Das Geheimnis der 14 Geisterreiter – Kritik
DVD: Als träfen Roy Rogers und Hopalong Cassidy auf Major Jackson aus Django. Das Geheimnis der 14 Geisterreiter (1959) ist eine mexikanische Vorwegnahme der Italo-Western mit Heldenfiguren aus den 1930er Jahren.

Gaston Santos (geb. 1931) entstammte noch der goldenen Ära des Stierkampfs. Als legendärer Picador absolvierte er über tausend Kämpfe, ehe er sich zur Ruhe setzte, viele davon mit seinem Lieblingspferd, dem portugiesischen Hengst Rayo de Plata („Silberblitz“). Ein Vertrag mit Alameda Films brachte ihn zwischen 1956 und 1962 für eine Anzahl Genrefilme auf mexikanische Leinwände, oft unterstützt von seinem treuen Pferd. Gerade in den Western sind die Auftritte der beiden meist denen des „Lone Ranger“ und seines Pferds Silver nachempfunden. Die klassische Phase Hollywoods mit ihren schillernden Heroen und singenden Cowboys blieb dem mexikanischen Kino noch lange Vorbild; für die gebrochenen Helden der Spätwestern hatte man im Lande der Kakteen nichts übrig. In Das Geheimnis der 14 Geisterreiter (Los diablos del terror, 1959) sind Santos und „Silberblitz“ in archetypischen Rollen zu sehen: als mutige Retter einer holden Jungfer und eines ganzen Landstrichs vor dem Zugriff ruchloser Banditen. Sehr viel Raum erhält die Buffo-Figur ihres tollpatschigen Freundes, die der Commedia dell’arte entlehnt und ebenso fester Bestandteil des Genre-Ensembles war wie seinerzeit in den „Fuzzy“-Filmen. Darsteller Pedro de Aguillón war eine Ikone des Mexiko-Western.
Ein neoliberaler Ku-Klux-Klan

Die „Geisterreiter“ heißen eigentlich „Teufel des Schreckens“ und erscheinen wie ein neoliberaler Ku-Klux-Klan, dessen – in diesem Falle rein ökonomischen – Interessen nicht nur Recht, Gesetz und Ordnung zugunsten von Angst und Anarchie, sondern sogar die Klassenunterschiede der Gesellschaft untergeordnet werden. Hier wird der reiche Rancher zum Handlanger des Banditenchefs, der im bürgerlichen Leben nur ärmlicher und feiger Postillon ist. Überhaupt wirkt einiges in diesem Film wie eine Antizipation der Italo-Western, während die Heldenfiguren eher in die 30er gehören, als träfen Roy Rogers und Hopalong Cassidy auf Major Jackson aus Django (1966).

Fernando Méndez kam vom Theater und vor allem dank Abel Salazar zum mexikanischen Horrorfilm, mit dem sein Name heute verbunden ist wie der Salazars, Benito Alazrakis, Rafael Baledóns und natürlich Chano Uruetas. Sie sind aus der mexikanischen Filmgeschichte so wenig wegzudenken wie die eines Julio Bracho oder Emilio Fernández. Die frühen Klassiker Ladron de Cadáveres (1956) und El vampiro (1957), die die Blütezeit des mexikanischen „Gothic“ einleiteten, entstanden ebenso unter Méndez’ Regie wie der legendäre Der Tote kehrt zurück (Misterios de ultratumba, 1959). Winzige Budgets waren typisch für diese Filme, und doch verstanden es Regisseure wie Méndez, sie in atmosphärische Kammerspiele voll Spinnweben und eine an expressionistische Traditionen angelehnte Schwarz-Weiß-Fotografie umzusetzen. In der Western-Landschaft von Das Geheimnis der 14 Geisterreiter fällt der geringe Produktionsaufwand wesentlich deutlicher auf; das Westernstädtchen ist menschenleere Kulisse und wirkt wie eine Geisterstadt, die kleine Personage der übrigen Figuren lässt die Geisterreiter wie eine übermächtige Armee ohne Gegner erscheinen. Die Innenräume sind besser gelungen; die Hazienda fand ihr Vorbild sichtlich in US-Klassikern wie Die gebrochene Lanze (Broken Lance, 1954).
Ein Wohlfühlpäckchen

Der seltene kleine Film erschien als erster Titel in der neuen „Mexploitation“-Reihe von Forgotten Films, in der noch viel Versprechendes nachfolgen soll, und liegt in einer wunderbaren HD-Abtastung mit traumhaften Farb- und Schärfewerten vor. So brillant war er seinerzeit wahrscheinlich nicht einmal im Kino zu sehen. Es gibt ihn wahlweise in Breitwand- oder Open-Matte-Version mit reichhaltigem, zeitgenössischem Bild- und Bonusmaterial, auf Blu-ray oder DVD. Ein kompetentes Booklet mit umfangreichen biografischen und filmhistorischen Beiträgen rundet das Wohlfühlpäckchen ab. Dazu ein Chili con Carne, und nichts kann mehr schiefgehen.
Dieser Text erschien erstmals in der Online-Ausgabe der Splatting Image; Wiederveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
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