Vier Brüder – Kritik

Unter der Regie von John Singleton (Shaft, 2000) sucht Bobby Mercer (Mark Wahlberg) zusammen mit seinen drei Brüdern die Mörder ihrer Mutter und mischt dabei Detroits Unterwelt auf.

Vier Brüder

Evelyn Mercer (Fionnula Flanagan) ist die Gutmütigkeit in Person. Erst zog sie vier Adoptivsöhne groß, um sich danach auch weiterhin hilfebedürftigen Kindern in der ehemaligen Autometropole Detroit zu widmen. Nachdem sie scheinbar zufällig bei einem Ladenüberfall von jugendlichen Gangstern erschossen wird, kommen ihre inzwischen erwachsenen, ungleichen Söhne nach langer Trennung zusammen, um dem Tod ihrer Mutter auf den Grund zu gehen.

John Singletons Vier Brüder (Four Brothers) entstand nach Motiven des Klassikers Die vier Söhne der Katie Elder (The Sons of Katie Elder, 1965). Während sich in der ursprünglichen Westernvariante unter anderem Dean Martin und das Hollywood-Urgestein John Wayne auf die Spur der Mörder ihres Vaters machten, sehen nun in dem zum Rache-Film mutierten Remake, Mark Wahlberg, Outcast-Sänger André Benjamin, Tyrese Gibson und Garrett Hedlund rot. Die staubige Wüstenstadt Clear Waters, die 1965 der Regieroutinier Henry Hathaway in das goldene Licht der texanischen Sonne erstrahlen ließ, tauscht Singleton durch das winterliche Detroit der Gegenwart ein. Die urbane Tristesse taucht der Regisseur in ein kühles Blau und weckt somit Erinnerungen an das Städteporträt in Curtis Hansons 8 Mile (2002), oder an Steven Soderberghs Out of Sight (1998).

Vier Brüder

Nur auf den ersten Blick handelt es sich bei Original und Remake um ganz unterschiedliche Settings, denn Vier Brüder steht nicht nur in der blutrünstigen Tradition der Death-Wish-Reihe (1974-1993) mit Charles Bronson, sondern verlegt, viel deutlicher als herkömmliche Rache-Filme, den „Wilden Westen“ in die heutige USA. Die rauen Sitten der Prärie leben in Singletons Entwurf einer von Verbrechen und Gewalt dominierten Stadt weiter, in der selbst die korrupte Polizei, wie schon so viele Western-Sheriffs, eine nicht ernstzunehmende Instanz staatlicher Ordnung darstellt.

In der Isolation eines rechtsfreien Raumes erscheint Singletons Detroit anfänglich als ein negatives Abbild der US-Amerikanischen Gesellschaft. Auch wenn der Stadt in ihrer Darstellung ein bisweilen realitätsnah anmutendes Sozialkolorit anhaftet, kann der Film des Regisseurs, der einst mit seinem kraftvollen Debüt Boyz n the Hood (1991) Hollywood aus seinem bis dahin andauernden Reaganschen Dornröschenschlaf wachrüttelte, nicht als ernstzunehmende Auseinandersetzung mit den Missständen des Landes betrachtet werden. Zu sehr setzt Singleton in seinem kruden Genremix, in dem allen voran Mark Wahlberg als Bobby Mercer einen blutigen Rachefeldzug führt, auf Brachialunterhaltung, die an Mel Gibsons menschenverachtende Gewaltphantasie Payback (1998) erinnert.

Vier Brüder

Doch auch als Action-Unterhaltung kann Vier Brüder nicht überzeugen. Wenn es Singleton, der zuletzt 2 Fast 2 Furious (2003) inszenierte, bisweilen gelingen mag, dem Mainstream-Kino neue Seiten abzugewinnen, indem er etwa eine effektvolle Autoverfolgungsjagd mit der schnörkellosen Stringenz des Pendants in French Connection – Brennpunkt Brooklyn (The French Connection, 1971) ausstattet, fehlt es Vier Brüder doch an einer Dramaturgie, die auch nur halbwegs funktioniert. Die Detektivarbeit der Protagonisten, die mit dem Vorschlaghammer praktiziert wird, kann zwar ebenso für einige Lacher sorgen, wie das gelegentliche Gezanke der Brüder untereinander, doch stellt sich bei dem motivationslosen Wechselspiel von Action-Szenen und Mörder-Fahndung schnell Langeweile ein.

So beliebig wie die Geschichte sind auch die Figuren, die sich in ihr bewegen. Die Charakterisierungsversuche der unterschiedlichen Brüder, etwa durch unbeholfen eingestreute Rückblenden, machen die schlampige Konstruktion des Drehbuchs besonders deutlich. Einzig das Spiel von Terrence Howard und Josh Charles, die als polizeiliches Ermittlerduo auftreten, gibt dem Film ein wenig Tiefe. So kann Howard, der jüngst in L.A. Crash (Crash, 2004) als Regisseur überzeugte, der sich rassistischen Anfeindungen ausgesetzt sieht, dem Polizisten Green ein individuelles Profil verleihen. Auch Josh Charles spielt als „Bad-Cop“ im wahrsten Sinne des Wortes, seine Widersacher locker an die Wand. Mit eiskalter Souveränität untergräbt Charles erfolgreich sein Image des unbeholfenen, jungen Mannes, das ihm seit seiner Darstellung des Internatsschülers Knox in Der Club der toten Dichter (Dead Poets Scociety, 1989) anhaftete.

Neben diesen beiden Lichtblicken hat Vier Brüder noch einen Vorzug zu bieten: einen stimmigen Soundtrack, überwiegend mit Titeln aus der Motown-Schmiede. Um diesen zu genießen muss man aber nicht erst eine Kinokarte lösen.

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Kommentare


matthias

ich hatte mich auf einen coolen reisser a la "shaft" gefreut, mit wirklich coolen charakteren und einer halbwegs plausiblen gangster-story. bekommen habe ich ein mitunter sogar peinliches, um komik bemühtes ballaballa-movie mit ziemlich mittelmäßigen darstellern. der film ist ja auch eine western-adaption, was in manchen einstellungen auch noch durchscheint. hier hätte man mehr draus machen können. und wer hat eigentlich angefangen zu behaupten, dass mark wahlberg ein schauspieler ist? er kann sich gern weiter mit steroiden vollpumpen, bis er platzt, aber der film ist sein metier nicht. überzeugt hat er mich lediglich als tumber porno-darsteller in "boogie nights", das passt halt einfach. überraschend solide fand ich mr. outkast und auch die anderen beiden besetzungen waren ok, weil auch nicht story-entscheidend. der soundtrack ist 1A-Philly-Stuff, ist zwar auch nichts neues zum ganster-film, aber es erzeugt stimmung. die story hatte weder hand noch fuß (vom kopf ganz zu schweigen) und die charaktere (inklusive den hot chicks und der hysterischen latina) waren langweilig bis peinlich, aber selten cool und kaum amüsant. es sei denn, ihr fangt zu brüllen an, wenn einer kackend aufm klo sitzt und der superpotente bruder kommt rein und führt ängstlich seinen schwengel vor, weil er den lippenstift seiner freundin ("wir haben uns wieder versöhnt." "du meinst, du hast es ihr heute nacht so richtig besorgt." = originaldialog!) für tripper hält - oh mein gott... teilweise nette action und coole musik: 2 punkte dafür.


Baumi

Ich fand den Film gut muss ich sagen, vor allem die Musik in Kombination mit dem herunter gekommenen Motown hatte schon was. Mir war aber gleich klar, wenn Singleton Regie führt, dass es diesmal keinen "Shaft" gibt. Amüsanter Film, für mich gibts dafür (bei 10 möglichen Punkten) eine 7.


Coal

also ich fand ihn besser als den obercoolen, unglaubwürdigen Action-Shaft. Geiles Rache-Epos...7/10


anja

also ich fand den film superklasse...ich weiß garnicht was ihr alle habt...was bobby da immer mit jack abzieht..ist doch zum wegschmeißen...die ienlagen mit dem bösewicht fand ich äußerst langweilig und die sterbeszene von jack war nicht gut gemacht...auch die charaktere sind gut dargestellt...besonders bobby und jack mercer...es kommt gut rüber wie unterschiedlich die 4 sind und doch spürt man die zusammengehörigkeit...nur jerry geht mir n bissl aufn sack...aber naja...auch das mal jemand erschossen wird gefällt mir...sonst werden die typen ja immer laufen gelassen...die helden sind bösewichte...und das sieht man auch , obwohl ich mir gewünscht hätte, dass di evergangenheit der 4 vor allem die von jack, bei evelin mercer und davor ausführlicher gezeigt worden wären...ales in allem aber sehenswert...er wird immer einen erhrenplatz in meiner dvd-sammlung behalten =)






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