Layla Fourie – Kritik

Ein Film so komplex wie ein Lügendetektor.

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„Lügen führen zu Lügen“, sagt Layla Fourie (Rayna Campbell) früh in diesem Film, ohne zu ahnen, wie sehr dieser Satz ihre nächsten Tage bestimmen wird. Ihr Verhältnis zu Wahrheit und Lüge war bis dato ein rein berufliches – Layla arbeitet mit Lügendetektoren. Zu Beginn des dritten Films von Pia Marais wird sie von einer Sicherheitsfirma angestellt und soll fortan im Auftrag von Arbeitgebern Einstellungstests durchführen. Doch bald schon bekommt das Thema eine sehr viel schwerwiegendere Bedeutung. Als sie sich bei der nächtlichen Autofahrt zu ihrem ersten Job in einem Casino kurz von ihrem kleinen Sohn Kane (Rapule Hendricks) ablenken lässt, fährt sie einen Mann an, der schwer verletzt auf dem Asphalt liegen bleibt – gleich neben einem ebenfalls verletzten Pavian, der wohl zuvor vom jetzt Verwundeten angefahren worden war. Layla will den Fremden in ein Krankenhaus fahren, doch während sie vergeblich auf die Klingel der Notfallstation drückt, stirbt der Mann, und Layla fasst einen folgenreichen Entschluss. Sie lädt die Leiche auf einer Müllkippe ab und erklärt ihrem Sohn, dass dieses Geheimnis niemals ans Licht kommen darf.

Das schwer verletzte Tier lässt Layla dagegen am Straßenrand liegen, und dort bleibt es nun und darf einen insgesamt enttäuschenden Film lang ihr dunkles Geheimnis symbolisieren. Überhaupt die Symbolik: Zu Beginn lassen wir uns noch gerne ein auf das südafrikanische Setting von Layla Fourie, mit dem Pia Marais an den Ort ihrer Kindheit zurückgekehrt ist, und erkennen die visuellen Motive zunächst als Kommentar auf eine Post-Apartheid-Gesellschaft, die der Angst und dem Wahn nach Sicherheit verfallen scheint. Die zahlreichen Gitterstäbe und Glasscheiben geben fast nie den Blick auf eine Landschaft frei, Überwachungskameras und Stacheldraht bestimmen die Straßen Johannesburgs, und auch der Lügendetektor könnte doch ein schönes Bild sein für verinnerlichtes Misstrauen.

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Doch so richtig will sich Marais für dieses Setting nicht begeistern und erzählt uns stattdessen die alte Geschichte vom schuldbelasteten Gewissen. In Layla tobt ein innerer Kampf, aber Marais gibt ihrer Hauptdarstellerin kaum eine Möglichkeit, diesen auszutragen, lässt sie stattdessen über weite Strecken verstummen und treibt sie durch eine Handlung, an der man angesichts der überdeutlich betonten Thematik schnell das Interesse verliert. Die Figuren handeln selten nachvollziehbar, scheinen bloß Befehle des Drehbuchs zu befolgen – und diese Befehle wirken an einigen Stellen nachgerade paranoid. Vor allem Laylas Sohn darf mal moralisches Gewissen spielen, mal seine Mutter vor dem Verplappern bewahren. Vielleicht ist der kleine Kane launisch, vielleicht arbeitet er seinen eigenen inneren Konflikt durch, aber weil nichts davon vermittelt wird, müssen wir vermuten, dass er nicht mehr ist als ein Plot Device. Das Problem ist nicht, dass Marais hier einer konventionelleren narrativen Logik folgt als in ihren nicht unproblematischeren, aber gelungeneren vorherigen Filmen, sondern dass sie diese viel weniger beherrscht als die Bildsprache.

Und so ist es vielleicht kein Zufall, dass ein dem Film eher unzugängliches Ding wie ein Lügendetektor derart mit Bedeutung aufgeladen wird. Erst entpuppt sich Laylas erster Testkandidat Eugene (August Diehl) als Sohn ihres Opfers, später muss sie sogar beim Verhör eines Mitarbeiters des Casinos helfen, der beschuldigt wird, etwas mit dem mysteriösen Verschwinden des Mannes zu tun zu haben. Die eigentlich Schuldige überprüft den unschuldigen Hauptverdächtigen, und wir sind weit entfernt vom Sicherheitsdiskurs Südafrikas und mittendrin im Universum allgemeiner Gewissensfragen, die der Film auf banalste Weise abhandelt.

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Einmal fragt Eugene Layla, ob sie unabhängig von Detektoren merken kann, wann ein Mensch lügt. Layla antwortet, dass lügende Menschen deshalb nervös sind, weil sie statt vor einer gleich vor zwei Möglichkeiten stehen: zu lügen oder die Wahrheit zu sagen. Es geht um Lüge und um Wahrheit, immer im Singular und niemals mit Bezug auf eine Frage. Es ist auch das Problem dieses Films, dass Marais über den schematischen Gegensatz von Lüge und Wahrheit, von Schuld und Unschuld, nicht hinaus kann oder will – und sich dabei einer Geschichte bedient, bei der man von Beginn an das Gefühl hat, dass alle Entscheidungen schon getroffen sind.

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Kommentare


rob

Ich war auch enttäuscht. Vorallem gab es Szenen die ich leider nicht verstanden habe. Warum gibt sie ihren Sohn am Ende in diese Schule? Warum arbeitet sie plötzlich als Friseuse? Taucht August Diehl wirklich am Ende wirklich auf oder ist das Einbildung? Und warum die Szene mit dem Mann der das Sakko aus dem Auto stiehlt? Fragen über Fragen ...






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