Bangkok Dangerous – Kritik
Die Brüder Danny und Oxide Pang haben ihren Actionthriller Bangkok Dangerous (1999) mit Nicolas Cage in der Hauptrolle neu aufgelegt. Besser wird er dadurch nicht.

Joe (Nicolas Cage) ist Profi. Für Geld tötet er egal wen, egal für wen, egal wo. Seine Auftraggeber kennt er ebenso wenig, wie sie ihn. Wie ein Geist bewegt sich Joe durch anonyme Großstädte und wird nur für den Moment sichtbar, in dem er den Abzug seiner Waffe zieht, um anschließend sofort wieder abzutauchen. Eisern hält er sich an seine Regeln: Keine Fragen, keine Spuren, kein soziales Leben. Doch während einer Serie von Jobs in Bangkok geraten diese Prinzipien ins Wanken. Er verliebt sich in die gehörlose Apothekerin Fon (Charlie Yeung), die ihn für einen erfolgreichen Banker hält und nimmt obendrein noch seinen gutgläubigen Kurier Kong (Shahkrit Yamnarm) als Auftragsmörder in die Lehre. Liebe und Freundschaft bilden die Grundlage einer Katharsis und just bei seinem letzten Auftrag wird Joe von moralischen Skrupeln heimgesucht. Kann das gut gehen? Nein! Weder für Joe, noch für den Zuschauer.
Bangkok Dangerous basiert auf der gleichnamigen Vorlage aus dem Jahre 1999. Diese erste gemeinsame Regiearbeit der Brüder Pang ist, sieht man von einigen Schwächen im Drehbuch ab, ein solide produzierter Actionthriller mit bildsprachlich innovativen Momenten. In Bangkok Dangerous (1999) dreht sich die Erzählung um den gehörlosen Kong (Pawalit Mongkolpisit), der vom Kriminellen Jo (Pisek Intrakanchit) als Nachwuchskiller rekrutiert wird. Kong geht es beim Töten nicht nur um Geld, sondern in erster Linie um Anerkennung, die ihm aufgrund seiner Behinderung bisher von seinem Umfeld verwehrt wurde. Diese Doppelbödigkeit in der Figur des Kong trägt den Film und lässt ihn sowohl inhaltlich als auch narrativ schlüssig erscheinen.

Sind noch im Original alle Figuren plausibel konzipiert, nehmen sie – Joe sticht hier besonders hervor – im Remake beinahe groteske Züge an, um Nicolas Cage in angemessenem Umfang in das Ensemble zu integrieren. Dafür waren einige Verschiebungen innerhalb der Figurenkonstellation nötig. Joe steht nun im Zentrum der Erzählung, während Kong nur noch eine Nebenrolle zukommt. Dieser ist auch nicht mehr taubstumm, dafür aber die Apothekerin Fon. Warum, bleibt allerdings schleierhaft, denn für die Entwicklung der Figur spielt ihre Gehörlosigkeit überhaupt keine Rolle.
Nicolas Cage, der sich zunächst bis an die Grenzen der Ernsthaftigkeit um den Nimbus des emotionslosen Profikillers bemüht, nimmt man die Liebe zum Mauerblümchen Fon einfach nicht ab. Mindestens ebenso konstruiert wirkt sein plötzlicher Sinneswandel, den Kurier Kong zum Killer auszubilden anstatt ihn, wie noch im Moment zuvor geplant, einfach umzubringen. „Why didn’t I kill him?“, sinniert Joe im Voice-over und lässt die Begründung in einem bedeutungsschwangeren Raunen folgen: „Maybe it’s because, and this is strange, somehow when I looked into his eyes, I saw myself. So I became his teacher.“ Das müsste dem Oscarpreisträger Cage eigentlich schon beim Einsprechen lächerlich vorgekommen sein.

Auch visuell hat Bangkok Dangerous nicht viel zu bieten. Die spröden Bilder des Originals wurden in der Neuauflage durch den Versuch einer Hochglanzästhetik ersetzt, die jedoch uninspiriert wirkt und sich lediglich an die Sehgewohnheiten Hollywoods anpasst.
Der Film ist hauptsächlich darum bemüht, den Zuschauer mit kontroversem Stoff und genrefremden Figuren nicht zu überfordern, weshalb er in Form und Inhalt auf Distanz zur Vorlage geht. Stattdessen wird eine Erzählung konstruiert, die vor narrativen und figurativen Stereotypen nur so trieft. Das ist bedauerlich, denn die Vorlage von 1999 ist ein individuelles Stück Genrekino, das sich gerade von etlichen Konventionen der Gattung emanzipiert. Zu diesen Konventionen kehren die Brüder Pang nun leider zurück.
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