Rebel Moon - Teil 1: Kind des Feuers – Kritik
Neu auf Netflix: Von Setpiece zu Setpiece geschubst, um zwischendurch in überwältigenden Slo-Mos zu verweilen. Zack Snyders maximalistisches Star-Wars-Projekt beginnt mit einem bewährten Narrativ voller Westernmotive und generischer Figuren.

Ich bin in vielerlei Hinsicht gesegnet dadurch, dass sich mein Interesse an und Wissen über Star Wars immer sehr niedrig gehalten haben, wenn man sich dank kultureller Osmose überhaupt etwas wie Unwissenheit erhalten kann. Ich schreibe dies, da ich zwar versuche, Filme nicht über andere Filme zu beschreiben, sondern erstmal als eigenständige Einträge in ein größeres Genre zu verstehen, aber natürlich auch mitbekommen habe, dass Zack Snyder Rebel Moon als sein Star-Wars-Projekt verstanden wissen will. Das Projekt wurde an Lucasfilm gepitcht, bevor dieses danach an die Walt Disney Company verkauft wurde. Danach ging es an Warner Bros, bevor es bei Netflix landete, wo es als ein Zweiteiler veröffentlicht wird.
Cyborgs, Roboter und Generäle

Der erste Teil – A Child Of Fire – folgt dem bewährten Narrativ, in dem sich eine scheinbar unterlegene Gruppe von hochspezialisierten Außenseitern gegen einen übermächtigen Feind zusammenschließt. Es gibt keine Subversion, stattdessen erzählt sich Snyder mit jeder Station durch wechselnde Westerntopoi. Den Anfang bilden Kora (Sofia Boutella) und Gunnar (Michiel Huisman): eine Soldatin, die von ihrem Feind aufgenommen und zu seinem Ebenbild gemacht wurde, ehe sich ihr eine friedfertigere Existenz eröffnet, und ein Bauer, der eine Hand für das Feld hat, aber ein Herz für den Krieg entwickeln muss. Als Truppen des Motherlands, angeführt von Atticus Noble (Ed Skrein – hier mehr Wangenknochen als Gesicht und damit umso präsenter), das Dorf um seine Ernte erpresst, suchen Kora und Gunner den Kontakt zum organisierten Widerstand. Kai (Charlie Hunnam), der sie in einem Saloonshootout rettet, stellt dabei sein Schiff zur Verfügung und vermittelt.

Zuerst sammeln sie Tarak (Staz Nair) ein, einen ehemaligen Prinzen, der der Lohnarbeit frönt, aber sich befreit, indem er anstatt eines Pferdes ein hyppogryphenartiges Wesen zähmt. Nemesis (Bae Doona), eine Cyborgassassine, führt den Film zum Kolonialismus, indem sie Harmada (Jena Malone) besiegt, ein Spinnenwesen, dessen Art systematisch durch den Berg- und Kohlebau zerstört wird. Dazu gesellt sich noch ein alkoholsüchtiger General (Djimon Hounsou) und ein Roboter (Dustin Ceithamer als Mo-Cap und Anthony Hopkins als Stimme), der einst der königlichen Garde angehörte und sich seit dem Tod des Königs dem Pazifismus verschrieben hat.
Routinierte Slo-Mos

Die Charakterisierungen und Dynamiken sind bewusst flach gehalten. Weil Snyder wie etwa auch James Cameron vom eingebauten Pathos dieser generischen Konstruktionen und Rollenzuschreibungen überzeugt ist und weil Franchisemanagement in den letzten Jahren auch bedeutet, dass die Weltenbildung auf andere Medien outgesourced wird. So sind schon eine Romanadaption, ein Comic, ein RPG und ein animierter Kurzfilm in Arbeit, die eine Vertiefung in das Universum ermöglichen, ob nun danach gefragt wurde oder nicht. Ein Trend, der Snyder in seinem Schreiben und Denken strategisch entgegenkommt, aber im Film selbst führt dies zu einem sehr stringenten, wenn auch langweilenden Tempo, in dem man von Setpiece zu Setpiece geschubst wird und nur in den gewohnt und gezielt überwältigenden Slo-Mos auch mal verweilen kann.

Waren diese besonders in Sucker Punch noch stilbildend für das Universum des Films, das sich klar in Fantasysequenzen und eine immer hilfloser werdende Wirklichkeit unterscheiden lässt, wurden sie nun von der Zeit ein- und überholt. Wer in den letzten Jahren auch nur einen Actionfilm aus den indischen Filmindustrien gesehen hat, weiß, dass diese Stilmittel längst zum Standardrepertoire des modernen Blockbuster gehören und von Snyder ebenso routiniert, aber lange nicht mehr so ikonoklastisch eingesetzt werden.
Sehnsucht nach dem Schnitt im Dorf

Das Seherlebnis jedenfalls ist an sich etwas haltlos. Ich mag den Maximalismus, den theoretischen Anspruch, Kino auch außerhalb des Mediums Films zu realisieren, aber es ermüdet, dass jeder Gedanke, jedes Gefühl, jedes Bild auserzählt werden muss. Man sehnt sich schon bald nach der Rückkehr in das Dorf, wo der Schnitt anfangs die Bevölkerung fast organisch zu finden und nur mit einem Blick für immer zu verknüpfen scheint. Snyder kann auch dies, nur interessiert es ihn oftmals weniger.

Vielleicht ist in der Konsequenz die Filmkritik in ihrer Singularität dem Denken am Film und Franchise in seiner Pluralität nicht mehr angemessen. Vielleicht macht es wirklich mehr Sinn, dieses Universum in all seinen Formen und Darstellungsweisen anzunehmen, um es dann am Ende auf seine Resonanzräume und Kopplungseffekte zu untersuchen. Was stärkt diese Kritik, wenn sie sich gegen die anderen Inkarnationen von Rebel Moon lesen lässt? Was schwächt sie? Ich werde versuchen, dem nachzugehen. Im April soll der zweite Teil erscheinen. Dann lesen wir uns wieder mit erweitertem Horizont.
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