Venedig 2018 - Die Filme
Neue Filme von Carlos Reygadas, Jennifer Kent, Shinya Tsukamoto, Luca Guadagnino, Alfonso Cuarón und László Nemes im Wettbewerb. Das Programm der 75. Filmfestspiele in Venedig auf einen Blick.
Wettbewerb
Eröffnungsfilm:
Damien Chazelle – First Man
Rick Alverson - The Mountain
Olivier Assayas - Doubles Vies
Jacques Audiard - The Sister Brothers
Ethan Coen, Joel Coen - The Ballad of Buster Scruggs
Brady Corbet - Vox Lux
Alfonso Cuarón - Roma
Paul Greengrass - 22 July
Luca Guadagnino - Suspiria
Florian Henckel von Donnersmarck - Werk ohne Autor
Jennifer Kent - The Nightingale
Yorgo Lanthimos - The Favourite
Mike Leigh - Peterloo
Mario Martone - Capri-Revolution
Robert Minervini - What You Gonna Do When the World's on Fire
László Nemes - Sunset
David Oelhoffen - Frères Ennemis
Carlos Reygadas - Nuestro Tiempo
Julian Schnabel - At Eternity's Gate
Gonzalo Tobal - Acusada
Shinya Tsukamoto - Killing
Außer Konkurrenz
Roberto Ándo - Una storia senza nome
Valeria Bruni-Tedeschi - Les estivants
Bradley Cooper - A Star is Born
Saverio Costanzo - L'amica geniale
Gastón Duprat - Mi obra maestra
Yervant Gianikian - Il Diario di Angela
Amos Gitai - A Letter to a Friend in Gaza
Amos Gitai - A Tramway in Jerusalem
Victor Kossakovsky - Aquarella
Emir Kusturica - El pepe, una vida suprema
Sergei Loznitsa- Process
Ron Mann - Carmine Street Guitars
Francesca Mannocchi, Alessio Romenzi - Isis, Tomorrow. The Lost Souls of Mosul.
Erroll Morris - American Dharma
Morgan Neville - They'll Love When I'm Dead
Pierre Schoeller - Un peuple et son roi
Gastón Solnicki - Introduzione all'oscuro
Pablo Trapero - La Quietud
Giorgio Treves - 1938 Diversi
Tsai Ming- Liang - Your Face
Orson Welles – The Other Side of the Wind
Frederick Wiseman - Monrovia, Indiana
Zhang Yimou - Shadow
S. Craig Zahler - Dragged Across Concrete
Orizzonti
Phuttiphong Aroonpheng - Manta Ray
Ivan Ayr - Soni
Emir Baigazin - The River
Álvaro Brechner - La noche de 12 años
Flavio Castro - Deslembro
Mahmut Fazıl Coşkun - The Announcement
Alessio Cremonini - Sulla mia pelle
Ciro D'Emilio - Un giorno all'improvviso
Mary Harron - Charlie Says
Mikhael Hers - Amanda
Soudade Kaadan - The Day I Lost My Shadow
Sarah Marx - L'Enkas
Natasha Merkulova, Aleksey Chupov - The Man Who Surprised Everyone
Garin Nugroho - Memories of My Body
Mostafa Sayyari - As I Lay Dying
Emanuele Scaringi - La profezia dell'armadillo
Yaron Shani - Stripped
Pema Tseden - Jinpa
Sameh Zsoabi - Tel Aviv on Fire
Giornate degli Autori
Elsa Amiel - Pearl
Claire Burger - Real Love
Félix Dufour-Laperrière - Ville Neuve
Bassam Jarbawi - Screwdriver
Joachim Lafosse - Keep Going
Li Cheng - JosŽ
Clara Linhart, Fellipe Barbosa - Domingo
Valerio Mieli - Ricordi?
Sudabeh Mortezai - Joy
Rithy Panh - Graves Without a Name
Yuan Quing - Three Adventures of Brooke
Nicole Palo - Emma Peeters
Sondervorführungen:
Hagar Ben-Asher - Dead Women Walking
Maria di Razza - Goodbye Marilyn
Alexander Kluge - Happy Lamento
Peter Medak - The Ghost of Peter Sellars
Pippo Mezzapesa - My Own Good
Herman Vaske - Why Are We Creative?
Francesco Zizola - As If We Were Tuna
Sconfini
Ramin Bahrani - Blood Kin
Giulio Base - Il banchiere anarchico
GIPI - Il ragazzo piú felice del mondo
Wilma Labate - Arrivederci Saigon
Terrence Malick - The Tree of Life (Extended Cut)
Sebastien Marnier - L'heure de la sortie
Amir Naderi - Magic Lantern
Francesco Patierno - Camorra
Critic's Week
Rahi Anil Barve, Adesh Prasad - Tumbbad (Eröffnungsfilm)
Saaed Al Batal, Ghiath Ayoub - Still Recording
Anna Eriksson - M
Andreas Goldstein - Adam und Evelyn
Hajooj Kuka - The Roundup
Letizia Lamartire - We'll Be Young and Beautiful
Ivan Salatic - You Have the Night
Alexia Walther, Maxime Matray - Blonde Animals
Abdelhamid Bouchnak - Dachra (Abschlussfilm)
Biennale College
Margherita Ferri - Zen sul ghiaccio sottile
Petra Szöcs - Deva
Emre Yeksan - Yuva
Kommentare zu „Venedig 2018 - Die Filme“
Barbara
Schön viele alte Bekannte, auf deren Filme ich mich freue, aber schon wieder die ebenfalls alte Leier: es scheint verdammt wenig Frauen zu geben, die interessante Filme machen, oder? 1 Film (von 25) im Wettbewerb, 1,5 (von 24) außer Konkurrenz, usw. Nur bei den Venice Days sieht die prozentuale Beteiligung ausgeglichener aus. Woran liegt's?
Frédéric
Das ist hier besonders frappierend. Meiner Einschätzung nach ist das ein riesiger Komplex, der in den Wettbewerben, soweit sie wie hier überwiegend als Showcase längst etablierter Namen und Bekanntheiten (Schauspieler werden zu Regisseuren, Stars unterstützen unbekanntere Filmemacher durch Hauptrollen) verstanden werden, sich besonders krass auswirkt. Männlich dominierte Netzwerke in Produktion und Finanzierung, Stereotype, die mit Männern Werte wie Durchsetzungskraft verbinden, die für Regie hilfreich sein sollen, die sich dann darin niederschlagen, wer überhaupt welche Chancen erhält, Filme zu machen. Und das zieht sich durch.
Festivaldirektoren, die ihre eigenen Privilegien wenig reflektieren und glauben, ihre eigenen Qualitätsstandards seien nicht (allzu sehr) von sozioökonomischen, geschlechtlichen etc. Hintergründen geprägt, spielen nicht unwesentlich mit rein. Und natürlich gibt es eine Reihe an männlich dominierten cinephilen und Distributions-Netzwerken, die den Festivals dann im Nachhinein Recht geben, indem sie bestimmte Filme weiter tragen und andere nicht. Vielleicht strapaziere ich den Begriff des Netzwerks etwas über, glaube nur weniger an die Gatekeeper-Theorie als an informellere Durchsetzung von Kunstwerken.
Mir ist völlig schleierhaft, warum Claire Denis und Mia Hansen-Love nicht in Venedig laufen, um nur zwei zu nennen, auf die ich besonders gespannt bin. Aber für Einzelfälle kann es immer Erklärungen geben. Das ist ja so frustrierend.
Michael
Ich vermute stark, dass Venedig gerne die neuen Filme von Denis und Hansen-Love zeigen würde, sich die Regisseurinnen aber bewusst für eine Weltpremiere in Toronto entschieden haben, weil das Festival mittlerweile halt doch das bedeutendere ist.
Frédéric
Ja, das kann schon sein, aber viele andere Filme laufen ja in Venedig UND Toronto.
Michael
Das stimmt schon. Ich weiß nicht, inwiefern das Verhandlungssache ist und eventuell auch vom Verleih abhängt. Aber Venedig erlebt ja schon seit längerer Zeit einen Bedeutungsverlust und zeigt halt doch überwiegend Filme, bei denen man sich vorstellen kann, dass sie entweder in Cannes abgelehnt wurden oder nicht rechtzeitig dafür fertig wurden. Ich finde, es passt irgendwie nicht ganz zum Festival, dass sie neue Filme von Denis, Hansen-Love oder auch Steve McQueen und Barry Jenkins aus künstlerischen Gründen ablehnen. Das soll jetzt aber auch nicht heißen, dass Venedig nur Resteverwertung ist. Tatsächlich ist der Wettbewerb schon auch weniger spießig als in Cannes. Dort wären Filme wie Miyazakis "The Wind Rises", Schraders "The Canyons" oder auch dieses Jahr der neue Tsukamoto nur schwer denkbar.
Frédéric
Vor allem sehe ich den Bedeutungsverlust bei den Neuentdeckungen unbekannter Regisseure, da könnte und müsste Venedig mehr machen, gerade beim Orizzonti. Auch was den Wettbewerb angeht ist vieles in den letzten Jahren eher middle brow gewesen.
Michael
Wobei ich - ohne mich auszukennen - auch nicht wüsste, welches große Festival eine gute Adresse für Neuentdeckungen ist. Cannes und Berlin wohl auch eher nicht, am ehesten wahrscheinlich noch Locarno.
Frédéric
Locarno klar, auch Berlin hier und da, Cannes zum Teil in der Semaine und der Quinzaine. Und unter Marco Müller im Orizzonti. Aber es gibt natürlich auch noch die vielen tollen kleineren Festivals, die das machen.