Der Räuber Hotzenplotz – Kritik
Nach der erfolgreichen Buchreihe von Otfried Preußler kommt Der Räuber Hotzenplotz als buntes Kasperltheater auf die Leinwand. Gernot Rolls Verfilmung mit Armin Rohde in der Titelrolle richtet sich an die jüngsten Zuschauer.

Der naiv-dumme Bösewicht Hotzenplotz mit dem Rauschebart und dem Federhut ist neben Die kleine Hexe (1957) Otfried Preußlers beliebteste Kinderbuch-Figur. Nach Gustav Ehmcks Produktion von 1973 mit Gert Fröbe als voluminösem Diebes-Hauptmann, blieb es eine Weile still im Räuberwald. Seit der heimische Kinderfilm aber mit Beiträgen wie Das Sams (2001, 2003), Bibi Blocksberg (2002, 2004) oder Die wilden Hühner (2005) boomt (Die rote Zora und Hui Buh sind in Planung), wurde es Zeit für eine erneute Adaption des Preußler-Stoffes.
Das Drehbuch verbindet Elemente der ersten beiden Romane Der Räuber Hotzenplotz (1962) und Neues vom Räuber Hotzenplotz (1972). Schon Otfried Preußler versah sie mit der Unterzeile „Eine Kasperlgeschichte“, und Gernot Roll setzt alles daran, die naive Einfalt und brave heile Welt der Vorlage zu wahren.

Da stiehlt der wüste Hotzenplotz der lieben Großmutter (Christiane Hörbiger) ihre Kaffeemühle. Kasperl (Martin Stührk) und der Seppel (Manuel Steitz) versuchen, mit einer List das Versteck des Räuberhauptmanns ausfindig zu machen, geraten jedoch in eine Falle. Wachtmeister Dimpfelmoser (Piet Klocke) holt sich für seine Ermittlungen Rat bei der Wahrsagerin Portiunkula Schlotterbeck (Katharina Thalbach). Und die zunächst in eine Kröte verwandelte Fee Amaryllis (Barbara Schöneberger) benötigt Kasperls Hilfe, um sich aus dem feuchten Verlies des bösen Zauberers Zwackelmann (Rufus Beck) zu befreien und schließlich alles zum Guten zu wenden.
Der Räuber Hotzenplotz spielt in einer märchenhaften und sehr bayerisch geprägten Bilderbuchwelt mit historisierenden Kostümen und sauberer Natur, in der das schlimmste Schimpfwort „Du Pflaumenaugust!“ ist und Kasperl und Seppel zur Belohnung frische Johannisbeeren mit Schlagsahne bekommen. Der Humor ist mit viel Grimassieren, Geschrei und Gepolter sehr körperbetont und absolut kindgerecht. Kameramann (Speer und Er, 2005) und Regisseur (Ballermann 6, 1997) Roll hat einen clownesken, moralisch gänzlich unbedenklichen Kinderfilm inszeniert. Für erwachsene Begleitpersonen ohne Kasperle-Theater-Affinität kann der fehlende durchgängige Spannungsbogen und das marionettenhafte Chargieren der Darsteller jedoch schnell zur Geduldsprobe werden.

Dennoch ist Armin Rohde mit aufgepinseltem Zahnbelag und künstlicher Knollnase die Idealbesetzung des Räuberhauptmanns. Die Kinderdarsteller erstrahlen vor spitzbübischer Niedlichkeit, und mit TV-Moderatorin Barbara Schöneberger weht ein zarter Hauch von Trash durch das ansonsten biedere Kinoabenteuer. Am Ende siegt jedoch die pädagogische Keimfreiheit über den ungewaschenen Hotzenplotz.
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