Von Luzifer bis zu Schwulen als Gimmick – Im Locarno-Fieber
Unverschämt kurze Eindrücke einiger Filme aus dem Programm des 74. Festivals von Locarno.
Our Eternal Summer (L’été l’éternité)
Concorso Cineasti del presente
Regie: Émilie Aussel

Jugend am Strand, Exzess, Tod und Trauma: ein einfacher Film starker Emotionen, bei dem die Regisseurin vor allem ein tolles Gefühl für die Arbeit mit Laien zeigt und schöne Momente eines Sommergefühls herstellt. Irgendwann verbindet sich das mit Elementen von Performance und Theater, was für L’été l’éternité eine andere Form der Schwere bedeutet als die Trauerarbeit, die in der zweiten Hälfte ohnehin im Mittelpunkt steht.
Luzifer
Concorso internazionale
Regie: Peter Brunner

Religiöses Pathos trifft auf Berghütten-Obsession und Kapitalismuskritik. Penetrant einfältig sind die Figuren, allen voran Johannes oder auch Kleiner Jesus, gespielt von Franz Rogowski, aber auch seine Mutter, trockene Alkoholikerin, die die zwölf Schritte vielleicht ein bisschen zu sehr in einen religiösen Übereifer übersetzt hat, Susanne Jensen verkörpert sie mit geschorenem Kopf und von Tätowierungen übersät. Es ist ein fatalistisches Arrangement, das Reize aus dem Extremen zieht (gefährliche Vögel hautnah, übertriebene Selbstkasteiungen etc.). Mutter und Sohn gegen die Welt, gegen die inneren Dämonen, gegen die bevorstehende Enteignung durch Menschen, die aus dem Berg ein Skigebiet machen wollen.
Little Solange (Petite Solange)
Concorso internazionale
Regie: Axelle Ropert

Zartes Coming-of-Age der kleinen Momente. Herzzerreißend, aufmerksam, leichtfüßig und noch dazu unheimlich eigenständig in Tonalität und narrativen Schwerpunkten. Im Verhältnis zu anderen Vertretern des Genres bezirzt Axelle Ropert durch das absolut Unaufgeregte ihres Blicks, der die Dramatik der Wandlungen im Teenageralter gerade dadurch freilegt, dass er auf die üblichen Zuspitzungen und auf Pathos verzichtet.
Cop Secret (Leynilögga)
Concorso internazionale
Regie: Hannes Þór Halldórsson

Schwulsein als Gimmick in einer zynischen Cop-Komödie, in der zwei hammerharte Polizisten sich ineinander verlieben. Die schwächste Flanke des Festivals von Locarno unter Leitung eines dezidierten Genre-Liebhabers. Völlig unwürdig im Wettbewerb.
Kommentare zu „Von Luzifer bis zu Schwulen als Gimmick – Im Locarno-Fieber“
Melanie Orlovski
Herr Frédéric Jaeger,
ihre oberflächliche Meinung zum starken Locarno Kritiker Preis Gewinner LUZIFER kann in sämtlichen relevateren Kritiken unter folgendem IMDb Link nachgelesen werden: https://www.imdb.com/title/tt8174628/externalreviews?ref_=tt_ov_rt