The Batman – Kritik

Drei Stunden nichts als Stilbewusstsein und Weltschmerz: Das Schönste des immer einen Tick zu dunklen The Batman ist vielleicht, wie wenig er daran setzt, unterhaltsam zu sein.

In seinen besten Momenten ist The Batman einfach eine weitere Geschichte über den nächtlichen Rächer. Bei Tim Burton und Joel Schumacher ging es noch darum, den Batman in einmaligen Filmen ins Kino zu übersetzen, weshalb die Geschichten der Figuren durcherzählt wurden. Der Joker entstand im Säurebad, der Joker starb. Anschlusspunkte für das ewige Hin und Her zwischen den beiden gab es keine. Die Trilogie von Christopher Nolan erzählt dann einmal die Geschichte des dunklen Ritters durch. Von seiner origin story bis zu seinem Ende.

Direkter Sprung ins Erzähluniversum

The Batman weiß darum, dass er nicht der erste Film über seinen Protagonisten ist, noch dass er der letzte sein wird. Deshalb gibt es nicht die nächste Darstellung des jungen Bruce Wayne, der den Tod seiner Eltern erleben muss. Nicht zum soundsovielten Male wird einem erklärt, wieso Gothams Polizei das Batsignal installiert. Der Film setzt Wissen voraus und erzählt schlicht eine Geschichte über seinen Charakter. Oder, um genau zu sein, einen Krimi, der nicht nur zum Täter, sondern auch zu einer Selbsterkenntnis führt. Der Film möchte schlicht nichts Größeres aufbauen noch alles auf einmal abarbeiten, sondern etwas Klares über seiner Figur erzählen.

Ins Erzähluniversum wird einfach hineingesprungen, und die diversen Anschlusspunkte – Colin Ferrell spielt beispielsweise den Mafiagangster Penguin, der sehr eindrucksvoll durch die Handlung geistert – drängen nicht auf eine unmittelbare Fortsetzung. Weshalb es dann auch nervt, dass der Riddler (Paul Dano) am Ende des Films völlig unmotiviert in Arkham auf den Joker trifft. Hier knickt ein Film, der gerade von seiner Konzentration lebt, doch gegenüber dem Trend zur Universumsbildung ein und bereitet uns nachdrücklich darauf vor, dass es mehr geben wird/könnte. Je nachdem, wie erfolgreich dies hier alles sein sollte.

Eingeschnappter Emokämpfer

Batman (Robert Pattinson) arbeitet also bereits seit zwei Jahren als nächtlicher Rächer und gefällt sich als Vigilant aus den Schatten, der Angst und Schrecken unter Verbrechern verbreitet. Wayne Enterprises ist ihm eine Last, mit der er nichts zu tun haben möchte, und Bruce Wayne ist für ihn eine Maskerade, die er höchstens zu Ermittlungen anlegt – oder wenn Alfred (Andy Serkis) ihn zwingt. Nirvanas Something in the Way wird präsent eingesetzt. Die Farbe, mit der er die Haut um die Augen schwärzt, läuft ihm wie Kajal die Wangen herunter, wenn er in seinem tropfnassen Kabuff, einer höchst unglamourösen Batcave, ohne Maske hockt und über die Rätsel des Riddlers brütet. Dieser Batman ist zu jedem Zeitpunkt ein Grunge- bzw. Emokämpfer, eingeschnappt gegenüber der Welt. So endet seine Rationalität auch mit seinen beeindruckenden Rätselfähigkeiten, geht er alles höchst erregt an.

Der Riddler tötet sich unterdessen durch die politische und institutionelle Prominenz Gothams und deckt dabei deren Korruption auf. Bürgermeister, Staatsanwaltschaft, Polizei, alles also, was eine bessere Welt verspricht, steckt knietief in Drogenhandel und Mafiageschäften. Gleichzeitig sucht Selina Kyle (Zoë Kravitz) nach einer Freundin, die im Zuge der besagten Abrechnung mit Gotham verschwand, und legt sich als Catwoman mit der Mafia an. An allen Ecken hat Batman mit Brüdern im Geiste zu tun, die keine Hoffnung mehr haben, dass sich diese Welt aus eigener Kraft retten kann.

Und diesem Leiden an der Welt ordnet The Batman so ziemlich alles unter. Grobkörnig und farblos sind die Bilder. Zudem sind sie oft einen Tick zu dunkel. Mündungsfeuer und Lampen blenden aus diesem Dunkel. Orientierung wird dergestalt schon rein konzeptionell nicht geboten. Die Musik gleicht einem Zerren an den Gehörgängen – wenn nicht Schuberts Ave Maria die allgemeine Suche nach Erlösung in den Film trägt und zugleich zum Soundtrack der Korruption dieser Suche wird.

Brüten in heiligem Ernst

Vielleicht ist das größte Verdienst von The Batman, wie wenig er daran setzt, unterhaltsam zu sein. Drei Stunden zieht er sich dahin und kennt nur Stilbewusstsein und Weltschmerz. Was bei Marvel (Avengers: Age of Ultron, 2015) eher alberne Behauptung war und bei Snyders DC Extended Universe konstruierter Selbstzweck, das erblüht hier in introvertiert brütender Epik. Das ist zuweilen ermüdend und pubertär, aber in seinem naiven, heiligen Ernst auch erfrischend.

Es gibt kurze absurde Momente. Der Penguin watschelt mit gebundenen Füßen wie ein echter Pinguin Batman hinterher. Catwoman verlässt Gotham und packt eine ihrer unzähligen Katzen in die Gepäcktasche ihres Motorrads – was die Frage eröffnet, ob die anderen da schon reingezwängt sind oder eiskalt zurückgelassen werden. Manchmal wünscht man sich, dass es mehr davon gibt. Dass Catwoman nicht nur für die moralische Ambivalenz Batmans stünde, sondern eine eigenständigere Figur wäre. Dass der Film sich nicht bei seinen Rätseln so lange aufhält, sondern vorankommt. Es ist aber eben auch schön, wie wenig er sich gegen solche Vorwürfe absichert. Dass er seinen Frauenschwarm-Hauptdarsteller mit unansehnlicher Frisur seiner Schönheit beraubt. Dass seine Unausgegorenheit aus dessen Persönlichkeit erwächst und nicht aus dem Fehlen einer solchen.

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