Bank Job – Kritik

Prinzessin Margaret vergnügt sich beim karibischen Dreier, und die Gangster sind Gentlemen mit Familiensinn. Roger Donaldsons Heist-Film über einen legendären Londoner Bankraub bietet mehr entspannte Unterhaltung als königlichen Spaß.

Bank Job

Das Herz jedes Heist-Films sollte die Inszenierung des Raubüberfalls sein. Die halbstündige Sequenz in Jules Dassins Klassiker Rififi (Du Rififi chez les hommes, 1955) ist wohl bis heute unerreicht. Aber auch im Vergleich mit jüngeren Vertretern des Genres wie Steven Soderberghs Ocean’s Eleven (2001), David Mamets Heist – Der letzte Coup (Heist, 2001) oder Spike Lees Inside Man (2006) fällt die Planung und Ausführung des Bruchs in Bank Job (The Bank Job) enttäuschend beliebig und unspektakulär aus.

Gebrauchtwagenhändler mit Finanznöten Terry Leather (Jason Statham, Crank, 2006) gräbt hier mit seinem Team aus Kleinkriminellen einen Tunnel unter einem Hähnchenrestaurant entlang ins Innere der Londoner Lloyds Bank, in deren Schließfächern sich ein millionenschwerer Inhalt aus Geld und Juwelen befinden soll. Zwischendurch wird sich Verpflegung beim Lieferservice bestellt, aber mitschaufeln, -schwitzen oder -fiebern lässt Regisseur Roger Donaldson (Mit Herz und Hand, The World’s Fastest Indian, 2005) den Zuschauer dabei kaum.

Bank Job

Was die Bande nicht weiß, ist, dass sie von Leathers alter Flamme mit selbstredendem Namen Martine Love (Saffron Burrows) eigentlich angeheuert wird, um prekäre Fotos aus den Fächern zu entwenden, die für die königliche Familie und ranghohe Politiker mit SM-Vorlieben von kompromittierender Bedeutung sind. Im Hintergrund ziehen Pornokönig (David Suchet), schwarzer Revoluzzer (Peter De Jersey) und britischer Geheimdienst die Fäden, in denen sich die ahnungslosen Kumpane zunehmend verheddern.

Bank Job ist eher gemächlicher Thriller mit vereinzelten Humoreinlagen als temporeicher und präzise ausgetüftelter Heist. Locker basierend auf dem so genannten „Walkie-Talkie-Einbruch“ von 1971, überzeugt er vor allem in seiner stilsicheren Wiedergabe der frühen siebziger Jahre und der geschickten Verflechtung verschiedener Erzählstränge, die für eine durchgängige, wenn auch nicht allzu straffe Spannung sorgen und zum Finale stimmig zusammengeführt werden.

Bank Job

Der gebürtige Australier Donaldson, der den Großteil seiner Werke in den USA gedreht hat und für das seichte Tom-Cruise-Vehikel Cocktail (1988) gleichermaßen verantwortlich ist wie für den soliden Politthriller Thirteen Days (2000), zeichnet sich vorrangig als handwerklich versierter, weniger als innovativer und risikofreudiger Regisseur aus. Etwas mehr formale oder dramaturgische Waghalsigkeit, den Mut zum Unterschied und Besonderen, hätte Bank Job vielleicht gut getan. Das Resultat ist ein netter Verbrecherfilm, ausgeführt mit routiniertem Understatement.

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