Das hektische Abstoßen der Herrscherwürde: The Real Estate nutzt Immobilienblase und Wohnungsknappheit auf vage und konfuse Weise als Assoziationsfelder. Dabei ist er von seiner Hauptfigur so bedingungslos fasziniert, dass er sie gar nicht erst richtig greifbar werden lässt. Filmkritik
Grobe Jungs üben sich in transzendentalem Gesang. In Auferstehen erzählt Cédric Kahn von einem Ex-Junkie, der zu Gott findet – und gibt der Religion dabei ihre Sinnlichkeit wieder. Filmkritik
Wenn Hanna Schygulla züchtigend die Hand erhebt – über die Schauwerte des Katholizismus in Cédric Kahns The Prayer. Außerdem: Über die Wunden, die gerissen werden, wenn Literatur und Leben sich bis aufs Blut ineinander verbeißen. Special
Im Schutzraum gefangen, oder zur Frühreife verdammt. Auch in Daughter of Mine träumt Laura Bispuri von luftleeren Räumen, in dem sich nichts ihrem didaktischen Programm entzieht. Filmkritik
Verflüssigung der Geometrie. Hong Sang-soo setzt sich ins Café, malt Drei- und Vierecke aus Figuren und holt den Soju reichlich spät heraus. Filmkritik
Aleksei German Jr. zeigt uns ein paar Tage aus dem Leben von Sergei Dovlatov und künstlerischer Intelligenzija in der Sowjetunion Anfang der 1970er Jahre – und will uns mit viel Kunstwillen erzählen, dass ein wahrer Künstler verkannt sein müsse. Filmkritik
Zum ewigen Dasein auf der Durchreise verdammt. In Christian Petzolds Adaption von Anna Seghers’ Exilroman Transit ist Marseille kein realer Ort, sondern ein Fegefeuer, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr voneinander trennen lassen. Filmkritik
Fake-Dramatist trifft Edelprostituierte gerade rechtzeitig zur nächsten Deadline. Benoît Jacquot hat mit Eva einen Roman aus den 1940er Jahren adaptiert, mit für seine Verhältnisse wenig Legato. Filmkritik
Grandios oder nur sehr gut - Christian Petzolds Transit spaltet in zwei Lager. Außerdem: Isabelle Huppert bekommt in Eva eine Rolle auf den Leib geschrieben. Special
Den Meister des rumänischen Low-Key-Kinos zieht es weiter ins Fragen über Freiheit und Gesetz. Mit Infinite Football gelingt ihm einmal wieder kein unbeschwerter, aber ein sehr geradsinniger und schöner Film. Filmkritik
Der Distress als bloße Männerfantasie: Die Zellner-Brüder bereisen ein paar Westernkulissen, üben sich in feministischem Revisionismus und lassen den edlen Wilden nur genervt mit den Augen rollen. Der Mix aus Albernheit und Auftrag ist Damsel Problem wie Tugend. Filmkritik
Zur Einfühlung verdonnert – Die Erbinnen erzählt die Geschichte eines verspäteten Erwachsenwerdens, verlässt sich dabei aber allzu sehr auf die Wirkungsmacht eines reglosen Gesichts. Filmkritik
Empowerment oder girl with a gun – ist Damsel von den Zellner-Brüdern ein feministischer Film? Außerdem: Ist The Heiresses mehr als klassisches Festivalkino? Special
VoD: Ahnung statt Tatsachen. In Schockwellen - Tagebuch des Todes zeichnet Ursula Meier das fragmentarische Psychogramm eines Schülers, der seine Eltern ermordet. Gerade die Lücken, die sie dabei lässt, sind Ausdruck von großer Sorgfalt. Filmkritik
Lehre und Forschung: Filmstudenten denken über Direct Cinema nach und machen direkt mal Kino. Über ein Stadion, in das die gesamte Einwohnerschaft der Stadt passt, die es beheimatet. Über sein Drumherum. Und, natürlich, über Amerika. Filmkritik
Wes Anderson bringt im fernen Japan mit strenger Ästhetik, gegen den Willen eines Diktators und doch vorbei an den Untiefen der politischen Allegorie zusammen, was zusammen gehört: den besten Freund und die dazugehörigen Menschen. Filmkritik
Ein erster Blick auf Wes Andersons Isle of Dogs, den Eröffnungsfilm der Berlinale 2018. Außerdem: Vorfreuden und Nachfreuden. Special
Die Früchte des erneuten Hinsehens: Göran Hugo Olssons Found-Footage-Film In jenem Sommer bringt uns zurück zu alten Bekannten. Ein bittersüßes Geschenk. Filmkritik
Dogmen des Wahns: In Hagazussa ziehen dunkle Pestbeulen und das helle Licht einer christlichen Dorfgemeinschaft den Verstand einer jungen Frau in die Abgründe des Wahnsinns. Filmkritik
Mann oder Frau, Körper oder Geist, zwei Figuren oder eine? Yet to Rule setzt den Zwiespalt auf den Richterstuhl – mit nicht gerade subtiler Symbolik, aber unheimlicher Wirkung. Filmkritik
Die Last der Sinnhaftigkeit – In dem Experimentalfilm The Rub wird eine mächtige Welle aus Farben, Linien und halb-verloschenen Bildern entfesselt, die dann aber vor den festen Rhythmen der Shakespeare’schen Bühnensprache schnell wieder verebbt. Filmkritik