Afrikamera 2020
Vom 17. bis 22. November findet das Berliner Festival für aktuelle afrikanische Filme coronabedingt online statt – mit einem Jubiläum und einem Klassiker des postkolonialen Kinos.

Anlässlich des 60. Jahrestages der Unabhängigkeit mehrerer afrikanischer Staaten widmet sich Afrikamera diesmal vor allem „gesellschaftlichen Umbrüchen und kolonialer Aufarbeitung“. Coronabedingt findet das Berliner Festival zwar diesmal nur online statt, kann dafür aber auch innerhalb ganz Deutschlands „besucht“ werden. Jeder Film ist für erschwingliche 4,50 Euro auf Vimeo verfügbar und wird oft auch von einem Q&A mit den Filmemachern ergänzt.

Das Programm versammelt wieder eine Reihe überwiegend aktueller Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme, von denen einige schon auf größeren Festivals zu sehen waren. Einer von ihnen ist der in einem Dorf der Basotho angesiedelte Eröffnungsfilm This Is Not a Burial, It’s a Resurrection, in dem sich eine 80-jährige Witwe aufs Sterben vorbereitet, dann aber noch Widerstand gegen einen geplanten Dammbau leisten muss. Präsentiert wird auch Karim Aïnouz’ neuer, auf dem Smartphone gedrehter und auf der Berlinale uraufgeführter Dokumentarfilm Nardjes A., der 24 Stunden im Leben einer algerischen Aktivistin zeigt. An den Nerven zehren dürfte der Nollywood-Thriller The Ghost and the House of Truth, der von einer Frau erzählt, die Versöhnungssitzungen zwischen Sträflingen und ihren Opfern betreut. Nachdem ihre Tochter verschwindet, wird sie selbst mit der Frage konfrontiert, was Vergebung bedeutet.

Sehr empfehlenswert ist Med Hondos Großproduktion Sarraouina (1986), die im Niger des späten 19. Jahrhunderts angesiedelt ist und sich um eine Herrscherin der Azna-Volksgruppe dreht, die sich gegen die französischen Besatzer auflehnt. Der im letzten Jahr verstorbene Hondo zählt zu den wichtigsten und prominentesten Vertretern des postkolonialen Kinos.
Das gesamte Programm gibt es hier.
Eine Einführung ins Werk von Med Hondo hier.
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