Retrospektive Jacques Rivette
Das Spiel kann beginnen: Im Oktober widmet sich das Berliner Arsenal dem Werk eines großen Virtuosen des Kinos.

Nicht selten gibt es im Kino von Jacques Rivette ein Geheimnis, das gelüftet werden muss. Im Jahr 1981 schickte der Filmkritiker und Regisseur etwa zwei bekannte Gesichter des internationalen Kunstkinos auf eine wilde Karussellfahrt. Gemeinsam machen sich Maria Schneider und Joe Dallessandro auf die Suche nach einer Frau namens Elisabeth und landen schließlich inmitten einer Verschwörung. Doch auch wenn Merry Go-Round (1981) in einem geradezu klassischen Showdown gipfelt, geht es Rivette doch stets mehr ums Suchen als ums Finden. Er zeigt sich zwar an Motiven des Genrekinos interessiert, weniger jedoch an dessen Handlungsökonomie. So dient das narrative Fundament vor allem als Träger von spielerischen Versuchsanordnungen, in denen sich Realistisches und Fantastisches durchdringen. Sehr schön lässt sich das auch in Unsterbliches Duell (Duelle, 1976) beobachten, einem vor der morbiden Großstadtkulisse von Paris angesiedeltem Fantasyfilm. Wie so oft bei Rivette flackert im Hintergrund die Wirklichkeit in Form von Nachtclubs und Parks auf, während auf der Vorderbühne ordentlich Theater gespielt wird. Zu sehen gibt es dort nicht weniger als ein Gefecht zwischen der Sonnen- und der Mondgöttin.

Das Berliner Arsenal widmet dem französischen Filmemacher im Oktober eine vollständige Retrospektive, bei der Bekanntes wie Paris gehört uns (Paris nous appartient, 1960) und Va Savoir (2001) zu sehen sein wird, aber auch eher Obskures. Wie bereits vor fünf Jahren am gleichen Ort steht auch das Serial Out 1, noli me tangere (1971) wieder auf dem Programm, das über Jahrzehnte in der Versenkung verschwunden war und mittlerweile bei Absolut Medien auf DVD erhältlich ist. In Berlin wird sowohl die vierstündige „Kurzfassung“ gezeigt, wie auch die dreizehnstündige Langfassung, auf 16mm sowie mit „Pausen, Snacks und durchgehendem Einlass“. Mit Sicherheit nicht die schlechtetste Art, seinen Sonntag zu verbringen.
Das gesamte Programm gibt es hier.
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