Pink Floyd: Live at Pompeii – Kritik

Mediatheken-Tipp: Pink Floyd Live at Pompeii dokumentiert ein Konzert der britischen Band in den Ruinen der von Lavamassen verschütteten Stadt. Entstanden ist ein groovender Endzeitfilm mit außerweltlicher Musik, in dem sich die Band auf eine neue Schaffensphase vorbereitet. 

Pink Floyd Live at Pompeii ist ein Konzertfilm ohne Publikum. Die Ruinen der antiken Stadt, die einst unter den Lavamassen des Vesuvs begraben wurde, bleiben, abgesehen von ein paar mit freiem Oberkörper herumlümmelnden Roadies, menschenleer. Die britische Rockband spielte hier 1971 ein Set mit Stücken aus ihren Alben „A Saucerful of Secrets“, „Ummagumma“ und „Meddle“. Die Musik aus dieser Phase der Bandgeschichte ist geheimnisvoll und mystisch, opulent und bewusstseinserweiternd, mal zart und schwerelos, dann wieder befreiend und ekstatisch.

Die Bandmitglieder wirken bei ihrem Auftritt konzentriert wie bei einem religiösen Ritual; in sich gekehrt und doch in völligem Einklang miteinander. Eine engelsgleiche Stimme dringt aus David Gilmour, während ihm der Wind die langen Haare ins Gesicht weht. Roger Waters – mit seiner schlaksigen Figur, der Prinz-Eisenherz-Frisur und dem fleischigen Gesicht schon an sich eine imposante Erscheinung – bearbeitet derweil einen Gong, Nick Mason steigert sich dazu in einen hypnotischen Drum-Rhythmus und Richard Wright trägt uns mit melancholischen, langgezogenen Orgel-Akkorden weit weg.

Regisseur Adrian Maben, der später auch Dokus über den Fotografen Helmut Newton, den Maler René Magritte oder die Verbrechen der Roten Khmer drehte, versteht es, die kombinierte Wirkung von außergewöhnlichem Schauplatz und außerweltlicher Musik voll auszuschöpfen. Über weite Strecken wirkt Pink Floyd Live at Pompeii wie ein unaufhaltsam groovender, sich in donnernden Klangflächen und rauschhaften Echos auflösender Endzeitfilm. Spielt die Band für die Toten Pompeiis oder will sie sie gar wiederbeleben? Expressiv starren uns Menschen und Götter von Mosaiken und Reliefs an, während die Musiker durch die blubbernd dampfenden Phlegräischen Felder schlendern.

Zugleich steckt in der archaischen Kulisse auch ein Hauch Science-Fiction. Gerahmt ist die Band von riesigen Lautsprechern und verkabelten Maschinen, um die die auf Schienen befestigte Kamera wie im Taumel kreist (und nur gelegentlich lässt sich der Film zu damals neuen technischen Spielereien mit Split- und Blue-Screen hinreißen). Scheu vor angeblich unpersönlichen und unauthentischen elektronischen Klängen habe er nicht, sagt Waters einmal, wie bei einem herkömmlichen Instrument brauche es nur einen Musiker, der sie sich zu eigen macht.

Insgesamt drei verschiedene Fassungen gibt es von Pink Floyd Live at Pompeii. Die neu restaurierte Version von 1974 reichert die Konzertszenen mit kurzen Interviews und Studio-Aufnahmen an, in denen die Musiker – diesmal einzeln, nicht in der Gruppe – für ihr Album „The Dark Side of the Moon“ (1973) proben. Die Stimmung in diesen Momenten wirkt geerdeter, manchmal fast nüchtern und doch scheint auch hier alles in der Schwebe zu sein: mit Songs, die ihre endgültige Form noch nicht gefunden haben, und einer Band, die gerade dabei ist, eine neue musikalische Richtung einzuschlagen.

Der Film steht bis zum 09.10.2025 in der Arte-Mediathek

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