Kick-Ass 2 – Kritik
Ass-Kicker, Night Bitch oder auch The Motherfucker – die zweite Kick-Ass-Verfilmung führt massig neue Helden und Schurken ein und tritt dennoch auf der Stelle.

Die Fortsetzung von Kick-Ass (2010) ergibt nicht nur aus dessen Erfolg, sondern auch daraus, dass es sich um die Verfilmung eines Comics handelt, eines Mediums also, das gewissermaßen per se der Serialität verpflichtet ist. Dabei hätte der erste Film – zumindest für Protagonist Dave Lizewski (Aaron Taylor-Johnson) - auch wunderbar für sich allein stehen bleiben können. Das Abenteuer war abgeschlossen, und der ehemalige Außenseiter hatte nun seinen Platz in der Highschool-Gesellschaft samt Vorzeige-Freundin gefunden. Dieser hart erkämpfte bürgerliche Normalzustand wird zu Beginn des zweiten Teils leichterhand mit der Begründung „I got bored“ wieder über Bord geworfen und die Freundin gegen das selbstgemachte Superheldendress zurückgetauscht. Anfangs wird Kick-Ass von Hit-Girl trainiert, die jedoch aufgrund eines Versprechens gegenüber ihrem Stiefvater ihre Nanchakus erstmal an den Nagel hängt. Mittlerweile haben sich allerdings genügend weitere Normalos von Kick-Ass inspieren lassen, sodass er via Internet schnell eine ganze Gang an Weggefährten findet.

Die Stärke des ersten Teils lag in den Brüchen, die ihn durchzogen und unversehens zwischen scheinbar durchschnittlicher Teeny-Komödie und kompromisslosem Superheldenfilm, der an Gewaltätigkeit übliche Genrearbeiten weit übertraf, changieren ließen. Gepaart mit der Idee des dilettantischen Rächers sorgte das für bis dato unbekannte Überraschungsmomente. Der Schock beispielsweise über ein elfjähriges Mädchen als abgeklärte Killerin ließ sich flugs mit der Verortung im Comic-Universum entschärfen und in die genussvolle Rezeption äußerst spaßiger Actionsequenzen überführen. Das Problem der Fortsetzung liegt freilich auf der Hand. Der Zuschauer weiß von Beginn an, was er zu erwarten hat.

Kick-Ass 2 bleibt im Fahrwasser des ersten Films und legt gelegentlich sogar noch eins drauf. Damit sind einige unterhaltsame Momente garantiert. Zum Beispiel darf man Jim Carrey in einer ungewohnt ruppigen Rolle als Colonel Stars and Stripes erleben, wie sie eher für Woody Harrelson typisch wäre. Und natürlich liefert auch Chloë Grace Moretz als Hit-Girl bzw. Mindy Macready wieder eine auf ihre Weise bezaubernde Performance ab. Zwischen Hyperkinetik und zelebriender Slowmotion wird sie als Erstere stets elegant in Szene gesetzt. Als Zweitere besteht ihre größte Herausforderung in ihrem Eintritt in die normale Teenagerwelt, wo sie nicht minder skrupellose Gegenspieler findet. Um mit diesen fertig zu werden, bringt sie auch deren Körperflüssigkeiten ausgiebig zum Fließen. Größeres Gewicht liegt dieses Mal auf der Figur Chris D’Amico (Christopher Mintz-Plasse), der, um seinen Vater zu rächen, zum Supervillain The Motherfucker wird. Als „probably the richest kid in New York“ verfügt er mit ordentlich Kaufkraft über eine äußerst reale Superpower, mit deren Hilfe er sich ein Team von maskierten Schurken zusammenstellt, die seine eigene Inkompetenz kompensieren.

Doch an den Reiz des ersten Films unter der Regie von Matthew Vaughn kann Jeff Wadlows Fortsetzung nicht anschließen. Speziell das Bruchhafte, das Vaughn so gut zu nutzen wußte, bereitet Kick-Ass 2 Schwierigkeiten, und der Film macht teilweise einen unentschlossenen Eindruck. Wenn in einer Szene die Beserkerin Mother Russia ein Polizeiauto mit einer Panzerfaust beschießt und die Insassen seltsamerweise von einer Druckwelle rausgeschleudert und vor dem Explosionstod bewahrt werden, will sich Wadlow in Sachen Brutalität offenbar zurückhalten. Wenn nur wenige Sekunden später zwei weitere Polizisten mit dem Rasenmäher abgemetzelt werden, scheint er plötzlich kein Problem mehr damit zu haben. Was den Gesamtgenuss des Films ebenso bremst, ist, dass der Geschichte mit all ihren Verbrechensbekämpfern und Superschurken der Held im dramaturgischen Sinne fehlt, der den Zuschauer an die Hand nimmt. Obwohl permanent die Rede von der Suche nach Identität ist, gibt es keine Figur, die hierbei im Zentrum steht.

Die bereits im ersten Teil nicht mehr aktuellste Idee eines amateurhaften Superhelden (siehe z.B. Mirageman Kicks Ass (Mirageman, 2007), Defendor (2009), Super-Capers (2009) oder Super (2010)) hat ebenso an Charme verloren. Im Plot wird das gewissermaßen mitreflektiert, wenn nun, wie an Daves Freund Todd alias Ass-Kicker durchgespielt, ein Dazugehören nicht mehr im „realen“ Leben, sondern im Möchtegern-Heldendasein stattfindet. Auf der Höhe der Zeit hingegen ist Kick-Ass 2 mit der Evaluierung des Wandels, in welcher Art sich die selbsternannten Rächer der Medien bedienen. Die Tricks von Michel Gondrys Green Hornet alias Britt Reid, der noch den eigenen Zeitungsverlag manipulieren musste, um in die Öffentlichkeit zu gelangen, sind nicht mehr nötig. Noch mehr als im ersten Teil wird betont, welche Rolle Facebook, Twitter, YouTube & Co. spielen und dabei eine ganz andere Ausgangssituation für (DIY-)Superhelden bieten.

Freunde von avanciertem Gross-Out-Humor werden trotz der Einschränkungen ihren Spass an Kick-Ass 2 haben, und für die Fanbase ist er sicherlich immer noch ein Fest. Inhaltlich rekurriert er größtenteils auf den gleichnamigen Comic und das Hit-Girl-Spin-off. Da mit Kick-Ass 3 bereits eine weitere Comic-Vorlage existiert und nach dem Filmabspann eine typische Brückenszene geboten wird, ist die Wahrscheinlichkeit einer dritten Verfilmung wohl recht hoch. Im Gegensatz zu Teil zwei wäre dieser dann jedenfalls die Herausforderung erspart, an einen starken Vorgänger anzuknüpfen zu müssen.
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