MUBI: Ist das Gewirr in einem Ameisenhaufen sowas Ähnliches wie der Ladekringel auf einem Display? Eduardo Williams’ traumtrunkener Essay bewegt sich immer weiter und in alle Richtungen, bleibt offen für das Dunkle und hat Geduld mit dem Licht. Filmkritik
Neu auf DVD: Ficken auf dem Kreuzweg. Der japanische Regisseur Isao Yukisada mischt Schicksalsschlag und Softporno und lässt das Roman-Porno-Genre des Filmstudios Nikkatsu wiederaufleben. Filmkritik
Am Anfang steht eine Irritation, am Ende eine Erschütterung: Ein Regisseur des Raumes und ein Architekt in der Zeit schreiben ihre Autobiografie. In Bickels [Socialism] bereist Heinz Emigholz Israel und hält die Bauten des Kibbuz-Architekten Samuel Bickels filmisch fest. Filmkritik
Neu auf VoD: Carla Simón spürt in ihrem ersten Langfilm Fridas Sommer der traumatisierten Psyche ihres siebenjährigen Ichs nach. Bis endlich wieder einer weint. Filmkritik
Der Projektor im Gebetssaal: Zwischen Mythologie und Realismus siedelt Aktan Arym Kubat seinen neuen Film Die Flügel der Menschen an, und bringt gegen den Einzug des Fundamentalismus in sein Land nicht zuletzt das Kino selbst in Stellung. Filmkritik
VoD: Eine lang vergessene Sternstunde des deutschen Nachkriegsfilms endlich auf Blu-ray. Helmut Käutners Schwarzer Kies (1961) ist ein einzigartiger Mix aus Milieustudie, Liebesfilm, Arbeiterdrama, Period Piece und Film noir – und wirft Blicke in ein tief gespaltenes Land. Filmkritik
Dreckige Naturromantik: Francis Lees God's Own Country lotet die Grenzen zwischen schönen, aber einsamen Landschaften und den sich in ihr aufhaltenden Körpern aus. Die Geschichte einer Transformation in Zeiten des Brexit. Filmkritik
Auf der ersten Etappe seines weltumspannenden Dokumentarfilmprojekts ist Michael Glawogger gestorben. Monica Willi hat das gedrehte Material zu einem Film gemacht. In Untitled findet sich die Zuschauerin stets mittendrin, bei der Arbeit, bei den anderen, schlicht und einfach in der Welt. Filmkritik
Es war schon Film, ehe es dazu wurde: Im dritten Teil seiner Serie Streetscapes reinszeniert der Regisseur Heinz Emigholz seine eigene Psychoanalyse. Filmkritik
Aisling Walsh erzählt die Geschichte der Folk-Art-Künstlerin Maud Lewis, die als Haushälterin eines Fischverkäufers unverhofften Ruhm erlangte. Was bescheiden in den 1930er Jahren spielt, riecht ziemlich stark nach heutigen Kreativarbeitsfantasien. Filmkritik
Karlovy Vary 2017 - Von der Revolution entwurzelte Gewalt: Mathieu Denis und Simon Lavoie widmen sich dem Nachbeben des Quebecer Protestfrühlings – und verarbeiten Text, Performance und unterschiedlichste Bildformate zu einer ästhetischen Waffe, die sich auch gegen die Aktivisten selbst richtet. Filmkritik
Und wer macht hier, bitte schön, die dumme Arbeit? In Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes ist Scheitern peinlich und Kommunismus verwirrend. Über einen Film, der weiß, dass man in Deutschland keinen Bock hat auf ästhetisch politisch radikales Zeug. Filmkritik
Eine alte Kamera guckt auf einen alten Mann: Ann Carolin Renninger und René Frölke liefern mit ihrem Jahr der Nichtereignisse ein großartiges Bildereignis mit skurrilem Prinzip. Filmkritik
Berlinale 2017 – Panorama: Wo man Jagd auf eine Frau macht, dann aber doch herausfinden muss, dass Männer die Bösewichte sind: In Dechen Roders Langfilmdebüt wird ein bhutanischer Film Noir sukzessive zu einem ökofeministischen Lehrstück. Filmkritik
Die totalitäre Fantasie der Atombombe. Ein experimenteller Film über die Nuklearwaffe macht die Aufhebung des Einzelnen erfahrbar. Filmkritik
Folter und Skype. Lissette Orozco befragt ihre Tante, die in Chile der Folter angeklagt wird und nach Australien geflohen ist. Was als klassisch persönlicher Dokumentarfilm beginnt, wandelt sich vor unseren Augen derart häufig und radikal, dass einem nur schwindlig werden kann. Filmkritik
Zwischen großen Träumen und trister Realität zeichnet For Ahkeem exemplarisch nach, mit welchen Widersprüchen junge schwarze US-Amerikaner heutzutage konfrontiert sind. Dabei irritiert der Film auf produktive Weise gängige Vorstellungen von Dokumentation und Inszenierung. Filmkritik
American Recordings: In Logan durchstreifen die müden Superhelden vergangener Tage ein eigenschaftsloses Amerika auf der Suche nach einem Ort fürs eigene Grab – und sehnen sich dabei immer auch danach, das eigene filmische Abbild endlich abzustreifen. Filmkritik
Rafi Bukai macht aus Soldaten Clowns und entdeckt den Klamauk als einen Ausweg aus dem Nahostkonflikt. Filmkritik
Ein Artikel auf Spiegel Online erhebt den Vorwurf, die diesjährige Woche der Kritik habe einen gefährlichen Begriff von politischem Filmemachen. Eine Replik von Nino Klingler gegen den dialektischen Holzhammer, mit dem man heutzutage nicht mehr viel erklären, aber einigen Schaden anrichten kann. Special
Gebracht um die Tragödie, auf die man zuläuft: Călin Peter Netzer lässt Romeo und Julia im psychologischen Realismus ausnüchtern – allerdings nicht unfokussiert. Filmkritik