27. Kinderfilmfest München

Studenten der Universität Regensburg haben im Rahmen einer Übung zum Filmjournalismus das Filmfest München besucht und sich individuell oder in Kleingruppen den verschiedenen Sektionen gewidmet. Einige der Texte finden hier auf critic.de ihre Publikation.

Die Familienreihe des 27. Filmfest München stellte acht Filme aus ebenso vielen verschiedenen Ländern vor, die unterschiedlicher kaum hätten sein können. Neben großen Emotionen und ergreifenden Geschichten wurde natürlich auch für humorvolle Unterhaltung und Spannung für die Kleinsten gesorgt.

Die Suche nach dem persönlichen Glück und der eigenen Bestimmung im Leben eines jungen Menschen wurde mit Beiträgen aus Kanada/Irland, Indien und Polen aus drei ungleichen kulturellen Blickwinkeln beleuchtet. Der polnische Regisseur Andrej Jakimowski erzählt mit seinem Beitrag Kleine Tricks (2007) in stillen Bildern die Geschichte des sechsjährigen Stefek (Damian Ul), der in seinem kleinen polnischen Heimatdorf das Glück so zu manipulieren versucht, dass er die Aufmerksamkeit seines ihm noch unbekannten Vaters gewinnt. Mit seiner ruhigen, verträumten Erzählweise sticht der Film aus der Reihe heraus, bietet damit aber für Kinder ein fast schon zu leises Filmerlebnis. Wesentlich ergreifender zeigt sich Vic Sarins Der Glanz des Regenbogens (2009). Untermalt von herrlichen Landschaftsaufnahmen der irischen Insel Malin Head und unterstützt von seiner Adoptivmutter Maire (Connie Nielsen) findet der Waisenjunge Tomás (John Bell) seine innere Magie. Als die fröhliche Maire aber stirbt, steht Tomás erneut vor der Herausforderung, seinen Platz im Leben zu finden. Sarin inszeniert einen gefühlvollen Film, in dem Schmerz und Glück ganz nah beieinander liegen, und der die erwachsenen Zuschauer mindestens so sehr berührt wie die Kinder.

Dies lässt sich auch vom indischen Werk Tahaan (2008) behaupten. Der achtjährige Tahaan (Purav Bhandare) lebt im himalayischen Kaschmir bei seiner stummen Mutter, dem Großvater und seinem Wegbegleiter, Esel Birbal. Auch Tahaan bleibt von der Erfahrung mit dem Tod und dessen Folgen für die Hinterbliebenen nicht verschont: Als sein Großvater stirbt, muss die Familie Birbal dem schonungslosen Geldleiher Lalji (Rahul Khanna) als Anzahlung der Schulden überlassen. Tahaan begibt sich auf die Reise durch die krisengeschüttelte Region und muss entscheiden, wie weit er gehen will um seinen Esel und Freund zurück zu bekommen. Regisseur Santosh Sivan versteht es, in seinem Film mehr als die Abenteuer von Tahaan im Kampf um seinen Esel zu erzählen. Tahaan zeigt den Alltag des Terrorismus in Kaschmir, die Armut und den Umgang der Menschen mit eben dieser, ohne Mitleid erwecken zu wollen.

Armut in einer anderen Dimension gibt den Anlass für die Geschehnisse in der lettisch/österreichischen Koproduktion Die kleinen Bankräuber (2009). Der Vater des fünfjährigen Robis (Gustavs Voldemars Vilsons) und seiner großen Schwester Louisa (Zane Leimane) wird arbeitslos, die Familie kann die Raten für ihr Haus nicht mehr bezahlen und muss es verlassen. Enttäuscht von dieser Ungerechtigkeit schmieden die Kinder den Plan, die Bank zu bestehlen, schließlich hat diese genug Geld. Es folgt ein Bankraub in ungewöhnlich skurrilen Bildern von Kindern in Mülleimern, eine Lektion über Ehrlichkeit und Moral und eine spannende Verfolgungsjagd, die Spaß macht. Dänisch-ironischer Humor für die etwas Älteren versteckt sich dagegen in der Komödie Max Peinlich (2008) über die Pubertät des 13jährigen Titelhelden. Die humorvoll inszenierten, peinlichen Situationen ergeben dabei ein witziges Gesamtwerk ohne zum Klamauk zu verkommen.

Die Abenteuer von Johnny Mauser, Franz von Hahn und Schwein Waldemar im Animationsfilm Mullewapp – Das große Kinoabenteuer der Freunde (2009), sowie der niederländische Spielfilm Frösche und Kröten (2009) bieten mit altbewährten Schemata und einer ausgewogenen Kombination aus Spannung und Spaß zwar nichts Neues auf der Kinoleinwand, wurden von den ganz Kleinen aber mit viel Lachen angenommen.

Und doch bewiesen sich die kleinen Zuschauer immer wieder als kritische Beobachter, die mitdenken. Ungereimtheiten in der Erzählabfolge, sowie unpassende Szenen wurden im Gespräch mit den Regisseuren aufgedeckt und brachten die Filmemacher das ein oder andere Mal in Verlegenheit. Das Wichtigste aber war für alle, dass unsere kleinen Leinwandhelden ihre Abenteuer gut überstanden haben und die Hindernisse überwinden konnten. So durften die jungen Zuschauer den Kinosaal stets mit einem Lächeln auf dem Gesicht verlassen. Die Filme haben ihre Bestimmung erfüllt.

Verena Gröbmayr

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