Lord of War – Händler des Todes – Kritik
Gibt es so etwas wie einen sauberen Zynismus? Lord of War sieht aus, wie eine Meister-Proper-Werbung im Frauenschlammcatchmilieu.

Von der Eröffnungssequenz an gibt sich Regisseur Andrew Niccol (Gattaca, 1997) alle Mühe, den Kreislauf von Waffenproduktion bis zur Verkrüppelung und Vernichtung menschlichen Lebens möglichst drastisch darzustellen. In einer unbeholfen wirkenden Computeranimation findet eine Patrone ihren Kreislauf ehe sie in fliegender Kamerafahrt einem Menschen den Schädel aufreißt. Damit diese Patrone den vorher gesehenen Weg von der Fabrik bis in den Lauf einer Waffe zurücklegen kann, bedarf es Menschen wie Yuri Orlov. Der Amerikaner mit ukrainischen Wurzeln blickt zurück auf ein bewegtes Leben in dem er vor allem Waffen bewegt hat. Seine Erzählstimme gibt den Ton dieses Films an. Nicolas Cage leiht ihr sein Timbre und dem Waffenhändler ein Gesicht. Der Oscarpreisträger agiert dabei wie die Einzelausgabe seines denkwürdigen Doppelparts in John Woos Face Off (1997). Auf der einen Seite gibt er den ultracoolen, skrupellosen wie zynischen Geschäftsmann und Verbrecher, auf der anderen agiert er als sensibler, einfühlsamer, besorgter und loyaler Familienmann mit ethischen Prinzipien.
Dieses Vabanquespiel hätte den Reiz von Lord of War ausmachen können, doch Niccol macht es sich in seiner Inszenierung zu einfach. Über weite Strecken legt er den Film, getragen von dem brillant geschriebenen Kommentar Orlovs, als bitterböses Lustspiel an, frei nach Dürrenmatts Feststellung, manchen Dingen könne nur noch die Komödie beikommen. Doch je zynischer und kaltblütiger Orlov agiert und rezitiert, umso cooler, anziehender, überzeugender wirkt er.

Orlov ist Star und Sympathiefigur des Filmes. Wenn es ihm immer wieder gelingt, den Interpol-Agenten Valentine (Ethan Hawke) auszutricksen, darf sich das Publikum mit dem good bad guy freuen. Damit es die Ambiguität der Figur dabei nicht aus den Augen verliert, muss Orlov beizeiten schon mal jemanden erschießen, dessen Blut dann ausgiebig von der Kamera gefilmt wird. Auch sind immer wieder Menschen zu sehen, denen verschiedene Gliedmaßen fehlen und der Zuschauer braucht gar nicht erst den Rückschluss zu Orlovs Aktivitäten herstellen, denn der Film diskutiert auf der Dialogebene alle moralischen Themen aus.
So kippt die Komödie zu einem Moralspiel, in dem der böse Mensch konsequenter Weise seine Familie verliert. In der von Politik gelenkten Wirtschaftswelt darf er triumphieren. Diese Form von „Ehrlichkeit“ ist ein fauler Kompromiss, wie der ganze Film über den „Lord of War“.
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Kommentare
Moritz Rusch
gut erkannt
Melé
Ich finde den Kommentar lächerlich...Gut jedem seine eigene MEinung, aber dem Film wird seine Klasse abgesprochen... der Regisseur greift ein "Tabu"-Thema auf und ein brilliant gespielter Juri Orlov regt zum NAchdenken auf eben durch seine Zynik und den großen Kontrast zwischen Familienvater und gewissenlosen Waffenhändler.















2 Kommentare