The Village - Das Dorf – Kritik

Noch herrscht Frieden zwischen Kreaturen und Dorfbewohnern. Doch als Lucius Hunt (Joaquin Phoenix) den furchteinflößenden Wald, Territorium der unbekannten Wesen, durchschreiten möchte, tauchen schreckenserregende Zeichen im Dorf auf. Letztlich entscheidet sich die blinde Ivy (Bryce Dallas Howard), um seinetwillen die Konfrontation zu wagen.

The Village

„There are secrets in every corner of this village“. Lucius traut der vermeintlichen Idylle in seinem Heimatdorf nicht. Als der Sohn des Bürgermeisters stirbt, bricht Lucius mit den Traditionen der Gemeinschaft. Er möchte durch den Wald marschieren, um Medizin aus der Stadt zu holen. Dort leben allerdings furchtbare Kreaturen, die tunlichst darauf achten, dass die Grenzen zwischen ihrem und dem Territorium der Dorfbewohner eingehalten werden. Als der einfältige Noah eben jene Grenzen überschreitet, wird prompt eine Kreatur gesichtet, die Zeichen hinterlässt, welche unmissverständlich als Warnung zu verstehen sind. Mit der zunehmenden Verunsicherung der Dörfler bröckelt die Fassade mehr und mehr. Neben Lucius scheint ausgerechnet die blinde, ihm zugetane Ivy als einzige den Durchblick zu bewahren. Doch mit beider Annäherung bricht endgültig das Unglück über The Village ein. Von nun an sind die ruhigen Tage gezählt...

Shyamalan beginnt seinen sechsten Film mit einer Kamerafahrt die Baumwipfel hinauf, erinnernd an den Beginn des deutschen Klassikers Es geschah am helllichten Tag (1958), von dem der Autor Dürrenmatt meinte, er sei eine Geschichte über Wälder. Shyamalans Film ist ebenfalls eine Studie über Wälder und Ängste, die sie in Menschen auslösen, über Gewalt, die Menschen an diesen Grenzen der Zivilisation ausüben. Der Kamerafahrt folgt ein Zoom und schnell hat der Regisseur die Weichen gestellt für seinen Horror, den die Kamera strukturiert. Sein Metier ist der Psychothriller, dessen Ziel, den Zuschauer mit seinen Urängsten zu konfrontieren. In diesem Genre kommen der Kamera und insbesondere dem Zoom eine entscheidende Rolle zu.

The Village

In Vertigo (1958) entwickelte Hitchcock eine Kombination aus Kamerafahrt und Zoom, mit der es ihm gelang, die ultimative Verunsicherung darzustellen. Zwei Jahre später schuf er mit Norman Bates die erste populäre Serienmörderfigur der Filmgeschichte, kongenial verkörpert durch Anthony Perkins. Es scheint, als habe auch Shyamalan in Joaquin Phoenix den idealen Darsteller für seine geheimnisvollen Hauptfiguren gefunden. Musste der sich noch in Signs (2002) mit der Rolle als Mel Gibsons CoStar begnügen, darf er nun als Lucius sein immenses Potential voll ausschöpfen. Phoenix, so viel steht fest, wird in Hollywood-Produktionen nie den klassischen Helden geben, er ist abonniert auf gebrochene Charaktere, wie in The Yards oder Gladiator (beide 2000). Auch sein Lucius ist ein Anti-Held: schweigsam, verschlossen, undurchsichtig. Über zwei Drittel des Films scheint es, als passe sich der Regisseur seiner Figur an: die Kamera dominiert mehr noch als in seinen vorherigen Filmen. Der dafür verantwortlich zeichnende Roger Deakins, sowohl bei den Coen-Brothers als auch bei Scorsese und Sayles erprobt, schafft es, die Natur vor seiner Linse in mythische Räume zu verwandeln, wie man es sonst beinahe nur aus Filmen Tarkowskys kennt.

Die spärlichen Dialoge treten in den Hintergrund und Shyamalans elegante, streng komponierte Bildsprache entwickelt in ihrer bekannten Langsamkeit und Zurückhaltung eine extreme Sogwirkung. Dabei scheint er sich in der Inszenierung selbst einen Reduktionismus auferlegt zu haben, der den Entbehrungen der Bewohner in The Village äquivalent ist. Diese unprätentiöse und unaufgeregte Inszenierung erinnert in ihrer Eleganz an das kürzlich gelaufene Altersmeisterwerk Mystic River des Hollywood-Veteranen Clint Eastwood.

The Village

So scheint es über weite Strecken des Films, als habe Shyamalan sein Talent endlich zur vollen Entfaltung gebracht und einen über die Genregrenzen herausragenden Film produziert. Doch gerade in diesem Produzieren mag die Crux liegen. Schon in seinem ersten Box Office Hit The Sixth Sense (1999) zeichnete Shyamalan neben der Regie auch für das Buch verantwortlich, seit dem darauffolgenden Unbreakable (2000) übernimmt der gebürtige Inder auch die Verantwortung als Produzent. Dabei scheint es ihm notwendig, seinem Erfolgskonzept, das die bisherigen drei Produktionen weltweit an die Spitze der Kinocharts hievte, zu folgen. Besagte vier Filme weisen alle eine Länge zwischen 106 und 108 Minuten auf, weshalb das epische Element von The Village am Ende auf der Strecke bleibt: die vielen hochkarätig besetzten Nebenfiguren mit ihren Konflikten bleiben im Schatten des für Shyamalan obligatorischen letzten Twist. Diesem, gleichbedeutend mit dem Metageheimnis, fallen alle vorher angedeuteten einzelnen Mysterien zum Opfer. Dadurch verzichtet der Regisseur in seinem neuesten Werk wie eigentlich in jedem seiner Filme im Endeffekt auf Plausibilität und Homogenität. Daraus resultiert ein unökonomischer und letztlich enttäuschender Film. Die Figuren werden zunehmend geschwätzig, ohne dass wir Neues über sie erfahren würden.

Wie bei allen bisherigen Shyamalan-Filmen beschleicht einen am Ende das Gefühl, einem hochtalentierten Handwerker zugeschaut zu haben, dem es einfach nicht gelingt, sein Potential auszuschöpfen, da er seinem persönlichen Produktionskonzept zu viele Konzessionen macht. Es bleibt zu hoffen, dass Shyamalan irgendwann vielleicht etwas Neues wagt, womöglich gar in einem anderen Genre. Doch es bestehen berechtigte Zweifel, denn ihm fehlt genau, was Lucius auszeichnet: Wagemut.

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Kommentare


Sami

Es darf hinzugefügt werden, dass Shyamalans Hofkomponist James Newton Howard für einen guten Anteil der stimmungsvoll-mystischen Atmosphäre verantwortlich zeichnet. Die hypnotischen Violin-Soli,gespielt vom Vanessa-Mae-Klon Hilary Hahn durchziehen einen Großteil des Films und heben sich in ihrem eleganten, leicht an Vaughan-Williams angelehnten Klassik-Stil angenehm von der neuzeitlichen Dumpfsoße eines Hans Zimmer(s. "King Arthur") ab und gehören zu den wenigen filmmusikalischen Hoffnungsschimmern, nachdem die Granden der Branche(Jerry Goldsmith und Elmer Bernstein) sich leider auf ewig von uns verabschiedet haben.
Selbst wem der Film zu lang ist für eine "Twilight-Zone"-Episode, die Musik lohnt auf jeden Fall.


Mani

Ich find der Film ist genial,
obwohl man sich was anderes erwartet.

Die Musik ist hervorragend, die Geschichte genial, Schauspielerische Leistung echt spitze

Echt empfehlenswert


nagel, reiner johannes

wenn ein filmkritiker nie die grenzen seines landes ueberschritten hat und das fuehlen einer anderen nation erlebt hat, so ist er nur schwerlich in der lage zu erkennen, dass andersartige schoepfungen andersartiges denken erfordern. THE VILLAGE ist ein hervorragendes filmisches werk, dass einen anderen blick erfordert. wenn der betrachter nicht erkennen moechte, dass er im kino unsere welt verlaesst, dann sollte er nicht hingehen. THE VILLAGE vereint auf meisterhafte weise die kunst der regie und der audiovisualitaet. wunderbar komponierte musik unterstuetzt jedes bild und jedes gefuehl. die fotografie ist meisterhaft durchgefuehrt. selten wird soviel ruecksicht auf unser farbempfinden genommen wie in ROGER DEAKINS bildgestaltung.


Demu

Langsam hör ich mit dem Filmkritik lesen auf. Nur Mist was die da verzapfen, toller Film fand ich, aber manchen ist nichts gut genug


newman

Ich les überall nur schlechte Kritiken. Welchen Film haben denn die ganzen kritiker gesehen, bin ich so anders, dass ich den Film und seine Andersartigkeit liebe, oder sind die selbsternannten Kritiker so blind?


Ist doch egal

Schrecklicher Film langatmig wenn Spannung aufgebaut wird so wird sie zugleich in der nächsten Szene zerstört. Zudem lässt sich die ganze Story auch in 2 minuten erzählen. In diesen Fall muß leider den Kritikern zustimmen. Todlangweiliger Film der zu gut besetzt worden ist aba auch die großartigen Schauspieler nichts reißen nichts raus flache Story und langatmig.


BOND

Ich weiss garnicht was man noch alles von einem Film erwarten kann. Ich kann die kritiker leider auch nicht verstehen. Mir kam es so als ob ich ein schönes Buch gelesen hätte.
Kann ich nur empfehlen






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