Australia – Kritik

Aufs Neue inszeniert Baz Luhrmann einen opulenten Bilderreigen mit großen Gefühlen. Diesmal schickt er Nicole Kidman als blasierte Aristokratin ins Outback.

Australia

Sieben Jahre sind mittlerweile vergangen seit Baz Luhrmanns letztem Film, dem Vaudeville-Spektakel Moulin Rouge (2001). Der Film markierte den Abschluss einer mit Strictly Ballroom (1992) begonnenen und mit Romeo und Julia (1996) weitergeführten Trilogie; sein neuer Film Australia steht ganz im Zeichen eines Neuanfangs. In der Tat überrascht es, dass sich ausgerechnet ein der Bühnenhaftigkeit und Künstlichkeit verschriebener Regisseur plötzlich einem realistischen Sujet zuwendet. Der Film basiert auf zwei historischen Ereignissen in Australien während des Zweiten Weltkrieges: zum einen dem Angriff der japanischen Kampftruppen auf die Küstenstadt Darwin im Jahr 1942, zum anderen der Umerziehung vieler Aborigine-Kinder nach nach den Werten der Einwanderer. Beide Motive spielen in dem opulenten Ausstattungsfilm aber dann nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Die Handlung setzt bereits drei Jahre vor dem Angriff der Japaner ein. Die Britin Lady Ashley (Nicole Kidman), eine blasierte Zicke, reist Hals über Kopf nach Australien, weil ihr dort auf einem riesigen Weideland hausender Gatte eine Affäre mit einer anderen Frau haben soll. Kaum angekommen, muss sie auch schon feststellen, dass ihr Mann ermordet wurde und es der Rinderbaron King Carney (Bryan Brown) auf dessen Land und Herde abgesehen hat. Gemeinsam mit dem Viehtreiber Drover (Hugh Jackman) und dem Halb-Aborigine Nullah (Brandon Walters) kämpft Lady Ashley für Gerechtigkeit und entwickelt sich langsam zu einem besseren Menschen.

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Australia beginnt als überdrehte Klamotte in historischen Kostümen und schöpft sein Witzpotenzial vor allem aus der Konfrontation der unterkühlten Aristokratin mit den rauen Sitten des Landes. Die Hassliebe zwischen Lady Ashley und dem Outback-Casanova Drover ist Anlass für eine Reihe hysterischer Slapstickeinlagen, in denen sich die Protagonistin ausgiebig lächerlich macht. Erst als Nullahs Mutter durch einen Unfall stirbt und Lady Ashley King Carney als Bedrohung erkennt, schlägt der Film ernstere Töne an. Verlor sich Luhrmann zuvor in seiner Faszination für Ausstattung und die Landschaft Australiens, so konzentriert er sich nun zunehmend auf die Handlung. Durch die straffere Erzählweise gewinnt der Film dann auch an Spannung.

Obwohl Luhrmann seinen Film mit Text-Inserts über die Bombardierung Darwins und das Schicksal der „verlorenen Kinder“ einschließt, bringt er diesen Motiven, wie gesagt,  letztlich wenig Interesse entgegen. Australia erzählt kaum von dem realen Land, sondern präsentiert eine aus Klischees und Genre-Versatzstücken von Western und Liebesschnulze konstruierte Fantasiewelt, in der die historischen Verweise wie verzweifelte Versuche erscheinen, das sinnfreie Spektakel mit sozialer Relevanz aufzuladen. Trotz Originalschauplätzen wirkt Australien hier wie eine Fototapete und die Kultur der Aborigines wie kitschige Folklore mit ein wenig esoterischem Hokuspokus. Der kleine Nullah muss immer dann herhalten, wenn der Niedlichkeitsfaktor von Kindern gebraucht wird oder gezielt auf die Tränendrüse gedrückt werden soll.

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Hat sich Luhrmann zu Beginn noch ausgiebig über seine Hauptfigur lustig gemacht, so stilisiert er sie im weiteren Handlungsverlauf immer mehr zu einer Heiligen, die einen selbstlosen Kampf gegen soziale Schranken führt. So möchte sie nicht nur den Jungen in die australische Gesellschaft integrieren, sondern auch eine Brücke zwischen dem geerdeten Drover und der in Darwin ansässigen Upper Class schlagen. Bei den Bemühungen seiner Protagonistin bedient sich Australia der klassischen Erzählweise des Melodrams: Lady Ashley führt lange Zeit einen scheinbar erfolglosen Kampf gegen die Grausamkeit und Vorurteile ihres Umfeldes. In diesem Zusammenhang könnte man die visuelle Künstlichkeit des Films als eine konsequente Weiterführung der Ästhetik von Douglas Sirk sehen. Auch Sirk inszenierte in seinen Melodramen kämpferische Frauenfiguren in einer stilisierten Kunstwelt. Anders als Luhrmann nahm dieser seine Figuren jedoch von Anfang an Ernst.

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Luhrmann setzt Kitsch so ein, dass stets eine ironische Distanz vermittelt wird. Hugh Jackman etwa verkörpert das Idealbild ursprünglicher Männlichkeit. Wenn Luhrmann in einer Szene zeigt, wie Drover sich abends wäscht, sexualisiert er seinen muskulösen Körper derart, dass es nur parodistisch verstanden werden kann. Gerade mit seinen drei Stunden Laufzeit, die deutliche Längen aufweist, hätte Australia gut daran getan, weniger mit Genres zu jonglieren und selbstreferenzielle Spielchen zu treiben und sich stattdessen mehr dem Melodrama zu widmen.

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Kommentare


Max

Plumpe Dialoge, die Handlung erinnert eher an eine sinnlose Aneinanderreihung von Einzelszenen, die Liebesgeschichte a là Hollywood wirkt zu inszeniert, der ganze Film ist durchsichtig und zeigt viele Längen. Ein leider misslungener Versuch ein Melodram mit Mainstream-Kino zu vermischen.
Fazit: Grottenschlecht! Da ist selbst ein Abend vor dem Fernseher ratsamer...


aqua

Ich habe den Film in Teilen auf einem Transatlantikflug gesehen und muss sagen "Gott sei Dank", denn ich habe dafür nicht unnötig Geld ausgegeben. Das Niveau erinnert sehr stark an deutsche Historien-Fernseh-Dreiteiler, in denen die üblichen Verdächtigen Kostümen aber ohne jede Glaubwürdigkeit. Wenn Lady Ashley an Tag 1 mit Tropennetzhut ankommt und Angst vor der Wildnis hat und an Tag 5 als Cowgirl nach Darwin reitet ist das einfach unglaubwürdig. Als zweiten Punkt kann man die "Todesrate" kritisieren: innerhalb von gefühlten 10 Minuten und 3 Handlungstagen sterben (unnötig) 2 der Protagonisten ohne dass bei den restlichen eine Trauerregung zu entdecken wäre, sie sind weg und die Handlung geht weiter. Als den entscheidenen Logikfehler muss man den Tod von Lady Ashleys Mann werten. Dieser wird in den ersten Minuten vom Größvater des Jungen Helden ermordet während er seine eigenen Rinder auf das Land des verhassten Konkurenten treibt. Die Begründung dafür ist, weil er ein böser weißer Mann ist. Beides ist nicht logisch, warum schafft er seine eigenen Rinder zum Feind und warum wird er von dem gleichen Mann ermordet, der Lady Ashley durch die Wüste führt. Man merkt bei dieser konstruierten Situation, dass man den Ehemann irgendwie tot bekommen musste, damit die Liebesbeziehung mit dem rohen Cowboy möglich wird.
Fazit: Ein völlig unglaubwürdiger Film voller logischer Fehler, nicht empfehlenswert.


HAns

Leider muss ich sagen dass der Film eine große Enttäuschung für mich darstellte. Er war fade wie 10 Tage altes Brot und sah auch so aus.NICHT ZU EMPFEHLEN. Hugh Jackman mach weiter Wolverine!!!


Swindirhos

Oh je. Wenn Leute, die Dialogen mit Aussagen zwischen den Zeilen nicht zu folgen vermögen, sich hinterher über nicht vorhandene Zusammenhänge beschweren, weiß man, wie diese Kritik zu bewerten ist. Nicht Nullahs Großvater ist Lord Maitland Ashleys Mörder, sondern Hauptbösewicht Fletcher. Das wird recht bald nach dem Mord klar und gegen Ende des Films auch unmißverständlich bestätigt. Logisch ist dieser Mord auch, weil Lord Ashley vorhatte, King Carneys Monopol auf australisches Rindfleisch zu brechen. Was seine Frau dann dennoch schafft.

Ja, der Film ist etwas ... ähm, unregelmäßig gestrickt. Ja, er ist voller Klischees und drückt systematisch u.a. auf Mutterherzens Tränendrüse. Ja, die CDI-Bearbeitungen waren etwas plump und oft unnötig. Nein, Nicole Kidman zählt in meinen Augen nach wie vor nicht zu den großen Darstellerinnen. Sie ist eigentlich immer nur Nicole Kidman (Ausnahme: als Virginia Woolf), genau wie Tom Cruise eigentlich immer nur Tom Cruise spielt (Ausnahme: Magnolia).

Aber sooo grottenschlecht ist der Film nun wieder nicht. Wer sieht sich denn bitte einen Baz-Luhrmann-Film an und erwartet Realismus, bitteschön? Nach allem, was er bis her abgeliefert hat? Es geht immer um großes, lustvolles, knallbuntes Kinogefühlsdrama ohne Rücksicht auf irgendwelche Verluste. Love it or hate it. Von Romeo and Juliet bis Australia konsequent eine Linie. Wo Baz Luhrmann drauf steht, ist zuverlässig Baz Luhrmann drin. Man weiß, was man serviert kriegt. Und die wenigsten Zuschauer werden gezwungen, sich den Streifen anzuschauen.


Erich Peter

Ein langer Kommentar eruebrigt sich, weil dem Streifen sonst ein Zuviel an Wichtigkeit zukaeme. Er ist-wie in anderen Kommentaren festgestellt-voller Klisches, Vorhersagbarkeiten und unglaubwuerdiger Zusammenhaenge. Er zerrt Mystizismus herbei, auf den jeder weisse Australier pfeift, weil man Aborigenes wegen ihrer Haesslichkeit als Untermenschen betrachtet. Die Kidman ist eine unbegabte Schauspielerin, deren Verdingung hauptsaechlich auf ihren Good Looks und Beziehungen beruht. Ein unnoetiger Film, beim Zeus.






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