Chase - Nichts hält ihn auf – Kritik
Eine Tankstelle, eine Polizeiwache, zwei Häuser und ein Methlabor. Gerard Butler sucht eine verschwundene Frau und kommt nicht vom Fleck: Chase ist ein Actionfilm ohne Action.

In Chase (Last Seen Alive) verschwindet Lisa (Jaimie Alexander), Wills (Gerard Butler) Frau, an einer Tankstelle, und er verbringt den Rest des Films mit der Suche nach ihr. Genre weiß, wie es mit toten Frauen umzugehen hat, verschwundene Frauen sind schwieriger. Tote Frauen sind Rache und Rechtfertigung, verschwundene Frauen sind Flashbacks und ein Name, der Menschen ins Gesicht gebrüllt wird, bis er eine Reaktion hervorruft.

Auch Will weiß nicht so ganz, wie er zu handeln hat, sucht nach Hinweisen und findet nichts, ruft dann die Polizei, um im System stecken zu bleiben. Das Drehbuch öffnet ihm Lücken, und er sprengt sie mit dem Brecheisen auf, aber auch die so gewonnenen Informationen bleiben vage, fressen Zeit. Chase besitzt ein gutes Pacing und kommt dennoch nicht von diesem einen Ort weg, der nicht mehr ist als eine Tankstelle, eine Polizeiwache, zwei Häuser und ein Methlabor, dazwischen Waldwege und Aufnahmen von Autos auf Highways.

Ein generischer Film, aber es ist interessant, wie viel Genre dann hier doch unterlaufen wird. Ein Actionfilm ohne Action. Ein Selbstjustizfilm, in dem am Ende doch der Cop die entscheidende Spur findet. Ein Ehedrama, das aber nicht weiß, was genau das Problem in der Beziehung ist. Ein Thriller, aber Zeit ist hier so abstrakt gehalten, dass es Einblenden geben muss, um sie zu benennen. Ein Film, der sich über seine Referenzen einfangen lässt, besonders Breakdown (1997) sollte hier erwähnt werden.
Wenig Neues über Gerard Butler

Ein Film, der sich jedenfalls gut wegsehen lässt. Gedreht mit der farbentleerenden, sterilen Ästhetik von „Prestige-TV“ und unterlegt mit obligatorischem Uhrenticken, isolierten hohen Pianonoten und drückenden Drones. Ich wollte Chase besprechen, weil ich über Gerard Butler schreiben wollte. Jedoch gibt es wenig Neues über Butler zu berichten.

Butler, der entweder groß spielt und den Film unter sich erdrückt oder wie hier fast schon masochistisch im Moment bleibt mit Leid in den Augen und der bekannten Grimmigkeit. Butler trägt Dreitagebart und ein graugrünes Baumwollhemd, das nach 20 Minuten durchgeschwitzt ist und durchgeschwitzt bleibt. Er darf Gott sei Dank seinen schottischen Akzent behalten, den niemand in Deutschland hören wird, wenn der Film in deutscher Synchro in den Multiplexen anläuft. Er wütet von Indiz zu Indiz, und der Film sammelt verspieltere Performances ein: Michael Irby als zu umgänglicher Tankwart, Ethan Embry als Mountain Man mit zwielichtigen Motiven.

Butler infiltriert Orte, und die Kamera filmt das mit der Distanz und Detailverliebtheit eines Procedurals. Chase schneidet und bewegt sich zwischen parallelen Handlungssträngen, aber findet erst gegen Ende wirklichen Rhythmus. Ein Film, der fließt, ohne jemals mitzureißen. Menschen betreten eine Szene, und etwas passiert, aber die Welt ist noch genauso farbentleert wie zuvor, und die Uhren ticken weiter, und dann schneidet man wieder zu Aufnahmen von Autos auf Highways, die zur nächsten Szene fahren, in der „etwas passiert“, und irgendwann endet es. Action als reine Ambiance, beruhigend in ihrer Belanglosigkeit, was als Kompliment gemeint ist.
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