Despereaux - Der kleine Mäuseheld – Kritik

Computeranimationsfilme für Groß und Klein erfreuen sich größter Beliebtheit. Despereaux ist das aktuellste Beispiel für das kassenträchtige und noch verhältnismäßig junge Genre des Hollywoodkinos.

Despereaux

Das verwunschene Königreich in Despereaux – Der kleine Mäuseheld (The Tale of Despereaux, 2008) könnte aus einem Grimm’schen Märchen stammen. Dazu gesellen sich in dem Computeranimationsfilm, der auf dem Kinderbuch Despereaux: Von einem, der auszog das Fürchten zu verlernen (The Tale of Despereaux: Being the Story of a Mouse, a Princess, Some Soup, and a Spool of Thread, 2003) basiert, noch eine intelligente Ratte mit dem Gaumen eines Gourmets und eine mutige Maus mit überproportional großen Ohren. Aus Sicht des Filmstudios Universal bot die literarische Vorlage anscheinend ausreichend Stoff, um deren aufwändige, mit einer Starriege gespickte Umsetzung, in der Dustin Hoffman, Matthew Broderick und Kevin Kline den Figuren ihre Stimme leihen, zu rechtfertigen.

Despereaux

In der Originalfassung erzählt Sigourney Weaver aus dem Off das Märchen, in dem ein König in eine tiefe Depression fällt, nachdem seine Gemahlin an einem Herzstillstand stirbt. Es handelt sich um die Folgen eines Schocks, den die Königin erleidet, nachdem sie eine Ratte in ihrer Suppe entdeckt. Dummerweise geschieht dieses Unglück am „Tag der Suppe“, dem wichtigsten Feiertag im Königreich, der alljährlich mit Volksfestcharakter zelebriert wird. Der sich grämende König verbietet fortan das Zubereiten von Suppen und verbannt sämtliche Ratten aus seinem Reich. Leidtragende sind jedoch nicht die Nager, die sich längst in einer unterirdischen Enklave eingerichtet haben, sondern die Bevölkerung und die junge Prinzessin Pea, denn ohne Suppe ist dem Königreich die Lebensfreude abhanden gekommen, und dunkle Wolken trüben seit dem Ausspruch des Verbots den Himmel.

Despereaux

Getrennt von der Rattenwelt befindet sich auch eine Mäusewelt unter der Erde. Von hier stammt der Titelheld Desperaux, der wegen seines Muts unter seinen von Natur aus furchtsamen Artgenossen als Misfit gilt. Aus diesem Grund wird er schließlich auch aus der Gemeinschaft verbannt. Doch wie ein echter Held ist Despereaux zu Größerem berufen, als ein Leben als Ausgestoßener zu fristen. Das niedliche Mäuschen sieht sich in der Pflicht, das Königreich von dem Fluch der kollektiven Depression zu befreien.

Viele Jahre nachdem Pixar mit Toy Story (1995) Mitte der 90er Jahre die Bühne betrat und Dreamworks (Antz, 1998) wie auch Blue Sky Studios mit 20th Century Fox (Ice Age, 2002) nachzogen, versucht nun Universal mit Despereaux auf dem lukrativen Markt des 3D-Computeranimationsfilms Fuß zu fassen. Leider macht die Produktion nur allzu sehr deutlich, dass es nicht ausreicht, Stars hinter dem Mikrofon zu versammeln, um einen abgerundeten Familienspaß abzuliefern.

Despereaux

Bereits Pixars erster Langfilm hatte gezeigt, dass jene Sparte des Trickfilms das Mainstream-Kino um nie dagewesene Formen visuellen Erzählens bereichern kann. Doch der gelungene kreative Umgang mit digitalen Weltprojektionen öffnet nicht nur neue Horizonte, sondern bringt auch so manche Falle mit sich. Dies zeigte etwa ein Film wie Robots (2005), der zwar mit visueller Finesse digital simulierte Objekte und künstlich erschaffene Räume in kinetischen Kompositionen arrangierte, jedoch die anspruchsvollste Aufgabe der Charakteranimation, nämlich den Figuren Leben einzuhauchen, aus den Augen verlor. Despereaux scheint die Fallen des Formats umschiffen zu wollen, indem nur in Ansätzen versucht wird, das Potenzial visuellen Erzählens mit computergenerierten Bildern auszuschöpfen. Mit Ausnahme einiger Szenen bleibt Despereaux den Erzählmodi des klassischen 2D-Animationsfilms verhaftet. Eigentlich wäre dies dem Film an sich nicht als Versäumnis vorzuwerfen, wenn es sich bei den bisweilen schön anzusehenden Texturen und den an der Buchmalerei der Brüder von Limburg angelehnten Hintergründen um ein selbsttragendes Konzept handeln würde. Doch zeugen gerade die seltenen und handwerklich sehr wechselhaft umgesetzten Versuche, Wahrnehmungswelten mittels einer computergenerierten Raumillusion zu erschaffen, von einem eher unausgegorenen Umgang mit den technischen Möglichkeiten des Mediums. Dazu kommt, dass auch die Charakteranimation mal mehr, mal weniger präzise umgesetzt ist.

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Auch die vielen Déjà-vus, die Despereaux dem Zuschauer bereitet, lassen sich nicht als selbstbewusster Umgang mit dem Erbe des Animationsfilms deuten. Figurenkonzepte aus Dumbo, der fliegende Elefant (Dumbo, 1941), Feivel, der Mauswanderer (An American Tail, 1986) und aus Pixars Ratatouille (2007) finden sich in Despereaux als Versatzstücke des Genres wieder und werden lediglich schemahaft eingebunden. Auch hier scheint der Film durch das Verwerten von Altbewährtem auf Nummer sicher gehen zu wollen. Doch selbst die konventionell gestrickte Geschichte um den kleinen Mäusehelden kann den Film nicht tragen, was sich spätestens beim Verpuffen des Finales bemerkbar macht.

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Filme wie Dreamworks’ Kung Fu Panda (2008) oder Pixars Wall-E (2008) haben zuletzt gezeigt, wie souverän mit dem technischen Gestaltungspotenzial digitaler Bildwelten umgegangen werden kann, da es dort nicht allein im Dienst der Narration steht, sondern auf äußert kreative Weise selbst Teil der filmischen Erzählstrategien wird. Dagegen sieht Despereaux im wahrsten Sinne des Wortes „alt“ aus.

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Kommentare


Barbara

Dieser Kritik kann ich nur voll zustimmen. Ich habe mir nachdem ich die Vorschau gesehen habe, sehr viel von diesem Film versprochen und bin sehr entäuscht. Der Film hat noch nicht mal ansatzweise den erwarteten Charme. Er ist nicht witzig und es gibt noch nicht mal Schmunzelstellen. Die menschlichen Figuren sehen total hölzern aus und überzeugen in keinster Weise. Despereaux ist niedlich anzusehen und das war es auch schon. Für die ganz Kleinen mag der Film noch süß sein, aber er ist absolut nicht mit den großen Filmen wie Ratatouille, Shrek oder Findet Nemo zu vergleichen. Schade.






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