Detention – Kritik
1992 war das coolste Jahr überhaupt, klar, warum auch nicht? Joseph Kahn erzählt vom Leben in der Zitatenhölle des Metahorrorfilms.

»The 90s are the new 80s« gibt uns die schrille, nervige Teen-Queen am Anfang noch mit auf den Weg, danach wird sie erfreulicherweise direkt ermordet von Cinderhella, dem einer fiktiven, offenkundig an Struktur und Popularität der Saw-Filme entlangmodellierten Filmreihe nacheifernden Copycat-Killer. Willkommen im Kosmos von Detention, der im Jahr sechzehn nach Scream (1996) (und, zugegeben, im Jahr eins nach Scream 4 (2011)) noch einmal ansetzt, das große postmoderne Metaebenenspiel zu spielen. Ein meta-slasher to end all meta-slashers, wenn man so will.
Wo aber Wes Craven und sein genialischer Autor Kevin Williamson einst in Scream mit großer Cleverness unser popkulturelles Halbwissen gegen uns verwendeten und uns so kontinuierlich auf falsche Fährten zu locken verstanden, während die Schlüssel zum tatsächlichen Verständnis vor unseren Augen lagen – was gelegentlich selbst noch in den misslungeneren unter den drei Sequels funktionierte –, ist in Detention immer alles Oberfläche, anstelle des Prinzips der Verschachtelung und Spiegelung bei Craven tritt hier ein eklektisches Neben- und Durcheinander. Ein ernst zu nehmender kriminalistischer Erzählstrang ist weit und breit nicht auszumachen, der Psychokiller tritt im Grunde zurück in eine Reihe schlichtweg naheliegender Stereotype des Highschool-Films.

Regisseur Joseph Kahn, der 2004 für sein Kinodebüt mit dem hübschen Pop-Art-Bikerfilm Torque von der Kritik geschlachtet wurde und sieben Jahre brauchte, um nun seinen zweiten Film vorzulegen, inszeniert Detention als ein grellbuntes Panoptikum überstilisierter Teenagerfilmklischees, hinter dessen hyperaktiver Oberfläche sich keine Abgründe auftun, weil sich keinerlei Tiefe dahinter verbirgt. Wo der Ansatz der endgültigen Verschaltung der Subgenres des Teen-Horrorfilms und der Highschool-Komödie noch an einen weiteren bemerkenswerten Meta-Horrorfilm der jüngeren Jahre – Sean Byrnes The Loved Ones (2009) – gemahnt, da ist doch Kahns Projekt eher als dessen Antithese zu lesen: Während Byrne die Ähnlichkeit der ästhetischen Regimes beider Genres herausarbeitet, beide erschreckend schlüssig miteinander verzahnt und so den faschistoid-schizophrenen Subtext der Teenagerkomödie – Außenseitertum ist besser als Angepasstheit, aber macht nur dann so richtig Spaß, wenn du dich anziehst und benimmst wie alle anderen – ins Psychopathologische taumeln lässt, liegt der wahre Terror von Joseph Kahns Welt eher in der vollständigen Abwesenheit von Subtext.

Alles in Detention ist Zitat, Klischee, popkulturelles Versatzstück und darin per definitionem völlig willkürlich. Die 90er sind die neuen 80er, und 1992 ist das coolste Jahr überhaupt, klar, warum zum Teufel auch nicht? Der wahre Horror, das wird irgendwann sehr deutlich, liegt im Leben in dieser Zitatenhölle, in dieser endlosen Prom Night, und immer singt irgendwer »Mmmbop«, und immer, egal ob du der Nerd bist oder die Ballkönigin, greift irgendein neuer Psychopath schon zum Küchenmesser.
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