Short Cut to Hollywood – Kritik
Marcus Mittermeier und Jan Henrik Stahlberg, das Erfolgsteam hinter Muxmäuschenstill (2003), legt nach.

Einen ähnlichen Gedanken hatten wir wohl alle schon mal. Bei uns sah das so aus: Ich stürze mich vom Eiffelturm, und mein Freund schließt zunächst einen Exklusivdeal mit der Bild-Zeitung über die Hintergründe, tritt dann finanzträchtig in Talkshows auf und bringt schließlich den Bestseller zur Tragödie unter die Menschen.
Einer solchen pubertären Alljungmännerfantasie nimmt sich das Duo Stahlberg/Mittermeier in seinem neuesten Projekt an.

Die Berlin Brothers, vermutlich Deutschlands älteste und erfolgloseste Boygroup, wagen einen letzten Versuch, den internationalen Durchbruch doch noch zu realisieren. Anfangs belächelt man die zwischen Nino de Angelo und Roland Kaiser eher volkstümlich-schlagermäßig geartete musikalische Untermalung des Aufbruchs in Tagebuchform. Doch als die Truppe, angekommen in den USA, den rückwärtigen Teil ihres Wohnmobils für eine mehr als widerliche und scheinbar zweckfreie Amputation nutzt, ist klar, dass die anschaulichen Töne bald einem körperflüssigen Rauschen weichen werden. Barde Johannes, jetzt als John F. Salinger unterwegs, lässt sich von seinem Freund und Veterinär Chrismon sukzessive verstümmeln. Der passende Gedichtband nimmt in seinem Kopf schon Formen an.
Wer sich den schlechten Geschmack auf die Fahnen geschrieben hat, der darf natürlich auch einen gefakten terroristischen Akt durchführen und sich „Bagdad Street Boys“ nennen. Das Fernsehen lässt nicht lange auf sich warten.

Short Cut to Hollywood schießt dabei manches Mal zu gewollt übers Ziel hinaus. Um tatsächlich, etwa im Sinne Pasolinis, zu schockieren, fehlt dem Film vor allem die formale und dramaturgische Strenge. Immerhin versucht hier mal eine deutsche Produktion, sich in den Gewässern eines Borat (2006) zu tummeln. Um diesem Clash of Civilizations nahe zu kommen, fehlt Short Cut to Hollywood aber auch die ernsthafte Auseinandersetzung mit der fremden Kultur. So muss man den Film weitestgehend als eine Mediensatire begreifen, oder, besser noch, als frivole Nummernrevue. Was mancherorts vielleicht beleidigend klingen würde, mag hier unzweideutig als Kompliment verstanden werden, denn Short Cut to Hollywood funktioniert über weite Strecken deshalb so gut, weil er sich selbst nicht zu ernst nimmt und in allererster Linie den Beteiligten selbst Spaß macht.
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