Vergissmichnicht – Kritik
Sophie Marceau wird als erfolgreiche Geschäftsfrau mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und bringt ihr Leben in Ordnung – Yann Samuell widmet sich in seiner Komödie auf leichte Art der Frage, was aus uns geworden ist, wenn wir erwachsen sind.

Margaret erhält an ihrem 40. Geburtstag Post – ein Notar überreicht ihr ein Bündel Briefe, die sie als Siebenjährige geschrieben hat, um sich als Erwachsene daran zu erinnern, was sie einmal werden wollte, und sich zu fragen, was aus ihr geworden ist. Ob sie ihre Kindheitsträume verwirklicht und ihren Idealen treu geblieben ist. Fragen, die sicher jeden schon einmal beschäftigt haben. „Erkenne dich selbst!“, so die Aufforderung der jungen Marguerite an die erwachsene Margaret, die ihren verspielt und provinziell klingenden Vornamen an ihr straightes und von ihrer Karriere bestimmtes Leben angepasst hat.

Zuviel philosophische Tiefgründigkeit sollte man bei einem Feelgood-Arthouse-Movie wie Vergissmichnicht freilich nicht erwarten – der Film belässt es bei einer sentimentalen Rückschau der „Karrierefrau“ auf ihre Kindheit und Kindheitsideale. Eine Rückschau, die über weite Strecken des Films unterhaltsam und anrührend ist – nicht zuletzt dank Hauptdarstellerin Sophie Marceau, die die zwischen Toughness und Zerbrechlichkeit schwankende Gefühlswelt ihrer Figur überzeugend vermittelt –, bei der sich Samuell zuletzt aber zu sehr in Rührseligkeiten verliert.

Es kommt also, wie es kommen muss. Die coole, im Atombusiness tätige Geschäftsfrau wird durch die Konfrontation mit ihrer Vergangenheit aus der Bahn geworfen, versucht erst erfolglos, sich gegen die Fragen und Forderungen ihres Kindheits-Ichs zu wehren, um sich dann immer ungehemmter darauf einzulassen. Bestärkt durch die Ratschläge des Notars, der als eine Art weiser Mentor (Michel Duchaussoy) fungiert, lässt sie sich zu immer übermütigeren Aktionen hinreißen, die ihre Karriere gefährden und die Beziehung zu ihrem Freund (Marton Csokas) auf die Probe stellen. Schließlich begegnet sie ihrer Kindheitsliebe wieder, Philibert (Jonathan Zaccaї), der sich – natürlich – im Gegensatz zu Margaret immer treu geblieben ist und seine Träume verwirklicht hat.
Lichtblicke in Vergissmichnicht sind neben der temporeichen und farbenfrohen Inszenierung und den von Jacques Prévert inspirierten animierten Collagen die Rückblenden in die südfranzösische Provinz der siebziger Jahre. Wenn die kleine Marguerite in einem lakonischen Kinderausspruch wie „Hier, les meubles sont partis, aujourd’hui, c’était Papa“ („Gestern sind die Möbel gegangen, heute ist es Papa“) im Elternhaus erlebte Dramen zusammenfasst, wünscht man sich, Yann Samuell würde diese schönen, aber zu kurzen Szenen und damit die gesamte Charakterisierung der Protagonistin vertiefen.

„Dinge in die richtige Ordnung bringen“ sei das Resümee seiner Geschichte, so der Regisseur. Als zentrale Pointe des Films stellt sich dabei heraus, dass Marguerites Wandlung zu Margaret bereits in den Kindheit angelegt ist, der vermeintliche biografische Bruch enthüllt sich also als folgerichtige Entwicklung. Leider geht dieser an sich interessante Ansatz zwischen immer dicker aufgetragenen Klischees beinahe unter. So muss die einstige Karrierefrau ihr Glück schließlich zugleich in einer Schwangerschaft und im selbstlosen Engagement für ein Hilfsprojekt in Afrika finden. Weniger wäre hier mehr gewesen. Auch ohne diese überstrapazierten Aspekte hätte man der Protagonistin abgenommen, dass sie für sich die Eingangsfrage beantwortet hat, zumal Margaret, die sich bezeichnenderweise auch wieder Marguerite nennen lässt, am Ende erklärt, sie sei nun „die geworden, die sie ist“. Die siebenjährige Marguerite wäre wohl zufrieden.
Neue Kritiken

Leibniz – Chronik eines verschollenen Bildes

Kung Fu in Rome

Dangerous Animals

Versailles
Trailer zu „Vergissmichnicht“

Trailer ansehen (1)
Bilder




zur Galerie (13 Bilder)
Neue Trailer
Kommentare
d
So eine gute Idee und so eine mangelhafte Umsetzung. Wie schade.
1 Kommentar