Berlinale 2018: Wettbewerb

Die Maske

Eine polnische Dorfgemeinschaft baut sich eine Jesusstatue, und Małgorzata Szumowskas satirischer Blick aufs Geschehen bleibt reichlich zerstreut. Mithilfe von Elektropop gelingt Die Maske dann aber doch noch ein mitreißendes Gegenbild. Filmkritik 

7 Tage in Entebbe

In seinem Film über eine spektakuläre Befreiungsaktion der israelischen Regierung stilisiert José Padilha Soldaten zu Tänzern. Doch hinter den mitreißenden Choreographien aus 7 Tage in Entebbe verbirgt sich ein Plädoyer für den Zweifel. Filmkritik 

In den Gängen

Thomas Stuber schickt einen wortkargen jungen Mann auf Probe in einen Großmarkt. In den Gängen verliebt sich dieser bald in eine Kollegin – und fährt ganz schön viel Gabelstapler. Filmkritik 

Touch Me Not

Gestalttherapie als Film: Adina Pintilies Touch Me Not erkundet die Grenzen der Intimität, ohne sie definiert zu haben. Filmkritik 

Museum

Kindisch oder altklug oder beides: Alonso Ruizpalacios sieht einem Durchschnitts-Tunichtgut dabei zu, wie er im größten Museum des Landes einbricht – und lässt ihn dann feixend mit seiner Beute allein. Filmkritik 

Unsane: Ausgeliefert

Neu auf MUBI: Die Last des Kleingedruckten. Steven Soderberghs Unsane flirtet mit Sanatoriums-Horror und Kapitalismuskritik, ist aber vor allem ein gut gezielter Hüftschuss von einem Thriller. Filmkritik 

Pig

In Pig geht ein Mörder um, der es auf die Stars der iranischen Filmbranche abgesehen hat. Regisseur Mani Haghighi macht daraus Krimi-Klamauk. Oder doch subversive Kritik? Filmkritik 

Don't worry, weglaufen geht nicht

Eine Sauftour mit Jack Black ist selten eine gute Idee: In seinem Remix-Biopic Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot schickt Gus Van Sant den querschnittsgelähmten Cartoonisten John Callahan zu den Anonymen Alkoholikern. Filmkritik 

In Zeiten des Teufels

Teuflisch gut, kaum zu ertragen: In Lav Diaz’ In Zeiten des Teufels versuchen alle, den zaudernden Dichter wachzusingen. Der greift zur Schreibmaschine, wieder einmal zu spät. Filmkritik 

3 Tage in Quiberon

Eine Ikone des Leidens, hinter der der lebendige Mensch unsichtbar bleibt: 3 Tage in Quiberon durchschaut dieses Konstrukt, doch dem schönen Bild der traurigen Romy Schneider kann auch er nicht widerstehen. Filmkritik 

Utøya 22. Juli

Massenmord als Attraktion: Erik Poppe inszeniert in U – July 22 das Breivik-Attentat als eine Geisterbahnfahrt über den Tatort. Seine Schauwerte: Sterbende Jugendliche und Kinderleichen, auf denen Telefone klingeln. Filmkritik 

The Real Estate

Das hektische Abstoßen der Herrscherwürde: The Real Estate nutzt Immobilienblase und Wohnungsknappheit auf vage und konfuse Weise als Assoziationsfelder. Dabei ist er von seiner Hauptfigur so bedingungslos fasziniert, dass er sie gar nicht erst richtig greifbar werden lässt.  Filmkritik 

Auferstehen

Grobe Jungs üben sich in transzendentalem Gesang. In Auferstehen erzählt Cédric Kahn von einem Ex-Junkie, der zu Gott findet – und gibt der Religion dabei ihre Sinnlichkeit wieder. Filmkritik 

Meine Tochter

Im Schutzraum gefangen, oder zur Frühreife verdammt. Auch in Daughter of Mine träumt Laura Bispuri von luftleeren Räumen, in dem sich nichts ihrem didaktischen Programm entzieht. Filmkritik 

Dovlatov

Aleksei German Jr. zeigt uns ein paar Tage aus dem Leben von Sergei Dovlatov und künstlerischer Intelligenzija in der Sowjetunion Anfang der 1970er Jahre – und will uns mit viel Kunstwillen erzählen, dass ein wahrer Künstler verkannt sein müsse. Filmkritik 

Transit

Zum ewigen Dasein auf der Durchreise verdammt. In Christian Petzolds Adaption von Anna Seghers’ Exilroman Transit ist Marseille kein realer Ort, sondern ein Fegefeuer, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr voneinander trennen lassen.  Filmkritik 

Eva

Fake-Dramatist trifft Edelprostituierte gerade rechtzeitig zur nächsten Deadline. Benoît Jacquot hat mit Eva einen Roman aus den 1940er Jahren adaptiert, mit für seine Verhältnisse wenig Legato. Filmkritik 

Damsel

Der Distress als bloße Männerfantasie: Die Zellner-Brüder bereisen ein paar Westernkulissen, üben sich in feministischem Revisionismus und lassen den edlen Wilden nur genervt mit den Augen rollen. Der Mix aus Albernheit und Auftrag ist Damsel Problem wie Tugend. Filmkritik 

Die Erbinnen

Zur Einfühlung verdonnert – Die Erbinnen erzählt die Geschichte eines verspäteten Erwachsenwerdens, verlässt sich dabei aber allzu sehr auf die Wirkungsmacht eines reglosen Gesichts. Filmkritik 

Isle of Dogs

Wes Anderson bringt im fernen Japan mit strenger Ästhetik, gegen den Willen eines Diktators und doch vorbei an den Untiefen der politischen Allegorie zusammen, was zusammen gehört: den besten Freund und die dazugehörigen Menschen. Filmkritik