Mr. Brooks - Der Mörder in dir – Kritik
Kevin Costner ist Jekyll und William Hurt Hyde. Und so sympathisch waren die beiden uns noch nie!

Kevin Costner ist ein schöner Mann. Aber alles andere als ein Schönling. Schon während seiner Phase als Hollywoods Leading Man zu Beginn der neunziger Jahre versah er seine Rollen mit einer Männlichkeit und Reife, die diametral entgegengesetzt stand zu dem ewig jugendlichen Charme eines Tom Cruise, der ihn als Kassenmagnet Nummer Eins ablöste. Ganz zu schweigen von den jungen Brad Pitt und Leonardo Di Caprio. Perfekt zu funktionieren schien Costner in Rollen, die ihn als Familienmann mit moralischem Ethos auswiesen. Idealerweise in einem politischen Kontext, der den Handlungen seiner Figuren eine besondere Tragweite verlieh. Als ermittelnder Anwalt im Mordfall Kennedy (JFK, 1991) und als Berater eben der beiden Kennedys (Thirteen Days, 2000), jeweils mit demselben Brillenmodell, prägte sich Costner ins Gedächtnis der Kinozuschauer ein. Als verwegener Abenteurer in apokalyptischen Szenarien (Waterworld, 1995, The Postman, 1997), wie er selbst sich gerne inszenierte, ruinierte er beinahe seine Karriere, schädigte sie zumindest dauerhaft.

Nun ist Costner tatsächlich in einem Alter wie Jim Garrison am Ende von JFK, die Rolle, mit der man ihn so stark assoziiert. Doch während dieser attraktive Staatsanwalt mit Vehemenz und Überzeugungskraft agierte, weiß Mr. Brooks, die neueste Figur Costners, zu betören.
Diesem Geschäftsmann steht der Erfolg ins Gesicht geschrieben, er lächelt mit der Gewissheit, es weit gebracht zu haben, nicht nur ein ansehnliches Unternehmen, sondern auch eine nicht minder ansehnliche Familie zu kontrollieren. Doch seinen Drang zu töten, den kann er nicht so ohne weiteres kontrollieren. Vor allem, weil ihm Marshall (William Hurt) wie ein kleiner fuchtelnder Teufel auf den Schultern einer Comicfigur immer wieder Böses einflüstert. Nur dass es auf der anderen Schulter keinen ausgleichenden Engel gibt.

Marshall, das ist die Personifikation der dunklen und grausamen Seite in Brooks’ Charakter, die so gar nicht zur äußeren Fassade passen will. Oder vielleicht doch? Denn dieser Sexappeal eines gealterten aber noch immer schönen Mannes definiert sich über eine Mischung aus aalglatter Überheblichkeit und brodelnder Gefährlichkeit. Der Film stellt diese Sexualität offen aus: In einer Mordnacht entledigt sich Mr. Brooks seiner Kleider und im Schein des Ofens kniet ein nackter Mann, dessen Attraktivität sowohl mit seiner Außendarstellung, als auch mit seinen perversen Neigungen assoziiert sind.
In diesem Kontext funktioniert Mr. Brooks - Der Mörder in Dir wie kein anderer amerikanischer Kinobeitrag der letzten Jahre als Reflexion über die Krise alternder Männer in einer Gesellschaft des Jugendwahns und über das uralte Verhältnis zwischen Sexualität und Gewalt. Doch diese vielleicht ungewöhnlichste Variation von Robert Lewis Stevensons Klassiker Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde (The strange case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde, 1886) hat auch darüber hinaus so einiges zu bieten.

Bruce A. Evans war vor allem als Drehbuchautor und Produzent von Stand by Me (1986) bekannt, ehe er mit Mr. Brooks seine zweite Regiearbeit realisierte. Auch hier arbeitete er, wie bei der Stephen-King-Adaption, mit Coautor Raynold Gideon, der in diesem Fall die Produktion übernahm, zusammen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass Mr. Brooks zuallererst durch sein originelles Drehbuch überzeugt. Die eigentliche Überraschung ist dessen kongeniale Inszenierung. In einem sehr reduzierten und klar gehaltenen Farbspiel, das von einem großartig komponierten Soundtrack unterstützt wird, der ohne jegliche Chartbreaker oder Evergreens auskommt, gehört die Bühne ganz den Akteuren. Dabei erweist sich die Besetzung von William Hurt an der Seite Costners als Geniestreich der Casting-Geschichte. Das morbide Verhältnis der beiden trägt die komischsten Szenen des Filmes. Denn, ja, diese Horrorvision des Serienkillergenres, schlägt von Beginn an den Ton der schwarzen Komödie an. Grauen, Entsetzen und Lachen führen bei Mr. Brooks eine Koexistenz, die als Klaviatur der unterschiedlichsten Spannungsformen daherkommt.
Jene Spannung und Unaufgeregtheit, mit der dieser amerikanische Autorenfilm par Excellence erzählt, garantiert etwas, das wir klassisch mit dem Mutterland des Kinos verbinden und das uns zuletzt so häufig vorenthalten wurde: perfekte Unterhaltung.
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