Raubritter - Die Geschichte von Ekkelins Knecht – Kritik
Das düstere Mittelalter in deutschen Walden. Nach dem regionalen Kinostart kann sich nun ganz Deutschland einen Eindruck vom ersten nationalen Ritterfilm seit Menschengedenken machen.

Der Einstieg ist vielversprechend: Blutüberströmt hetzt ein Mann am Ende seiner Kräfte durchs Gestrüpp, ehe er auf einer Lichtung innehält. Was folgt, ist die Bilanz dieses kurzen Lebens in Dienst und Rittertum.
Ekkelins Knecht, so der kurze Originalkinotitel, ist eine Obskurität. Auf dem DVD-Cover steht „Ein Peter Klewitz Film“ und nicht der Name des Regisseurs, Reinhard Kungel. Das hat durchaus seinen Sinn, denn Klewitz ist Ideengeber, Drehbuchautor, hat das gesamte Team zusammengestellt, inklusive Casting, den Film produziert und eine der beiden Hauptrollen übernommen.

Klewitz ist Journalist und Theaterregisseur, seine Leidenschaft gilt der Geschichtsschreibung, was man seinen Theaterinszenierungen und seinem Drehbuch anmerkt. Die Detailgenauigkeit, was Schauplätze, Kostüme und Mundart betrifft, verschlägt einem in Anbetracht eines so günstig, unter semi-professionellen Umständen realisierten Films geradezu den Atem. Wer sich für ein mögliches Lebensgefühl und soziale Umstände im Fränkischen um 1400 interessiert, stößt in Ekkelins Knecht auf eine Fundgrube. Für genreorientierte Zuschauer ist jedoch gleichzeitig ein Manko ausgemacht. Zu häufig leiden die Dramaturgie und die Figurenentwicklung unter dem historischen Korsett. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die sich einstellende inszenatorische Statik. Immer wieder fängt Regisseur Kungel bei Szenenwechseln die Landschaft und ihre Gemäuer ein, genauso häufig greift er bei dramatischen und aktionsgeladenen Augenblicken zur Zeitlupe.

Der Film will nicht wie seinerzeit Bresson die Leerstellen einer tradierten Geschichte erzählen, sondern durchaus im klassisch narrativen Sinne die Biografien Ekkelins und Konrads bebildern. Was ihn neben dem Abschied von Glanz und Glamour im Dekor dennoch mit Lancelot, Ritter der Königin (Lancelot du Lac, 1974) verbindet, ist sein Sperren gegen die Verknappung sozialer und historischer Prozesse. Ekkelins Knecht ist ganz deutlich zu lesen als ein politischer und aktueller Film, der sich mit gesellschaftlichen Umwälzungen und Prozessen beschäftigt. Im Beharren auf diesem Punkt und im Rückblick gerade auf Bresson hätte die Ritterballade vielleicht, vor allem inszenatorisch, noch viel radikaler gestaltet werden müssen. Denn im Rückgriff auf mystische und heroische Formen beschwört Ekkelins Knecht selbst den Vergleich mit Hollywood-Historienschlachten neuester Couleur herauf, zu denen er sich optisch natürlich wie ein Karl-May-Festspiel verhält.
Insofern ist ein solch eigenwilliges und mutiges Projekt, das hierzulande seinesgleichen sucht, vermutlich gerade auf DVD eine Entdeckung wert, fernab vom großen Kino, das es nicht sein kann und ja auch nicht sein will.
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Kommentare
Jäger
Endlich ein Film, der in seiner Form authentisch und gleichzeitig nah an der Realität ist. Daumen hoch, 5 Sterne!!
Meier Rudolf
War ne super Zeit bei den Dreharbeiten dabei zu sein .
2 Kommentare