Filmförderung oder ihr Gegenteil?
Kann man über Filmförderung anders reden? Auf Einladung von Revolver Live und critic.de treffen sich am Samstag vier Leute im Roten Salon, die das gemeinsam versuchen wollen.

Gibt es so etwas wie das Gegenteil von Filmförderung? Wäre das Verhinderung, Verschlimmerung, Verschleppung? Anders gefragt: Wäre eine Verlosung von Mitteln manchmal besser als das, was Gremien da angeblich im Sinne des Kinos entscheiden? Über Projekte, die nie entstanden sind, lässt sich nicht so leicht sprechen. Aber wie steht es um solche, die es ohne Förderung geschafft haben? Manche Beispiele sind bekannt: Christoph Hochhäuslers Falscher Bekenner (2007) etwa, oder in jüngeren Jahren Der Bunker (2015), Silvi (2013) oder Der Nachtmahr (2015). Ganz zu schweigen von den Projekten, die nur an Kunst- und Filmhochschulen entstehen können. Wiederum andere wurden aus der Förderung in die Kunstwelt verdrängt, weil Film in manchen Institutionen lieber nicht als Kunst gilt.
Caroline Kirberg, die sowohl frei als auch für Pong Film produziert, kennt die Grenzbereiche zwischen Kunst, Spielfilm und Dokumentarfilm gut. Und navigiert zwischen den Erwartungen von Förderungen und Filmschaffenden. Produzent und Professor Martin Hagemann ist bekannt als Kritiker des bestehenden Fördersystems und wünscht sich mehr Automatismus auf der einen Seite und mehr persönliche Verantwortung von Förderkuratoren auf der anderen. Lars Henrik Gass stellt das System als Ganzes infrage. Gemeinsam mit dem Juristen Jascha Alleyne meint er: Schon rechtlich ist die Filmförderung ein Etikettenschwindel; was europarechtlich als Kulturförderung legitimiert wird, ist in Wirklichkeit Wirtschaftsförderung – eine ziemlich ineffektive noch dazu.
Moderiert wird das Gespräch von Frédéric Jaeger, der auf critic.de regelmäßig über Filmförderung geschrieben hat und das in seiner Kolumne auf Spiegel Online und für die Berliner Zeitung fortsetzt.
Wir laden herzlich zur Diskussion ein.
Samstag, 28.04.2018, 19 Uhr im Roten Salon der Volksbühne (Facebook-Event)
Revolver Live! (#53) und critic.de:
Filmförderung oder ihr Gegenteil?
Roter Salon, Diskurs, auf Deutsch, 8/6 €
50 Jahre staatlich organisierte Hilfe für Filme: Mit welchem System wird gefördert, was verhindert sie, was übersieht sie, was macht sie unsichtbar?
Lars Henrik Gass, Martin Hagemann, Caroline Kirberg und Frédéric Jaeger sprechen über Filme, die nicht entstehen konnten, systemische Probleme mit dem Filmförder-Fernseh-Komplex in Deutschland und die Möglichkeiten, die Filmschaffende, Produzenten und Kritiker haben, ein anderes Kino sichtbar zu machen.
Lars Henrik Gass war 1996/97 Geschäftsführer des Europäischen Dokumentarfilm Instituts in Mülheim an der Ruhr. Seit 1997 Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Kritiken, Essays und Vorträge zu Fotografie, Film und kulturpolitischen Themen. Lehraufträge zu Film und Kulturmanagement.
Martin Hagemann produzierte von 1990 bis 2006 mit zero film zahlreiche Spiel- und Dokumentarfilme für das Kino und Fernsehen. Seit 2006 Inhaber und Geschäftsführer der zero west filmproduktion und der zero fiction film. 2009 wurde Hagemann auf die Professur für Film- und Fernsehproduktion an der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ berufen.
Caroline Kirberg ist Produzentin und Filmemacherin im Grenzbereich Film und Kunst, u.a. für und mit Pong Berlin. M.A. Filmwissenschaften FU Berlin. Ihre freien Produktionen wurden auf internationalen Filmfestivals wie der Berlinale oder im Kunstkontext gezeigt. Lehraufträge an der UdK Berlin, HBK Leipzig, PMMC Halle, Merz Akademie Stuttgart.
Moderation: Frédéric Jaeger, Filmkritiker. Seit 2004 ist er Chefredakteur von critic.de. Regelmäßige Publikationen u.a. in der Berliner Zeitung und bei Spiegel Online. Seit 2013 ist er geschäftsführender Vorstand des Verbands der Deutschen Filmkritik. Seit 2015 ist er Künstlerischer Leiter der Woche der Kritik Berlin.
In Zusammenarbeit mit VariaVision.
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