKMs m.W. von den Entrepreneuren der Deutschen Kinemathek in Berlin, "Museum für Film und Fernsehen", dessen Archiv- und Restaurationsleiter Koerber dezidiert infrage stellte, welchen Sinn Debatten um Art und Beschaffenheit des Medienträgers noch machten, sofern es doch um Sicherungen von "Filminhalten" ginge? Damit einher geht auch ein erschütternder Mangel an Kompetenz zur Beurteilung des Looks oder Klanges von Werken des vergangenen Filmjahrhunderts nicht nur in den Berliner Institutionen.
Was also in den Kunst- und Musikwissenschaften selbstverständlich ist, gilt in Kommunalen Kinos, Kinematheken und filmwissenschaftllchen Instituten lediglich als Postulat fossilierter Traditionalisten ohne relevanten Bezug zur Wirklichkeit.
Mittlerweile zeigen auch führende Festivals in Venedig und Rom ihre Retrospektiven in sogenannten Digital Cinema Packages und gerieren sich somit in meinen Augen als "Werbefenster" der Broadcast- und Videoverwerter.


Frédéric Jaeger

@Jean-Pierre Gutzeit
Danke für den Hinweis, das war ein Versehen, der Vorführraum ist natürlich der Raum, in dem der Vorführer arbeitet. Ist korrigiert.






Kommentare der Nutzer geben nur deren Meinung wieder. Durch das Schreiben eines Kommentars stimmen sie unseren Regeln zu.