Art School Confidential – Kritik

Während Jerome versucht am Strathmore Institute zum bedeutendsten Künstler des 21. Jahrhunderts zu werden, treibt auf dem Campus-Gelände ein Serienmörder sein Unwesen.

Art School Confidential

Die Helden aus den Comics von Daniel Clowes sind meist gesellschaftliche Außenseiter, die von ihrem angepassten Umfeld als Verlierer abgestempelt werden. Im Gegensatz zu klassischen Comics wie der Superheldengeschichte geht es hier nicht mehr um eine eskapistische Fantasie für eine nerdige Leserschaft, sondern eher um ein Thematisieren von deren Alltag. In Ghost World (2001), Clowes bisher wohl größtem Erfolg, kämpfen zwei Mädchen mit aller Kraft dagegen an, vom Establishment vereinnahmt zu werden und ihr nihilistisches Weltbild aufgeben zu müssen. Terry Zwigoff, der schon mit seiner Dokumentation Crumb (1994) über den gleichnamigen Altmeister des schlüpfrigen Comics mit diesem Medium in Berührung kam, verfilmte den Stoff unter der Mitwirkung von Clowes. Fünf Jahre später kam es nun mit Art School Confidential erneut zu einer Zusammenarbeit.

Aus dem Titel erschließen sich bereits die wichtigsten Grundelemente der Handlung. Schauplatz ist eine Kunsthochschule, in der sich zahlreiche neurotische Nachwuchskünstler tummeln und eine Mordserie für Angst und Schrecken sorgt. Doch bevor die Thrillerelemente wirklich zur Geltung kommen, wirkt alles wie eine typische Coming of Age-Geschichte. Nach einer von Hänseleien geprägten Kindheit beginnt Jerome (Max Minghella) sein Studium am Strathmore Institute, um als Frauenheld und größter Künstler des 21. Jahrhunderts in die Fußstapfen seines Vorbilds Picasso zu treten. Zwischen nervtötenden Kommilitonen und ebenso selbstverliebten wie frustrierten Professoren tritt plötzlich das Aktmodell Audrey (Sophia Myles) in Jeromes Leben. Schließlich macht es sich Jerome zur Aufgabe, ihr Herz zu erobern.

Art School Confidential

Interessanterweise nimmt sich gerade ein Comic, also ein Medium, das sich seit jeher zwischen Hoch- und Unterhaltungskultur bewegt, der Welt der zeitgenössischen Kunst an. Dass diese dabei nicht gerade gut weg kommt, überrascht bei einem sarkastischen Erzähler wie Daniel Clowes wenig. Mit Jeromes Ankunft an der Strathmore High wird mit zahlreichen Stereotypen wie dem schizophrenen Beatnickmädchen, dem tuntigen Modestudenten und dem theoretisierenden Klugscheißer eine Welt vorgeführt, die sich selbst viel zu ernst nimmt.

Dabei konnte Zwigoff besonders bei der Wahl der abgehobenen Ex-Studenten und Professoren so illustre Stars wie Anjelica Houston und Steve Buscemi für sich gewinnen. Den absoluten Höhepunkt des Films stellt aber John Malkovich als affektierter und zynischer Professor Sandiford dar, der sich nur geringfügig für seine Studenten interessiert. Dass gerade diese Figur so gelungen ist, liegt vor allem daran, dass Malkovich zwar eine Karikatur verkörpert, die Rolle aber trotzdem ernst genug nimmt, um sie nicht ins Kalauerhafte abdriften zu lassen. Seine Figur weiß nicht nur zu unterhalten, sondern thematisiert auch ganz nebenbei die äußerst komplizierte und paradoxe Position eines Künstlers zwischen unabhängigem Schaffensprozess und der Abhängigkeit von Galeristen und Mäzenen.

Art School Confidential

Dass sich dieser Facettenreichtum nicht durch den gesamten Film zieht und stattdessen die zeitgenössische Kunstszene als ein Haufen vergeistigter und lebensfremder Spinner karikiert wird, die völlig überteuerten und überbewerteten Schund kaufen, ist dabei nicht weiter störend. Schließlich handelt es sich hier um eine Satire, die es versteht Klischees treffsicher und äußerst amüsant einzusetzen. Allerdings fehlt dem Film die Konsequenz, seine satirische Blickweise auf alle Figuren auszuweiten. Mit Ghost World im Hinterkopf ist es eine herbe Enttäuschung, dass es sich hier bei dem Protagonisten um einen gewöhnlichen und angepassten Spießer handelt, dessen naives Weltbild und die daraus resultierenden Probleme durchaus ernst genommen werden, während die Witze auf Kosten der Außenseiter gehen.

Immer wieder schleicht sich sogar ein etwas überholter Diskurs über die Grenzen der Kunst ein. Während bei den Arbeiten von Jeromes Mitschülern postminimalistische, konzeptuelle oder abstrakte Tendenzen parodiert werden, stehen seine rein illustrativen und kitschigen Porträts als Ideal gegenüber. Dass ein Talent wie Jerome erst Erfolg hat, nachdem er für einen Serienmörder gehalten wird, rundet diese offensichtliche Kritik noch ab.

Art School Confidential funktioniert sehr viel besser, wenn man ihn auf seinen unterhaltenden Wert, statt auf seine ideologischen Inhalte reduziert. Gegen Ende verliert er allerdings einiges an Charme, wenn die Suche nach dem Würger und die etwas schwülstige und völlig ironiefrei erzählte Liebesgeschichte zwischen Jerome und Audrey in den Vordergrund treten. Zudem kommt es zu keiner wirklichen Verschmelzung der verschiedenen Genres und somit der Erschaffung einer in sich geschlossenen filmischen Welt. Die einzelnen Erzählstränge sind dafür zu heterogen und der Einsatz von Genre-Elementen kommt eher einem Zitat gleich. Dabei liegt die wahre Stärke des Films in der satirischen Darstellung des Campus-Alltags und nicht in der bemühten Verknüpfung mit einem Thriller, die ohnehin nur der Schlusspointe dient.

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