Kung Fu Killer – Kritik
Mit einem Hauch von Wehmut feiern Teddy Chan und Donnie Yen den Kung-Fu-Film.

Während bei manchen Filmen nach der Sichtung immer noch die Frage bestehen bleibt, was der Titel eigentlich mit dem Gesehenen zu tun hat, hält Teddy Chan den Namen seiner neuesten Produktion so nah wie möglich am Plot. Kung Fu Killer erzählt – und in dieser Schlichtheit ist der Titel schon wieder betörend – von einem Kung Fu Killer. Nach einem persönlichen Verlust will Fung Yu-Sau (Wang Baoqiang) dem Makel einer Fußbehinderung zum Trotz der beste Kung Fu Kämpfer werden, und zwar der beste in allen Teildisziplinen, vom Hand- über den Fuß- bis zum Schwertkampf. Der Weg dahin führt über Einzelduelle auf Leben und Tod mit den jeweiligen Großmeistern, und so hinterlässt Yu-Sau eine Blutspur durch Hong Kong, die die Polizei nicht so recht zu deuten weiß. Deswegen bietet der ehemalige Polizeiberater und mittlerweile wegen Totschlags inhaftierte Hahou Mo (Donnie Yen) seine Hilfe an, denn als ehemaliger Martial-Arts-Großmeister hat er das Muster der Morde schnell durchschaut.
Kung Fu von der Stange oder essenzielle Reduktion?

Auch wenn der Vorspann, für den David Finchers Sieben (Seven, 1995) Inspiration gewesen sein könnte, die Umsetzung eines psychologisch durchtriebenen Masterplans andeutet, bleibt der Handlungsverlauf letztlich doch recht simpel, es geht im Wesentlichen von einem Gegner zum nächsten. Fung Yu-Sau ist dabei Hahou Mo immer einen Schritt voraus, bis die beiden sich schließlich im Finale als Endgegner gegenüberstehen. Um die Geradlinigkeit etwas zu durchbrechen, wird bei den Duellen das Ursache-Wirkung-Prinzip umgekehrt. Meist entdecken die Ermittler erst die Leiche, dann wird in fragmentarischen Flashbacks der Todeskampf gezeigt. Zwischendrin darf natürlich auch Hahou Mo demonstrieren, was er im Repertoire hat, etwa wenn er sich zu Anfang gleich durch ein ganzes Dutzend Mitgefangener prügelt, als wäre dies seine morgendliche Fitnessübung.

Je nach Affinität für dieses Genre und Erfahrungsgrad in diesem, kann man Chans aktuellen Beitrag als routinierte, vielleicht sogar redundante Standardproduktion betrachten, wie sie in regelmäßigen Abständen auf den Markt kommt – oder als eine Konzentration aufs Wesentliche: kunst- und kraftvoll durch den Raum wirbelnde Körper in wuchtigen Bildern. Mehr noch als durch die Choreografie will Kung Fu Killer durch die Settings, in denen die Kämpfe stattfinden, imponieren, wie etwa auf fahrenden Jet Skis oder auf einer riesigen Skelettskulptur. Der finale Fight ereignet sich mitten auf einer von Autos und LKWs befahrenen Schnellstraße. Scheint diese Idee auch besonders vielversprechend, wird die sonst so rasante Bewegungsdynamik hier leider durch das allzu deutlich erkennbare Blue-Screen-Verfahren gehemmt.
Ein Stelldichein des Kung-Fu-Films

Als weitere Kulisse dient der Drehort eines innerdiegetischen Kung-Fu-Films, an dem Fung Yu-Sau mit einem der Großmeister, der hier als Stuntkoordinator tätig ist, sein Duell austrägt. In dieser Szene gestaltet Regisseur Teddy Chan die Selbstbezüglichkeit seines Martial-Arts-Films am offensichtlichsten. An anderen Stellen sind immer wieder mal Poster zu älteren Filmen eingebaut, und hier und da flimmern Szenen anderer Martial-Arts-Werke über einen sich innerhalb des Bildkaders befindenden Fernsehmonitor – zum Beispiel eine Sequenz aus einem 1970er-Jahre-Jackie-Chan-Film. Diese Huldigungen an das eigene Genre sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Die eigentliche Pointe offenbart Chan erst mit dem Abspann, wenn er mittels einer Abfolge kurzer Namens- und Bewegtbildeinblendungen seinen Film über 50 Regisseuren, Schauspielern, Choreografen, Drehbuchautoren, Komponisten, etc. aus dem Bereich des Hong-Kong-Kinos widmet. Wie diverse Wiederholungen kurzer Momente aus Kung Fu Killer aufdecken, haben die meisten davon sogar eine Neben- oder Kleinstrolle übernommen. Zwar überwiegt das Gefühl des fröhlichen Zelebrierens, doch wirkt diese umfassende Hommage auch ein wenig wehmütig, als würde etwas Großes zu seinem Ende gekommen sein. Auch wenn die Geschichte zuvor nur bedingt unterhaltsam oder spannend war und die meisten Namen vielen Zuschauern wohl eher unbekannt sein dürften, geben diese mit feierlicher Musik unterlegten Bilder einem schließlich doch das Gefühl, dass es sich gelohnt hat, bei diesem riesigen Stelldichein des Kung-Fu-Films dabei gewesen zu sein.
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