Der Sternwanderer – Kritik

Der Verfilmung von Neil Gaimans Fantasyroman fehlt leider die Essenz des Buches. Unterhaltsamer und jedenfalls witziger als die übliche Genrekost ist sie aber allemal.

Der Sternwanderer

Es gibt noch einfache Fantasy-Geschichten: Drei Hexen, sieben Prinzen und einen holden Jüngling auf der Suche nach einem gefallenen Stern – mehr braucht es eigentlich nicht, um eine kleine Geschichte von Heldenmut und Liebe zu erzählen. Das sind die Ingredienzien von Sternwanderer (Stardust, 1988) von Neil Gaiman, einem recht kurzen, feinen Roman, den Jane Goldman und Matthew Vaughn nun für den Film adaptiert haben.

Die wesentlichen Handlungselemente sind dabei erhalten geblieben. Die drei überlebenden der ehemals sieben Prinzen von Stormhold wollen den Thron ihres Vaters besteigen, drei stark gealterte Hexen, angeführt von Lamia (Michelle Pfeiffer), wollen ihre Jugend und Zauberkraft wieder erlangen. Alle suchen aus ihren eigenen Gründen nach dem gefallenen Stern, vor allem aber Tristan Thorne (Charlie Cox), der seiner Angebeteten (Sienna Miller) versprochen hat, ihr diesen Stern als Unterpfand seiner Liebe zu bringen.

Tristan lebt im ganz und gar profanen Nordengland des 19. Jahrhunderts und macht sich völlig ahnungslos auf ins magische Land von Stormhold, wo er vor allem lernen muss, dass gefallene Sterne im ansehnlichen Körper junger Frauen (in diesem Fall: Claire Danes) daherkommen.

Der Sternwanderer

Dass Yvaine (der Stern) und Tristan auf dem Weg nach England einige Abenteuer zu bestehen haben, versteht sich fast von selbst, auch wenn sich die Coming-of-Age-Geschichte des Romans hier doch zu einem reinen Abenteuerfilm verkürzt wird. Weil das Drehbuch, der Vorlage gemäß, immer noch leicht und spielerisch daherkommt, ist Der Sternwanderer zwar immer noch ein bisschen wie ein Herr der Ringe-Film, indem er eine Welt von nicht eben kleiner Komplexität andeutet – aber er ist doch wesentlich weniger schwer verdaulich. Die visuelle Ähnlichkeit ist jedenfalls da, die man aber auch bei den meisten Fantasy-Produktionen seit Peter Jacksons Monumentalepos (2001-2003) beobachten kann: Ritte und Wanderungen über begrünte Hügel- und Bergkämme gehören da zum Standardrepertoire.

Der Sternwanderer hat zudem Humor, eine Eigenschaft, die man nicht nur bei Jackson schmerzlich vermisst. Der drückt sich nicht nur in allerdings wenig subtilen Anspielungen auf andere Filme und Genres (vom Western bis hin zu etwa Titanic, 1997, und Fluch der Karibik, Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl, 2003) aus. Feinsinniger ist da doch, dass die zunächst vier, dann mehr ermordeten Prinzen die Handlung wie ein griechischer Dramenchor – oder doch eher wie Statler und Waldorf? – als Geistererscheinungen aus dem Hintergrund kommentieren.

Das ist alles recht solide und stellenweise sehr amüsant, und auch die großen Stars spielen ihre Rollen mit Begeisterung: Robert de Niro parodiert sich hier in der Rolle eines tuntigen Luftschiffpiraten selbst, und Michelle Pfeiffer scheint an ihren Rollen als Bösewicht – zuletzt in Hairspray (2007) – viel Gefallen zu finden.

Der Sternwanderer

Was Der Sternwanderer schließlich fehlt, ist irgendetwas, das ihn außer den paar netten Filmzitaten und witzig gedachten Figuren ernsthaft aus der Masse des Fantasygenres hinausheben könnte. Der Film ist schlichtweg zu brav, zu wohlerzogen – wo Yvaine im Buch nach ihrem Sturz vom Himmel wenigstens ein kleingedrucktes „Fuck“ von sich gibt, sind derlei Ungebührlichkeiten hier nicht zu hören, und nachts scheint immer der Vollmond auf das Liebespaar.

Überhaupt, die Liebe: Im zuckersüßen Finale verzichtet der Film selbst noch auf die melancholische Zwiespältigkeit, die das Buch zu mehr als einer reinen Liebesgeschichte macht. Leider fehlt damit dem Film der entscheidende Antrieb des Buches, jene Liebe, für die man alle Widrigkeiten und Opfer, Schmerzen und Verluste erleiden mag. Stattdessen gibt es hier nur Glück ohne Reue und Zweifel, wie sie schwächere romantische Komödien auch gerne zelebrieren.

Gegen so viel Schmalzigkeit hilft dann selbst die bullige, an einen Hummer-Geländewagen erinnernde Kutsche nichts mehr, die gelegentlich durchs Bild rauscht, obwohl man damit gerne einmal etwas forscher durch die allzu grünen Wiesen pflügen möchte.

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Kommentare


Seraphina

Anders als das Buch ... aber dennoch phantastisch! ^^

Die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Neil Gaiman variiert etwas von der Vorlage.
So fehlt hier die Figur des Zwerges, der Tristan zunächst durch Stormhold geleitet, völlig ( dadurch leider auch die Episode im gruseligen Sengwald ). Auch das Ende ist anders.
Die sexuellen Inhalte wurden sogar ganz entfernt bzw. nur zu Beginn ein bisschen angedeutet ( Tristans Zeugung ) ... was verständlich ist, denn schließlich ist der Film "ab 12" freigegeben.
Mitunter auch ein Grund, warum die blutigen Szenen ( u.a. das muntere Morden von Mensch und Tier durch die Hexe Lamia ) sehr abgemildert wurden ( es gibt sie zwar, aber die Kamera schwenkt in diesen Augenblicken weg, sodass die blutige Tat nur in den Köpfen weitergespinnt wird ).
Außerdem hat man die Bewohner von Stormhold etwas vermenschlicht ( z.B. ist Tristans Mutter im Roman eigentlich eine Fee - eine Frau mit lila Augen und spitzen, leicht bepelzten Ohren ... und die Mitglieder des Königshauses sehr langlebig - mehrere hundert Jahre können sie alt werden, falls sie nicht ermordet werden ^_~ )

Doch das ist eigentlich ziemlich wurscht ( ich wollte die Unterschiede nur mal erwähnt haben ), denn der Film funktioniert! Er funktioniert sogar hervorragend! ^^
Anders als so manche anderen Filme, die auf Fantasy-Büchern beruhen ( z.B. Eragon, Wintersonnenwende ), finde ich den Sternwanderer sehr gelungen.
Im Gegensatz zu anderen Genre-Verfilmungen hat diese hier eine absolut schlüssige Story, einen unvorhergesehenen Plot ( bis auf die Liebesentwicklungen, die von Anfang an klar sein dürften ), einen schrägen und teilweise sogar schwarzen Humor ( wofür insbesondere die Söhne des Königs sorgen ) und ist ganz einfach bezaubernd! Das ist Phantasie pur! Und nicht nur für Kinder!

Ich habe mich einfach köstlich amüsiert - obwohl oder vielleicht gerade WEIL der Film von der Vorlage abweicht. Eine 1:1 Verfilmung wäre wahrscheinlich nicht so amüsant geworden. Somit kann der Film als eigenständiges Werk, praktisch als Ergänzung zum Buch gesehen werden!

FAZIT:
Ein humorvolles Fantasy-Märchen, ganz im Stil von "Die Braut des Prinzen" für junge und alte Genre-Fans!
Insbesondere empfehlenswert für Fantasy-Fans, die nicht nur nach Schlacht & Gemetzel lechzen, sondern sich auch mal von einer Liebesgeschichte bezaubern lassen möchten!


Felix

War ein wirklich guter Film. Tolle Darsteller, vor allem Michelle Pfeiffer und großartige Ausstattung machen den Film zum Bafta-Favorit. Bei den Oscars hat es der Film leider schwerer.






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