Donnie Yen's Sakra – Kritik
Als Hauptdarsteller und Co-Regisseur begibt sich Hongkong-Star Donnie Yen in die wuxia-Tradition und verfolgt damit auch eine langfristige Strategie. Sakra soll ein chinesisches Franchise etablieren, hängt aber erstmal ziemlich in den Seilen.

Es ist kompliziert. Qiao Feng (Donnie Yen) muss gegen einen Raum voller Männer kämpfen, die einst mit ihm verbündet waren. Dieser ehemalige Bund ist jedoch so stark, dass er vor dem Kampf rituell gebrochen werden muss. Erst nachdem die Ehre erwiesen wurde, kann sie genommen werden. Wer tötet, tötet mit Recht. Wer stirbt, stirbt schuldig. Also trinkt man zum letzten Mal Tee miteinander, spricht offen aus, was man an den anderen jahrelang respektierte und lässt die Schale dann auf den Boden zerschellen. Jede Partei bekommt ihre Schale, jedes Wort zählt. Erst als ein Außenstehender versucht, sich mit Qiao Feng zu verfeinden, lässt dieser die Situation eskalieren. Es gibt wenig, was von Sakra ein paar Tage später noch in Erinnerung bleibt, aber diese Szene steht sinnbildlich für diesen Film: ein klassisches Set-Up mit kultureller Spezifizierung.
Für Sequels und Spin-Offs

Donnie Yen hat lange Karrieren in drei der wichtigsten Filmindustrien (Hong Kong, China und Hollywood) hinter sich, aber nie schien er populärer als jetzt: Ip Man I – IV (2008–2019), John Wick: Chapter IV (2023), Raging Fire (2021). Der Fokus seiner Arbeit, und dies lässt sich auch politisch interpretieren, wechselt in den letzten Jahren jedoch immer mehr nach China, auch wegen der Möglichkeiten, dem chinesischen Film ein weltweites Publikum zu bieten. Sakra ist damit nicht nur der erste wuxia-Film von Yen seit seiner Nebenrolle in Zhang Yimous Hero (2002), sondern auch Teil einer klar fomulierten ästhetischen und wirtschaftlichen Strategie, chinesische Kultur in der Breite und Langatmigkeit zu kommerzialisieren, die Marvel so populär gemacht hat.

Sakra basiert auf Jin Yongs Demi-Gods and Semi-Devils, einem der einflussreichsten wuxia-Romane überhaupt, der bereits mehrmals für Film oder Fernsehen adaptiert wurde. Es ist ein komplexes, sich verwebendes Werk, Sakra ist dementsprechend als der erste Teil eines Franchises konzipiert, das zahlreiche Ansatzpunkte für Sequels und Spin-Offs bildet. Dass Stars ihren Namen und ihren Körper als Statussymbol veräußern, ist an sich nichts Neues, hält im Jahr 2023 etwa die Karrieren von Weltstars wie Tom Cruise, Shah Rukh Khan und Jackie Chan am Laufen. Das Interessanteste an Sakra ist jedoch, wie sich diese Spannung filmisch entfaltet.
Ein bisschen Zirkusstück

Als Qiao Feng hat Yen die Arroganz und das Wissen über die eigenen Fähigkeiten, die seine früheren Rollen auszeichnete. Er kämpft nicht, um zu gewinnen, sondern um zu entblößen, demütigt seine Gegner und ist gelangweilt von der eigenen Überlegenheit. Er wird wegen seiner Herkunft verstoßen und verbringt den Rest des Films damit, seine Ehre wiederzuerlangen und seine Identität zu klären. Entsprechend entwickelt er sich im Film hin zur Bescheidenheit, ohne jedoch seinen Kampfstil anzupassen.

Die Kampfszenen sind mit Yens gewohnter Souveränität inszeniert. Es ist alles lesbar, aber etwas zu überkinetisch, findet niemals die Balanz zwischen der Eleganz der Totalen und dem Impact der Nahaufnahmen. Yen hängt förmlich in den Seilen, tanzt mit ihnen und schwebt durch die Räume, bis alles zum Zirkusstück verkommt. Das diese drei Setpieces umgebende Drama ist etwas langatmig erzählt, mit zu vielen Nebenfiguren, die hier vor allem Versprechen für die Zukunft sind. Yen und Kam Ka-Wai in der Co-Regie inszenieren den Film dabei in der kühlen, ausgebleichten Farbpallette, die leider zum Standard bei chinesischen Blockbustern geworden ist.
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