Caligari - Wie der Horror ins Kino kam – Kritik
Der sagenumwobene Sehnsuchtsort: Rüdiger Suchsland wirft einen nostalgischen, fesselnden Blick auf das Kino der Weimarer Zeit.

Umbruch und Unbehagen, Zerstörung des Althergebrachten und Verweigerung des Bürgerlichen: Die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts ist von irritierender Schöpferkraft, ungebändigtem Tatendrang und einer radikalen Zertrümmerung der Konventionen geprägt. Das Cabinet des Dr. Caligari (1919) stellt einen filmischen Markstein dieser Bewegung dar. Rüdiger Suchsland blickt mit Caligari – Wie der Horror ins Kino kam (2014) auf den großen deutschen Klassiker zurück, doch begibt er sich auch auf eine Spurensuche, die weit über Robert Wienes Film hinausgeht. Von Paul Wegener bis Fritz Lang, von Jakob van Hoddis bis Filippo Tommaso Marinetti schweift die Dokumentation durch die ganze kulturelle Bandbreite der Moderne. Dabei lässt Suchsland den Bildern den Vorrang und hält sich mit Talking Heads angenehm zurück. Bruchlos fließen fantastische Filmszenen in Archivaufnahmen über, erzählen von einer Durchdringung der Realität mit faszinierender Fiktion. Suchsland arbeitet sich auf diese Weise nicht einfach nur am Zeitgeist ab, sondern entwirft ein stimmungsvolles, im positivsten Sinne diffuses Mosaik einer aufregenden und aufgeregten Kulturrevolution. Caligari ist nicht nur ein schöner Beitrag über die kreative Triebkraft des Kinos und dessen Vermögen, gesellschaftliche Befindlichkeiten zu reflektieren, sondern auch darüber, welch unersetzbares Geschenk das Filmerbe doch ist.
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